Unterwegs im Iran – was sollte beachtet werden ?

Den Entschluss, in den Iran zu fahren hatte ich eher spontan gefasst. Der Iran hat Wüsten wie die Sahara, Ruinen wie in Lara Croft und Basare wie aus Tausend und einer Nacht. Genau mein Ding. Dazu kommt, dass ich sowieso keinen Alkohol trinke und die Küche im Iran durchaus fleischlastig ist. Ich vermisse daher nichts und schmecken tut mir alles.

Ausserdem (hiess es) sollen die Leute total nett sein, das kam mir entgegen.

Eine positive Erfahrung, die ich im Iran tatsächlich sehr schnell machen sollte.

Der Iran hat zwei Seiten. Die eine ist ständig in den Medien und wirft die Frage auf, welcher Arbeit unsere Journalisten eigentlich nachgehen und von wem sie bezahlt werden. Jedenfalls wird nicht neutral berichtet, das ist offensichtlich für Reisende, die den Iran besucht haben. Im Internet wird in diversen Blogs und Reiseberichten dagegen überwiegend positiv berichtet. Ich behaupte an dieser Stelle: von unabhängigen Menschen, die sich vor Ort ein eigenes Bild gemacht haben. Und nicht das wieder geben, was irgend wann Mal als Parole ausgegeben wurde.

In der herkömmlichen Presse hat der Iran jedenfalls eine denkbar schlechte Reputation: Gottesstaat, nach unserem Rechtsverständnis nicht nachvollziehbare Urteile, immer schön (und natürlich nicht ganz grundlos) auf der Bannliste von Amnesty International und Donald Trumps Amerika. Auf der anderen Seite haben sie sich zuverlässig an die Atom Verträge gehalten und im Internet ist der Iran für seine Gastfreundschaft berühmt. Es gibt daher zwei Seiten und letztendlich bleibt einem nichts anderen übrig, als selber nachzuschauen. Was ich getan habe. Nachdem die Bürokratie Hürden gemeistert waren hab ich mich in meinen LKW gesetzt und bin die ca 4000 km durch 6 Länder einfach so da runter gebrettert. Das hat 10 Tag gedauert, schnell ist so ein LKW ja nicht. Aber zur Unterhaltung hatte ich jede Menge Musik und Hörspiele dabei. Mitkommen wollte leider niemand. Iran, bist Du verrückt ? Iran mit Iraq verwechselt. Aber nun zu den Fakten, falls sich jemand in den Iran aufmachen will:

Einreise – welche Papiere sind notwendig

– VISA, wird inzwischen elektronisch erteilt und nicht mehr in den Reisepass gestempelt. Es gibt auch keinen Einreisestempel. Wohl aber einen Ausreisestempel von der Türkei, was natürlich Rückschlüsse auf eine Einreise in den Iran zulässt. Bei mir hat es mit dem VISA leider nur über eine Agentur funktioniert, das war teuer.

– Passport, logisch, dieser sollte wenigstens ein halbes Jahr Gültigkeit haben

– grüne Versicherungskarte. In der muss Iran stehen. Schickt einem die Fahrzeug Versicherung zu.

– Carnet de Passage. Das ist eine Kaution dafür, dass man das Fahrzeug auch wieder ausführt. Wert vom LKW 15.000, hinterlegt hab ich daher 10.000 Euro. Dazu wird man in Deutschland Zwangsmitglied beim ADAC, welcher dieses Dokument ausstellt und sich wahrscheinlich sagt: es gibt nichts schöneres als ein Monopol. Kostenpunkt 230,- Euro.

Diese vier Dokumente werden an der Grenze abgefragt. Bei der Visa Beantragung wurde eine Auslandsreise Krankenversicherung abgefragt. Da ich wegen dem Carnet de Passage sowieso „ADAC plus“ Zwangsmitglied geworden bin, war die Rückholung im Krankheitsfall (Behandlung oder ausfliegen) schon Mal geregelt. Es kommt dann z.B. noch die HUK Auslandskrankenversicherung dazu, kostet 9 Euro.

Ich hab mich noch um den neuen Karten Führerschein bemüht. Was das für ein Theater war kann man hier im Blog nachlesen. Mit dem bekommt man den Internationalen Führerschein, weder der eine noch der andere wurde jedoch während der 2 Monate im Iran verlangt. Trotz mehrmaligem Kontakt / Check mit der sehr freundlichen Polizei – und ausserdem steuere ich einen ex-Militär LKW mit 7,5 Tonnen.

Impfungen wurden nicht abgefragt. Sinnvoll sind natürlich gängige Medikamente, Breitband Antibiotika um 48h zu gewinnen falls man ich sag jetzt Mal ne Blinddarmentzündung entwickelt.

Ich bin vorher nochmal zum Zahnarzt gegangen, der hat auch tatsächlich Karies unter einer Füllung gefunden und das repariert. Das hätte im Iran zum Problem werden können.

Ansonsten sind im Iran Porno, Alkohol und Schweinefleisch verboten. Wer daher mit zwei grunzenden Schweinen unter dem Arm an der Grenze erscheint, wird nach Hause geschickt, mit den zwei Schweinen unterm Arm. Sachen wie Drohnen und Funkgeräte sind zumindest nicht gern gesehen, das lässt man besser zu Hause – steht aber nirgendwo und hab ich eher zufällig erfahren. Hab ich dann wieder ausgeladen.

