Sowohl Grindavik als auch das Svartsengi Kraftwerk mit seiner Blauen Lagune sind von Schutzwällen gegen Vulkanausbrüche umgeben. Die Wälle sind so angelegt, das glühende Lava nicht aufgehalten, aber umgeleitet wird. Bislang hat das sehr gut funktioniert. Es wurden zwar mehrfach Strassen von der glühenden Lava überrollt, aber die Isländer haben an der gleichen Stelle sofort neu gebaut. Einfach oben drauf als geschobene Piste – auf der erkalteten Lava.
Bei den bisherigen Ausbrüchen war die Strategie daher so, die flüssige Lava in ein weniger gefährdetes Gebiet abzuleiten – und dort auskühlen zu lassen. Das könnte nordöstlich von Svartsengi Kraftwerk inzwischen aber knapp werden. Der dortige Wall ist beim letzten Ausbruch von glühender Lava überlaufen worden. Das Becken vor dem Wall war bereits randvoll mit erkalteter Lava.
Die Karte zeigt die Situation hier vor Ort sehr gut. Grau sind frühere Ausbrüche, farbig ist die Lava Ausbreitung vom aktuellen Ausbruch. Bislang hat das Konzept, die Lava mit Wällen umzuleiten sehr gut funktioniert. Zuletzt ist die Lava jedoch am oberen Wall übergelaufen, ich hab die Stellen mit drei roten Pfeilen eingezeichnet.
Zwei blaue Punkte markieren Standorte, von denen aus ich mit der Drohne gestartet bin. Das ist einmal ein erhöhter Startplatz neben einem Wasserspeicher, oberhalb vom Svartsengi Kraftwerk. Direkt hinter dem östlichen Schutzwall war ein weiterer, sehr gut zu erreichender Parkplatz. Von dort bin ich mit der Drohne nach Osten zum nur 1000 Meter entfernten Vulkan geflogen.
Um die Frage von oben zu beantworten: glühende Lava ist so heiss, dass man sie praktisch nicht löschen kann. Trotzdem macht die Feuerwehr Experimente in dieser Richtung. Mit Wasser abgekühlte und erkaltete Lava könnte eine Barriere darstellen, um Lava umzulenken. Trotzdem ist das schwierig, denn die Wassermenge, die man dazu benötigt ist gigantisch.
Die Ereignisse sein dem Dezember 2023 sind in einem sehr guten Wikipedia Artikel zusammengefasst: Vulkanausbrüche Sundhnukur Kraterkette
Meine Bilder vom Vulkanausbruch sind hier verlinkt: Vulkan Grindavik 2024
Die Idee, glühende Lava mit kaltem Wasser abzukühlen ist nicht neu. Die Isländer haben das zuletzt 1973 beim Vulkanausbruch auf Heimaey, den Westmännerinseln gemacht.
Damals wurde mit über 30 Pumpen, von denen eine 1000 Liter Wasser pro Sekunde befördern konnte eine enorme Menge Salzwasser aus dem Meer direkt auf den glühenden Lavastrom gepumpt. Die abgekühlte Lava hat dadurch eine natürliche Barriere geschaffen, um nachdrückende Lava umzuleiten.
Auf dem Westmännerinseln hatte es die Feuerwehr in sofern einfach, als dass einfach Salzwasser aus dem Ozean verwendet werden konnte. In Grindavik müsste für einen erfolgreichen Kampf gegen die Lava jedoch eine Pipeline zum Svartsengi Kraftwerk gebaut werden. Keine leichte Sache in einem Gebiet, was Erdbeben gefährdet ist und wo sich ständig Risse im Erdreich auftun.
Die aktuellen Experimente der Feuerwehr in diese Richtung deuten aber auf einen Strategiewechsel hin, falls das bauen und erhöhen von Schutzwällen nicht mehr möglich oder erfolgversprechend ist.
Ein Wikipedia Artikel zu dem damaligen Ereignissen ist hier: Eldfell Ausbruch 1973
Der Vulkan ist aus, das Land hebt sich jedoch wieder und akkumuliert in einer Blase neues Magma. Eine erste Prognose lautet, dass es bereits im August soweit sein könnte – für den nächsten Vulkanausbruch.
In Island heisst es stets: nach dem Vulkan ist vor dem Vulkan.