Ich war eher übervorsichtig und hab für den Iran daheim gelassen, was auch nur im entferntesten zum Problem werden könnte. Bedenken sollte man auch, dass die Anreise durch 6 Länder statt findet, Drohnen z.B. können bereits auf dem Weg in den Iran von irgendwem beanstandet werden. Die Checks Richtung Iran sind aber meiner Erfahrung nach bei Touristen eher lasch.

Visa im Iran, Visa Verlängerung

In der Regel wird man das Land mit einem Touristen Visa betreten, dieses hat 30 Tage. Meins wurde durch einen Veranstalter gebucht. Für die Visa Vergabe scheint es notwendig zu sein, eine Hotel Buchung nachweisen zu können. Das eigene Fahrzeug als „rollendes Hotel“ zu deklarieren funktioniert nicht, macht an der Grenze aber auch keine Probleme.

Das Visa kann üblicherweise 2x um den gleichen Zeitraum verlängert werden. Die nächsten 30 Tage werden aber nicht dran gehängt, sondern gelten ab dem Tag der Bewilligung. Es ist daher etwas Nervensache, am Tag 25 eine Visa Verlängerung zu beantragen, mit maximal 5 Tagen im Nacken zur Ausreise. Im Zweifelsfall droht eine kleine Strafe und Ärger mit den Behörden.

Meine Visa Verlängerung hab ich in Kerman gemacht, das war unproblematisch. Zeitaufwand: ein Vormittag und etwas Ping Pong zwischen der Behörde und einem Copy Shop. Um auf Nummer sicher zu gehen stand mein Truck auf dem Parkplatz von einem Hotel und ich war dort offiziell gemeldet.

Strassen Verkehr im Iran – was ist anders

Die Iraner sind die liebsten Menschen, die man sich vorstellen kann – aber am Steuer eines Autos mutieren sie. Der Fahrstil ist riskant bis lebensgefährlich und tatsächlich sind Unfälle häufig. Es wird bei Rot über die Ampel gefahren, geschnitten, ausgebremst und auf bis zu 5 cm an das eigene Fahrzeug herangefahren. Das ganze während gleichzeitig fröhlich gehupt und gewunken wird, um einen als Touristen willkommen zu heissen. Das Telefonieren und Filmen mit dem Handy während der Fahrt ist normal, durchaus auch im Kreisel oder bei Tempo 100, daher in Situationen in denen es wirklich nicht angebracht ist, ausser man beabsichtigt den eigenen Tod ins Internet zu streamen. Motorrad Fahrer sind oft in der Gegenrichtung unterwegs, haben selten einen Helm und oft noch Kinder im Arm. Ganze Familien sitzen auf einem Motorrad. Ein Grossteil der Fahrzeuge ist Schrottreif, Pannen am Strassenrand häufig. Ich hab hier ein Auto mit komplett abgebauter Beleuchtung erlebt und vielleicht sechs Leuten darin, welches mit defektem Motor, schief durchhängend und halb offener Motorhaube mit 30 dahin geschlichen ist. Dahinter ein Polizeiauto. Das hat dann überholt, ohne die Situation zu beanstanden. Echt jetzt.

Das fahren mit Tagfahrlicht ist unbekannt, der Blinker wird so gut wie nie verwendet. Speziell Pickups sind meist abenteuerlich beladen, eine vernünftige Ladungssicherung ist die Ausnahme bzw es sind nur bessere Schnüre zur Ladungssicherung bekannt. Der Transport von lebenden Tieren auf ungesicherten Ladeflächen ist die Regel. Fahrzeuge werden weit über die Leistungsgrenze hinaus beladen. Die Ladung kann nach vorne, hinten, seitlich oder nach oben – daher weit in alle möglichen Richtungen über das Fahrzeug hinaus ragen. Eine Kennzeichnung von weit aus dem Fahrzeug herausragenden Ladungs Gegenständen ist unbekannt.

Unter der Ladung kaum zu erkennen: ein Zamyad24 Pickup, ein im Iran oft anzutreffender Packesel.

So weit ich es beobachtet habe, hat Rechts Vorfahrt. Das betrifft Kreisel und (teilweise überraschend und ohne Beschleunigungsspur) von Rechts kommende Strassen. Das ist aber nur meine persönliche Vermutung.

Achtung, das dort ist eine Ampel. Die ist ROT. Übersieht man schnell Mal. Und warum fahren die alle durcheinander ? Naja auch egal.

Geradezu tödlich sind die diversen Bodenschwellen, die zum Abbremsen zwingen. Diese sind oft nicht gekennzeichnet, in Dörfern sollte man mit mindestens zwei rechnen. Bodenschwellen sind auch dort zu vermuten, wo Verkaufsstände am Strassenrand zu sehen sind. Böse Zungen behaupten, dass ein Teil der Schwellen von den Dorfbewohnern (Strassenbudenbetreibern) improvisiert wurden.

Ich würde Nachts nur fahren, wenn es sich wirklich nicht vermeiden lässt und mein Rat wäre, im Stadtverkehr nicht schneller als 30 zu fahren und möglichst die mittlere oder linke Spur zu benutzen. Rechts können unerwartet Hindernisse auftauchen oder überraschend Fahrzeuge parken oder anhalten. Der Klassiker: ein Taxi überholt einen, um direkt vor einem abzubremsem. Es steigen Passagiere ein und aus.

Ein Grossteil der Strassen ist aber in einem sehr guten Zustand, selbst im ländlichen Bereich. Die Verbindungen zwischen den grossen Städten sind tadellos ausgebaut. Die meisten Nebenstrecken fahren sich (abgesehen von den Bodenwellen) angenehm und sind landschaftlich sehr abwechslungsreich. Aber Streckenabschnitte mit vielen Schlaglöchern oder noch nicht erneuerten Strassen sind durchaus möglich. Der Iran verbessert sein Strassennetz mit Nachdruck, im ganzen Land sind Bautrupps bei der Arbeit zu sehen. Unterspülungen oder beschädigte Teile von Strasse sind meist mit darauf gelegten Steinen markiert.

Das ist bereits eine sehr gute Ladungssicherung, da mehrere Schnüre und nicht nur eine verwendet wurde.

Ich bin mit dem Truck quer durch Tabris gefahren, weil das Navi die direkte Route ausgerechnet hat. Das ist etwas, was ich ganz gewiss nicht nochmal machen werde in meinem Leben.

Auf der anderen Seite sind die iranischen Autofahrer in Situation umsichtig, wo man es nicht erwarten würde. So musste ich in Shiraz bei der Ausfahrt vom Hotelparkplatz auf der vierspurigen Strasse in die Gegensichtung wechseln, kam an der Kreuzung aber nicht rum. In der Situation war es notwendig abzubiegen, dann blind rückwärts zu fahren um den Truck wieder gerade auf die Strasse zu lenken. Eine Ampel war da nicht. Trotzdem haben alle Autofahrer auf der zweispurigen Strasse angehalten und gewartet, bis ich fertig bin.

Das hab ich zwei Mal gemacht, bei der Abreise nochmals. Gleiche Reaktion, es war daher kein Zufall.

Diesel im Iran

Für Diesel braucht man an der Zapfsäule immer eine Chipkarte, die hat man als Tourist natürlich nicht und das ist auch für niemanden eine Überraschung. An der Tankstelle läuft es dann ganz unterschiedlich.

Wenn man Glück hat, zieht der Tankwart seine eigene Karte durch und macht voll. Zum LKW Tarif, das sind dann z.B. 600.000 Rial für 200 Liter. Geil ! Volltanken für 15 Euro oder sowas … das ist der Idealfall.

An manchen Tankstellen wird man jedoch weggeschickt, wenn man keine Chipkarte hat.

Es gibt auch einen Mittelweg. So war es an einer Tankstelle so, dass ich mit dem Guthaben von zwei vorbeikommenden zamyad 24 Fahrern (Iranischer Pickup, gibt es auch als Diesel) 2x 80 Liter für 1.500.000 Rial bekommen hab. Private Personen haben andere (teurere) Preise als die LKW Fahrer, die mit ihren Fahrzeugen die Wirtschaft am laufen halten. Naja nicht ganz so gut, der private Preis, aber es geht erst Mal weiter und aus unserer Sicht ist es immer noch billig. Ich musste daher eine halbe Stunde auf jemanden mit einer Karte warten und hab den beiden Tankwarten zwischenzeitlich Eis gekauft. Kommt immer gut, so kleine Aufmerksamkeiten, Rücksicht und Höflichkeit ist im Iran sehr wichtig und ich schätze diese Form des Zusammenlebens auch sehr.

Ich hab ansonsten einen 300 Liter Tank und ca 100 Liter Reserve Kanister. Reserve Kanister werden ungern vollgemacht, aber dafür gibt es ja die 12 Volt Diesel Pumpe von ebay für 20,- …

Daher immer etwas auf doof / Tourist machen, freundlich sein, Zeit haben, sich mitteilen – und wenn es gar nicht geht: nicht ärgern sondern weiter fahren. Den Tankwart erkennt man daran, dass er ein Bündel Bargeld in der Hand hält.

Kommunikation im Iran: englisch & persisch & kurdisch

Englisch: spricht im Iran kaum jemand. In Ballungsgebieten sieht es besser aus, ansonsten würde ich die Quote auf maximal 2% festlegen. Das macht aber nichts. Man kann sich durch die dokumentierte Reiseroute und Fotos mitteilen. Und mit ganz viel zeigen und zeichnen.

Ich bin leider nicht so ein Sprachgenie. Wer die Möglichkeit hat, sollte vor einer Iran Reise 250 bis 500 Wörter Farsi lernen. Im Norden Irans rund um Tabris wird türkisch gesprochen.

Geld wechseln im Iran – und was hat es mit Toman auf sich

Geld würde ich generell nicht in einer Bank, sondern in einer Geldwechselstube tauschen. Auf der Strasse würde ich nur Kleinstmengen (10 Euro) tauschen. Geldwechsler findet man immer in der Nähe vom Basar, in jeder grösseren Stadt. Zur Zeit (Mai 2019) ist es so, dass der Rial stark gegenüber dem Euro verliert. Während ich Anfangs des Urlaubs 500.000 Rial für 5 Euro bekommen hab, waren es eine Woche später bereits 750.000 und drei Wochen nach meiner Einreise 810.000 Rial. Man sollte daher immer nur so viel Euro tauschen, wie gerade nötig. Mein Rat wäre, direkt an der Grenze eine kleine Summe zu einem halbwegs akzeptablen Preis zu tauschen, um wenigstens eine Tankfüllung oder einen Imbiss bezahlen zu können.

Unsere Kreditkarten funktionieren nämlich nicht, akzeptiert wird nur Rial und die Iraner habe eigene Bankkarten. So eine kann man aber nur beantragen, wenn das Visa länger als 30 Tage gültig ist.

Die Iraner rechnen oft in Toman und nicht in Rial. Toman heisst: eine Null weniger. Wenn die Kasse 50.000 anzeigt, sind daher 500.000 Rial gemeint. Ich konnte mich damit nicht anfreunden, da ich aus dem Euro Raum komme und persönlich in kleineren Zahlen denke. Ein Cafe Latte kostet 2,5 Euro, der Liter Diesel 1,20 und so weiter. Für mich ist es daher gleich unübersichtlich, ob es nun 50.000 Toman oder 500.000 Rial sind, das sind immer noch viel zu viele Nullen für mich. Folglich hab ich immer nur in Rial gerechnet und eher in Millionen gedacht. 0,2 Mill für eine Mittagsmenü, 2 Mill für ein Hotelzimmer, 0,1 Mill für eine Tüte Kartoffeln.

SIM Karten im Iran – Telefonie und Internet mit Irancell und MCI

Direkt in der ersten Stadt ist ein Irancell Laden, der einem eine SIM Karte verkauft. Diese muss dann aber noch mit Guthaben aufgeladen werden, das geht mit Guthaben Codes vom Kiosk / aus kleineren Läden. Das ganze kann man unter Android mit der App myirancell überwachen bzw damit (auch auf Englisch) Pakete buchen. Das ganze ist kompliziert, ich hab das nur mit Hilfe von einem waschechten Iraner hinbekommen. Das aktivieren der SIM Karte hat zwei Tage gedauert, es wird der Pass und das VISA abgefragt und ausserdem werden die Fingerabdrücke genommen. Als Tourist bekommt man eine Touristen SIM, die nach 30 Tagen abläuft und nicht verlängert werden kann. In manchen Läden wird so eine Karte auch direkt aktiviert – ohne Wartezeit.

Die Internetversorgung ist gut, LTE ist oft verfügbar. Das Netz von MCI ist besser als das von Irancell, ich würde mir einfach beide Karten besorgen. Whatsapp funktioniert, Telegram nicht. Amazon, eMail, eBay und alle Dienst, die auf einen US amerikanischen Server setzen funktionieren nicht – und daran sind diesmal nicht die Iraner Schuld. Google Maps / gMail funktioniert tadellos. Deutsche SIM Karten buchen sich zwar ein, aber es gibt kein Datenvolumen und Telefonverbindungen nach Deutscland funktionierten bei mir nicht, SMS dagegen schon. Das ist aber sehr teuer. Ich würde mir daher eine iranische SIM besorgen und Whatsapp verwendet, was notfalls natürlich auch auch über ein Hotel WLAN geht.

Mit der Irancell SIM und der App myirancell war es möglich, für die Türkei und Georgien Roaming Pakete zu buchen. Das war sehr günstig und hat auf der Rückreise einwandfrei funktioniert. Dabei muss man jedoch den Tod der SIM Karte nach 30 Tagen im Auge behalten. Speziell in der Türkei ist es schwierig, eine SIM zu bekommen, da hat mir die Irancell Karte sehr geholfen.

Für eMail und bestimmte Webseiten muss ein kostenpflichtiger VPN Dienst wie expressvpn installiert werden. Am besten vor der Einreise, da die Webseite im Iran logischerweise nicht erreichbar ist.

Iridium (Satellitentelefon) geht nicht. Iridium vermittelt wegen der US Sanktionen keine Gespräche. Dieses teure Spielzeug lässt man entweder gleich zu Hause oder schafft es vernünftigerweise gar nicht erst an.

Lebensmittel, Alltag, Leben und Camping im Iran

Das Leben im Iran ist unfassbar billig, wenn man aus dem Euro Raum kommt. Man kann zwischen 1,50 und 2,50 Euro essen gehen. Diesel ist subventioniert und sagenhaft billig, wenn man Glück hat und der Tankwart mitmacht. Eintrittspreis in Museen sind eher symbolisch zu entrichten. Camping oder das Übernachten auf einem Parkplatz ist praktisch überall möglich, meist gratis. Das Land ist für Touristen (ausdrücklich auch Frauen) sehr sicher und man bekommt überall Hilfe, wenn nötig.

Gastfreundschaft + Erklärung zu Taarof

Die Gastfreundschaft ist umwerfend. Die Iraner freuen sich ehrlich und aufrichtig, dass man ihr Land besuchen möchte und zeigen das ausdrücklich. Ständig wird man angeblinkt, angehupt und die Menschen winken einem zu. Wichtig zu wissen ist dabei, dass die Iraner ein sehr höfliches und herzliches Volk sind. Viele Angebote werden daher aus Höflichkeit gemacht und man sollte dies nicht annehmen bzw ausnutzen. Es geht eher darum, dass der Gast sich wohl fühlen soll und um ein angenehmes Miteinander. Diese Höflichkeitsformel heisst Taarof. Gut gemeinte Angebote kunstvoll und mit übertriebene Gesten abzulehnen kann nebenbei gesagt auch ziemlich Spass machen.

Typisches Beispiel: eine Einladung nach Hause, dies erfolgt wahrscheinlich aus Höflichkeit. Also mindestens 3x ablehnen, wenn der Gastgeber dann immer noch darauf besteht kann man annehmen. Sollte aber an eine Gegenleistung denken.

Ein anderes Beispiel: Zwischendurch hatte ich keine Lust, auf der Autobahn zu fahren und so bin ich parallel dazu auf der Landstrasse gefahren. Dort waren ein paar Leute auf dem Feldern, die dort mit einem Stock herumgeklopft haben. Ich bin rechts ran gefahren um nachzusehen, was die Leute dort treiben. Ein Mann hat es mir demonstriert: man klopft mit dem Stock auf den Boden, meistens macht es hart tock, tock, tock. Aber manchmal macht es auch eher weich doing und dort ist dann eine Art Knollenpilz vergraben. Ich durfte einen probieren, schmeckt ein wenig nach Wallnuss.

Taarof: der Mann wollte mir sofort seine gesamte Ausbeute schenken.

Es wäre in dieser Situation jedoch komplett falsch, kurz nachzudenken, die Tüte zu nehmen (für die der Mann zwei Stunden lang gesucht hat), sich zu bedanken und weiter geht’s. Das ist natürlich als Höflichkeit gedacht gewesen und muss mehrmals und gestenreich abgelehnt werden. Und in der Situation war es so, dass ich kein persisch / türkisch sprach und der Mann kein Englisch.

Im Iran sind die Leute jedenfalls super nett zu einem und ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass einem an jeder Stelle geholfen wird.

Noch ein Beispiel: ich war auf einem Basar in Teheran, dort bin ich mir mit einem Flohmarkt Händler über den Preis einer kleinen Silber Münze nicht einig geworden. 15 Euro hätte ich gegeben, er wollte aber mehr. So bin ich erst Mal weiter geschlendert. Eine Stunde später hab ich ihn an einem Stand für belegte Brötchen und Cola wieder getroffen – und ihn spontan zu einem Snack eingeladen. Wir schmausen daher gemütlich und kaum ist alles verdrückt flitzt er los, kommt mit der Silber Münze zurück und drückt sie mir in die Hand.

Der Händler: „sie ist wertlos, ich schenke sie dir“.

Ahh – Taarof erkannt ! In dem Moment wäre es völlig daneben, danke zu sagen und mit der Münze abzuzischen. Unter vielen Gesten, Freude und Erstaunen über so viel Gastfreundlichkeit konnte ich dieses überwältigende Geschenk selbstverständlich nicht annehmen. Unter Zwang, sonst wäre ich ernsthaft beschämt gewesen, musste er dann meine 20 Euro akzeptieren.

(was der faire Preis war)

Ich kenn einige Reiseberichte aus dem Iran von Europäern, da steht dann z.B. folgendes: „uns ist der Camper kaputt gegangen, der musste in eine Werkstatt – und wir mussten für die Reparatur überhaupt nichts bezahlen ! “

Natürlich muss man da was bezahlen ! Die Werkstatt arbeitet nicht umsonst, die Mitarbeiter wollen auch Mal in den Supermarkt oder brauchen neue Schuhe. Das war Taarof und selbstverständlich muss man dem Werkstattbesitzer irgend einen Betrag freundlich aufdrängen. Auf den er dringend angewiesen ist. Wirtschafschaos und so. Leute, das war Taarof.

Oder: „wir waren tagelang bei einer netten Familie eingeladen, aber das traurige war zum Schluss, dass uns dann 20 Euro aus der Brieftasche gefehlt haben“.

Lässt man sich als stinkreicher Europäer vielleicht tagelang von einer finanziell wohl eher knapp gestellten Familie im Iran durchfüttern und bewirten ? Da ist irgend eine Gegenleistung fällig und wenn man die Menschen mag, wird man das auch sehr gern tun und es wird aus unserer Sicht immer noch ein unfassbar kleiner Betrag sein, für Einkäufe z.B.

Irgend einen Vorwand gibt es immer. Ich war im Iran zu den Bachtiari eingeladen, einer eigentlich sehr verschlossenen ethischen Minderheit, die beispielsweise strikt gegen Fotos sind. Da hab ich dann darauf bestanden, zur sicherlich irgendwann statt findenden Hochzeit des Jüngsten Sohnes etwas in dem Familien Sparstrumpf zu stecken.

Polizei im Iran: netter als gedacht

Die reguläre Polizei im Iran erkennt man an der weissen Uniform und dem weissen Polizeiauto. Die Polizisten habe ich ausnahmslos als hilfsbereit und sehr freundlich erlebt. Beim Kontakt ging es eher darum, ob ich Hilfe brauche und mich zurecht finde. Der Reisepass wurde (wenn überhaupt) eher beiläufig nachgefragt. Noch so ein Ding im Iran: nach meinem Führerschein wurde ich nie gefragt, dabei hatte ich für die Erlangung des Internationalen Führerscheins ja einige Klimmzüge unternommen, siehe hier:

www.25u.de/internationaler-fuehrerschein

Geheimpolizei / Militärpolizei / Revolutionsgarden

Ein weisser Saipa hupt neben mir, überholt mich und bremst den LKW aus, heraus springen drei zivil gekleidete Personen. Diese gucken böse.

Kurze Zeit später ist der Truck von bewaffneten Soldaten umringt und von drei Pickups zugeparkt. Ich zeige meinen Passport, lasse mich nicht beeindrucken und führe die Kabine vor. In meiner engen Wohnkabine stehen daraufhin dich gedrängt fünf geheime Leute, die hektisch und gleichzeitig in Funkgeräte und Handies sprechen. Aber da das ganze ja wohl doch eher nach Tourist aussieht, entspannt sich die Lage. Ich zeige die Karte vor, auf der ich jede Übernachtung eingetragen hab, das eVisa und diverse Fotos mit unverkennbar touristischen Inhalt. Erst war ich tatsächlich erschrocken, aber nach einiger Zeit habe ich Mühe, ernst zu bleiben. Auf einem der Bilder hab ich ein Vorhängeschloss geknipst, weil es so schön golden war: sofort ist das Mistrauen zurück, alle geben diese Neuigkeit gleichzeitig per Funk und Handy weiter. Das ganze wird aber irgendwie zu einer touristischen Inszenierung, um den Schurkenstaat herauszukehren, habe ich den Eindruck. Ich habe weder ein halbes Schwein an board noch eine junge Dame im Bett und auch sonst nichts angestellt. Einer der Soldaten vor dem Truck kann etwas Englisch und er raunt mir zu, dass der Boss sehr schlau ist. Hm, hm … klar. Jedenfalls kann ich ein Familienalbum vorzeigen, in dem ich Vater von drei Kindern bin. Der von mir mitgeführte Kopierer (staunen) spuckt ein Kopie vom Passport aus, auf die ich vorsichtshalber noch den Namen von meinem Vater schreibe (Name vom Vater, das ist so eine Art runnig gag im Iran). Das kommt ziemlich gut an und da ich offenbar kein amerikanischer oder israelischer Spion bin und sowieso harmlos aussehe einigen wir uns darauf, dass ich nun in die nächste Stadt weiter fahre. Zum Schluss guckt nur noch einer der drei aus dem Saipa finster.

Ich vermute Mal, dass es sich hierbei um die berühmte Geheimpolizei gehandelt hat. Was genau vorgefallen war, liess sich auf Grund der Sprachschwierigkeiten nicht ermitteln. Interessant war die Reaktion der Bevölkerung. Diese fand sich rasch um den LKW ein, um zu beobachten. Mir wurde fürsorglich Hilfe angeboten, ein Passant konnte gut Englisch und bot an, zu übersetzen. Gegenüber dem Trupp, der mich gestoppt hatte war die Bevölkerung abweisend. Aufforderungen, den Platz zu verlassen wurden ignoriert. Wenn die reguläre Polizei anwesend ist, werden dagegen eher Spässe und Selfies gemacht und die Stimmung ist entspannt bis ausgelassen.

Ich glaube, dass solche Vorkommnisse im Iran eher die Ausnahme sind. Die reguläre Polizei ist wie gesagt ausgesprochen freundlich. Mein Rat wäre, in so einer Situation (z.B. auch an Checkpoints) cool zu bleiben. Die Leute waren (wie alle Iraner) erkennbar neugierig auf das Gefährt, mit dem ich unterwegs war. Es ist nicht verkehrt, da etwas mitzuspielen und alles vorzuführen, z.B. auch besonders gelungene Fotos aus dem Iran zu zeigen um deutlich zu machen, wie sehr man dieses Land im Grund schätzt.

Wenn so eine Situation passiert würde ich nicht auf pampig / genervter europäischer Tourist machen, sondern mit leichter Verwunderung mitspielen. Da alle Iraner etwas verspielt sind kann das zeigen von Fotos (wo sind die Beweise von diesem israelischen Spion ..?) schnell in gemeinsame Begeisterung für iranische Sehenswürdigkeiten umschlagen. Das gilt auch für Ausrüstung, die man zeigt – okay vielleicht nicht gerade das Funkgerät oder das Sat Telefon.

Spätestens wenn Tee angeboten wird und Selfies mit einem gemacht werden, ist die Situation geklärt.

Fotografieren im Iran

Ich würde Polizisten / Militär und diesbezügliche Einrichtungen nicht fotografieren, das kann auch ein staatlich gebauter Staudamm sein. Selbst wenn ein Polizist dir freudig ein Selfie vorgeschlagen hat kann der nächste Posten das falsch verstehen. Fotografieren sollte man auch nichts, was verboten ist wie illegal gepantschter Alkohol, den manche Jugendliche leider dabei haben. Also vorsichtshalber nichts, womit irgendwer Ärger kriegen könnte.

Menschen sollte man vorher fragen, ganz besonders vorsichtig sollte man bei der Ablichtung von Frauen sein. Die Bachtiari in Chelgerd möchten aus kulturellen Gründen ganz ausdrücklich keine Fotos ihrer Frauen. Das ist so und wenn man sich daran hält, sind das die gastfreundlichsten Menschen, die man sich vorstellen kann.

Die Iraner sind ansonsten Handy Selfie verliebt, das gilt ausdrücklich auch für Frauen. Gegenfotos sind dann erlaubt. An einigen Orten kann fotografieren verboten sein – mit einem Fotoapparat. Aber fotografieren mit dem Handy ist erlaubt. Im Iran sind sowieso viele Dinge gleichzeitig verboten und erlaubt.

Gemeinsame Selfies deuten oft den Abschied an.

Essen / Trinken / Einkaufen im Iran

Ich hab mit gebratenem Fleisch und Reis die beste Erfahrung gemacht. Ausserdem habe ich die Strategie angewendet, immer nur wenig bzw halbe Portionen zu essen. Der Magen kommt mit problematischer (ungewohnter) Nahrung eher klar, wenn es nur die Hälfte ist. Jogurt (unverpackte Milch Produkte) habe ich komplett gemieden, ausserdem habe ich versucht, abwechselnd iranisches Essen und mitgebrachtes, selbst gekochtes Essen (und wenn es nur Nudeln mit Sauce war) zu essen. Obst und Gemüse muss immer abgewaschen werden. Das Leitungswasser hat nicht immer Trinkwasserqualität. Wenn es schlecht schmeckt oder gechlort ist, würde ich wenigstens für Tee oder Getränke Trinkwasser in Flaschen kaufen. Obwohl ich einen eher empfindlichen Magen habe, bin ich so nicht ein einziges Mal ernsthaft krank geworden. Ich hatte in den zwei Monaten aber tatsächlich 2x etwas Durchfall.

Wenn man Glück hat, trifft man auf einen Supermarkt mit fixen Preisen bzw einem Barcodescanner an der Kasse. Ansonsten sollte man die Preise vergleichen oder vorher fragen, da der Shopbesitzer sonst den Preis festlegt. Das wird eventuell ein etwas zu hoher Touristenpreis sein.

So hab ich im Supermarkt im Teheran 7 Millionen für einen riesen Einkaufswagen, randvoll, mit echt allem bezahlt. Das war sehr günstig. Aber auch einmal 1 Millionen für drei Tüten Saft im Miniladen, viel zu teuer. Irgendwann weiss man die Preise in etwa. Eine Melone kosten (im Mai 2019) um die 100.000 bis 200.000, ein kleines Eis 5.000 bis 10.000.

Überlegungen zum Tourismus und zu bezahlten Tourist Guides

Der Pilzsucher (siehe oben) war jemand, der sehr ehrlich war und das trifft auf praktisch alle Menschen im Iran zu, würde ich sagen. Es kann in bestimmten Situationen aber auch passieren, dass gewisse Leute super nett zu einem sind, aber dies hat, wie sich später herausstellt, einen finanziellen Grund. Merkt man aber meist zu spät.

Solche Leute warten an touristischen Spots auf einen und handeln aus Eigeninteresse.

Beispielsweise bei der Einreise. Kaum am türkischen Grenzposten angekommen stand da bereits eine freudige Person, die mich gerne begleiten wollte – und Fragen nach den Kosten von diesem Service auswich. Vor mir waren gerade zwei Busladungen Passagiere am Grenzposten angekommen, es war das dichteste Gedränge überhaupt bestehend aus Familien, Reisegruppen, Kindern und jede Menge Koffern und Gepäck. Der Typ schob mich (ich = leicht erschlagen von der Situation) an den Leuten vorbei, die fanden das verständlicherweise nicht fair. So hab ich dem Burschen dann klar gemacht, dass ich nun erst Mal frühstücke und wie sich zeigen sollte war nach einem Müsli und Tee (und etwas Zeit zum Nachdenken) die Lage im Grenzposten geklärt und die Busladung abgefertigt.

„Und was bekomme ich für meinen Service ?“ Verdient gehabt hätte er einen Arschtritt, aber von mir gabs aus Nettigkeit einen Quark aus dem Kühlschrank.

Auf der iranischen Seite das gleiche, nur dass ich den dortigen Freelancer erst als Touristguide erkannt hab, als er (nach der kompletten Abfertigung, diese war auch sehr gut) mit mir Geld wechseln wollte. Der Kurs war schlecht, 500.000 Rial für 5 Euro, aber so hatte ich etwas Startgeld in der Tasche und im Grunde genommen hat er mir auf der iranischen Seite wirklich sehr geholfen und schien von der Mannschaft dort komplett akzeptiert zu sein. So einer gewissen Schlitzohrigkeit wird man im Iran begegnen – aber ich rate dazu das sportlich zu sehen.

Und daran zu denken, dass die Menschen dort unter teilweise sehr schlechten Bedingungen ihr Geld verdienen müssen.

Falls ihr Mal in Tabriz seid, werden ihr vermutlich Bekanntschaft mit dem English Teacher machen. Er ist stadtbekannt. Der English Teacher stellt sich als solcher vor, spricht aber kaum Englisch und möchte unbedingt dein Freund sein. Er wird dir ganz viele Bilder von seinen vielen Overlander Bekanntschaften zeigen – und dann am liebsten die ganze Stadt. Ich bin den Kerl kaum wieder los geworden. Irgendwann musste ich ihm unmissverständlich klar machen, dass ich nun auf den Bazar spaziere und zwar allein, da war er mir schon quer durch die Metro gefolgt. Ich hab den English Teacher dann am Abend vor dem Hotel Goli wieder getroffen, wo ich mein Lager auf dem Parkplatz aufgeschlagen hatte – und am Tag darauf auf dem Free Parking Campingplatz in der Innenstadt. Der English Teacher schleicht daher an den Touristen Hotspots herum und es ist völlig klar, dass später unmissverständlich eine Geldforderung für seine fragwürdigen Dienste gestellt wird. Aber zunächst will er nur dein Freund sein.

Ähnlich lief es, als ich nichts ahnend auf der Suche nach einem Irancell Shop den Basar verliess. Dort in der Nähe wurde ich von Ali aufgegriffen (er spurtete mir hinterher) und mehr oder weniger zum Tee in seinen Nähmaschinen Laden verfrachtet, um dort die Bekanntschaft mit Erfan zu machen. Der als Tourist Guide arbeitet, es aber auch erst Mal nicht so genau sagt. Beide wirklich super nett, aber auch ein wenig schlitzohrig.

Mein Rat dazu wäre, sämtliche Bekanntschaften im Iran (aber nicht nur dort) in zwei Gruppen zu sortieren. Die erste sehr grosse Gruppe ist herzenslieb, machen den Charakter des Landes zum Grossteil aus und will dir wirklich helfen. Das kann man annehmen, meist werden es Menschen sein, auf die man selber zugegangen ist. Man sollte aber auch immer etwas zurück geben. Oder es sind Zufallsbekanntschaften z.B. auf dem Campingplatz. Diesen Iranern wird man zu 100% vertrauen können. Wobei bei den Vorschlägen aus Gruppe eins auch etwas Taarof dabei sein kann und man die Hilfe gegebenenfalls ablehnen sollten. Gruppe zwei tut erst Mal nett, hat aber klare finanzielle Absichten. Diese Leute suchen einen direkt auf, es ist wahrscheinlich keine Zufallsbegegnung. Entweder sagt man ganz entschieden, dass man diese Hilfe nicht möchte oder es wird genau so entschieden und konsequent ein Preis gefixt – und zwar vorher.

Ich muss allerdings sagen, dass ich mit Erfan Glück hatte. Erstens spricht er perfekt Englisch, zweitens kennt er Tabris und die Umgebung gut, drittens kennt er sich natürlich mit Angelegenheiten aus, für die man tatsächlich einen Iraner braucht wie dem aufladen der SIM Karte und dem aktivieren von Datenpaketen. Er ist auch menschlich ein super Typ und ich glaube, dieses Cleverle kann es noch weit bringen.

Einen Guide zu buchen hat daher Vorteile und Nachteile. Der Vorteil kann darin bestehen, bestimmte Sachen abzukürzen. Man ist unter Umständen schneller am Ziel. Der Nachteil besteht darin, dass man eventuell in Watte gepackt wird. So war es für mich eine spannende Erfahrung, alleine auf den Basar in Tabris zu gehen. Ich wurde als Ausländer oft angesprochen und habe mit Händen und Gesten verständlich gemacht, woher ich komme, wohin ich will und dass ich den Iran sehr mag. Ich: ohne türkisch / persisch in Tabris, die Iraner in der Regel ohne Englisch. Stellt euch mal vor, diese Konversation übernimmt ein Guide in der Muttersprache für euch. Ihr steht herum, der Guide regelt alles und gibt die Antworten durch. Das ist etwas komplett anderes, als wenn man es selbst macht und dabei eventuell auch Fehler macht. Richtig schlecht läuft es, wenn man als Guide dann auch noch so einen Typen wie den English Teacher dabei hat. Der einfach nur heilfroh ist, endlich Mal wieder auf dem Fahrersitz zu sitzen und einen Touristen für Geld herumführen zu können. Anstatt einem Guide mit halbgaren Englisch Kenntnissen, der nur einen Bruchteil der Informationen weiter gibt nimmt man sich besser einen Block zum zeichnen mit – oder übersetzt Wörter mit Google Translate.

Die Schattenseite bei Guides ist daher, dass man eventuell etwas im Watte gepackt wird und weniger vom Land mitbekommt. Es kann auch sein, dass vom Guide aus Eigeninteresse interessante Begegnungen, Vorschläge oder Einladungen verhindert werden. Jemand wie der English Teacher möchte die Initiative behalten und schön weiter dein Guide sein. Und dich auf gar keinen Fall aus der Hand geben.

Ebenso schlecht können im Iran die gut gemeinten Vorschläge für einen sein, obwohl man es im Grunde selber besser weiss. So wurde mir als Tourist ständig nahe gelegt, ein Taxi zu nehmen und im Hotel zu schlafen anstatt im selbst ausgebauten LKW. Tabris hat aber seit neuem eine Metro, völlig modern, haben die Chinesen gerade gebaut. Das ist viel sicherer als der durchgeknallt zu nennende Strassenverkehr in Tabris und im eigenen Truck schlafe ich wirklich sehr gut. Aber es war ganz aufrichtig gut gemeint und voller liebevoller Sorge, dass es einem auch ja gut geht.

An einer anderen Stelle hab ich in der Nähe von einem Fluss geparkt. Da kamen Hirten und haben mir verständlich gemacht, dass es wegen Hochwasser sehr gefährlich wäre. Gut, auf die Lokals gehört, umgeparkt, etwas höher. Eine halbe Stunde die nächste Begegnung: viel zu gefährlich, der Fluss könnte über die Ufer treten. Ich hab mir das dann Mal in Ruhe angeschaut: ich war auf dem gleichen Level wie einige Häuser, der Fluss nicht mehr zu hören und der T244 kann zur Not 75cm unter Wasser stehen. Die Ausfahrt war in Sicht und im Dunkeln umzuparken und einen neuen Standplatz zu suchen kann man vergessen. Das war falscher Alarm, so gut ihr es auch gemeint war. Ich bin dann dort stehen geblieben und der Fluss hat in den kommenden 8 Stunden keine Überschwemmung hinbekommen. Der Gag ist: niemand hat mich vor dem Rudel wilder Hunde gewarnt, die mir bei einem späteren Spaziergang gefolgt sind. Das fand ich wiederum nicht ungefährlich.

Eben gerade, wo ich das schreibe, bin ich unterbrochen worden. Ich stehe auf dem Gelände einer Tankstelle, etwas versteckt. Draussen haben drei Männer an der Kabine geklopft: ich soll in ihrem Haus schlafen, viel besser und hier ist es viel zu gefährlich. Mit dem zeigen vom meiner Wohnkabine, Google Maps, woher ich komme und wohin ich fahre konnte ich sie weiter schicken. Sie meinten es aber wirklich nur gut, wobei eben nicht alles, was gut gemeint ist, auch gut ist. Oft nimmt man seinen eigenen Weg und möchte seine eigenen Erfahrungen machen.

Letztendlich ist es mit dem Tourismus ein Balance Akt. Der Iran ist touristisch kaum erschlossen, ich schätze, jeder Tourist nimmt ein klein wenig der Magie von diesem Land mit. Ich hoffe aufrichtig, dass niemand die Iraner ausnutzt. Ich habe versucht, wenig Spuren zu hinterlassen und z.B. mit ausgedruckten Fotos einen Teil Magie (in Form von westlicher Technologie) zurück zu geben. Daher nicht nur Fotos zu nehmen, sondern auch zu geben. Den Iranern instant ein schönes Portrait in die Hand zu drücken ist hier jedenfalls ziemlich gut angekommen. Wobei man vorher natürlich fragen sollte, ganz speziell bei Frauen.

Auch wenn es im Verkehr etwas wild zugeht: den Iran muss man einfach gern haben. Überholendes Auto beim Fahren fotografiert.

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