Umbau auf 6-Gang ZF Ecolite Getriebe S6-36/2 (1290054086)

DAF hat den T244 mit einem 5-Gang Getriebe von Spicer ausgerüstet. Für das Gelände perfekt, aber speziell bei langen Autobahnfahrten wünscht man sich, dass der Motor bei 80 km/h nicht im oberen Drehzahlbereich röhrt. Dem kann man mit grösseren Reifen oder einer geänderten Untersetzung im Verteilergetriebe begegnen, aber all diese Ansätze werfen neue Schwierigkeiten auf und sind keine Lösung. Ideal wäre einfach ein zusätzlicher, sechster Gang.

Der Unnachahmliche aus Peissenberg und inzwischen selbst ernannter Chefmechaniker im übersichtlichen Reich aller DAF T244 wusste Rat: hatte er doch soeben einen Weg gefunden, das Spicer Getriebe gegen eins von ZF auszutauschen. Er hätte ein angeblich kaum gebrauchtes Getriebe auf Lager, würde mir dies gern verkaufen und hätte die passende Firma zur Hand, welche den Umbau umgehend bewerkstelligen würde. Ich willigte ein. Nicht ahnend, auf was für ein Abenteuer ich mich diesmal mit dem cholerischen DAF Teile Verschacherer und gelernten Koch begeben würde. Der über jede Kritik erhabene und grundsätzlich unbelehrbare „T244 Chefmechaniker“ hatte inzwischen eine treue T244 Anhängerschaft um sich versammelt, die von ihm mit überteuerten und angeblich bald nicht mehr erhältlichen Ersatzteilen versorgt wurde. Eines dieser Opfer war nun auch ich.

Ohne zu ahnen, was noch passieren würde, fuhr ich in Hannover los, um in Peissenberg bei minus 10 Grad ohne Kabinenheizung und Stromanschluss auf dem Acker vor dem Anwesen des DAF T244 Papstes zu übernachten. Vor den Toren des königlichen Anwesens sozusagen, Einlass begehrend. Das Getriebe sah bei der Privataudienz am nächsten Morgen selbst für einen technischen Laien nicht okay aus. Die Welle hatte Spiel und wenn man sie drehte, gab es an einer Stelle einen fühlbaren Widerstand. Doch der Kette rauchende Chefmechaniker wischte jeden Zweifel mit einer Geste beiseite, die keinen Widerspruch zuliess und wir machten uns auf, den T244 mit dem Getriebe in der Werkstatt abzuliefern.

Und natürlich gab es Probleme beim Umbau.

Wie sich herausstellen sollte, hatte mir der DAF Guru aus Peissenberg für 1500 Euro einen Haufen Schrott verkauft. Mein Fahrzeug stand in der Werkstatt und fuhr weder vor noch zurück. Die Gänge waren fast alle kaputt, innen bestand das Getriebe teilweise nur noch aus Eisen Bröseln. Anstatt einem leicht gebrauchten Getriebe hatte ich ungeprüften Schrott erhalten, vermutlich aus einem geschlachteten Fahrzeug aus der Verwertung. Ein Rückbau war nicht möglich, das Fahrzeug stand und blockierte die Werkstatt. Ein besseres Getriebe war nicht in Sicht. Was für ein Albtraum, ich wusste nicht weiter. Ursächlich für die Misere war aus Sicht T244 „Chefmechanikers“ ansonsten (wörtlich) mein schlechtes Karma und nicht etwa sein Verhalten, was für mich knapp an Betrug vorbeischrammte. Seine cholerische Wutanfälle am Telefon reihten sich an Beschimpfungen per e-mail / Handy, um sich dann aus der Sache auszuklinken.

Fehler passieren aus Sicht von unnahbaren Führern und solchen, die sich dafür halten, stets anderen. Eine Einsicht in das eigene, falsche Verhalten ist nicht vorhanden. Und auch nicht in den Schaden, den man seinen Mitmenschen zufügt. Im Gegenteil, erscheint der eigene Glanz im Zerrspiegel der Eitelkeit doch um so heller, wenn man sich mit vermeintlichen Nichtskönnern und Speichelleckern umgibt. Beziehungsweise eigentlich ganz normalen und freundlichen Menschen, die man dazu degradiert. Wie bequem und überheblich.

Letztendlich hat es Motoren Bauer aus Weilheim gerichtet. Das Getriebe wurde wieder ausgebaut und zu ZF eingeschickt, um es dort im Werk zu überholen. In der Zeit erhielt mein Fahrzeug einen 300 Liter Tank und ausserdem wurden die Einspritzpumpe und der Motor komplett überholt. Seit dem geht der Motor nicht mehr aus, wenn ich ohne Leistung von der Autobahn abfahre und die Reichweite ist mit dem neuen Tank auf weit über 1000 Kilometer gestiegen.

Ich hab die Rechnung vom Motoren Bauer plus ZF Fremdspesen und zusätzlicher Arbeitsleistung dann einfach bezahlt. Beim in Peissenberg ansässigen Lebenskünstler und T244 Flüsterer war nichts zu holen. Seiner gewagten Aussage nach hatte der Schrotthandel, von dem das Getriebe angeblich stammte, auch just gerade Konkurs angemeldet. Er ist, wie in vielen anderen Dingen auch, damit davongekommen.

Grundsätzlich bin ich mit dem Umbau sehr zufrieden. Das Fahrzeug fährt wie zuvor, aber die Schaltung ist weicher, fast wie im PKW, und der sechste Gang ist auf der Autobahn ein wirklicher Gewinn. Gegen einen (allerdings nicht eingeplanten) Aufpreis habe ich nun ein von ZF komplett generalüberholtes Getriebe verbaut, mit vielen neuen Teilen und Lagern.

Bei 80 km/h liegt die Drehzahl nun bei ungefähr 2.000 rpm. Wenn man auf der Landstrasse z.B. in Dänemark mit sehr gemütlichen 75 km/h im sechsten Gang dahintuckert, hört man den Motor kaum noch und der Diesel Verbrauch sinkt auf deutlich unter 20 Liter. Bei Langstrecken und langsamer Fahrt bin ich auf ca 19 Liter gekommen, das ist ein famoser Wert für einen Allrad LKW.

Verbaut wurde ansonsten ein ZF Getriebe S6-36/2 Ecolite mit der Teilenummer 1290054086. Diese Nummer muss exakt stimmen. Der Kupplungs Zylinder wird modifiziert eingebaut, ausserdem muss eine Antriebswelle geändert werden. Der Auspuff muss etwas verlegt werden, dazu die Aufhängung, ausserdem ist ein Umbau der Schaltung notwendig.

Ich würde diesen Umbau, wenn der Wunsch danach besteht, komplett und blind dem Team von Motoren Bauer in Weilheim überlassen, die in der Sache ganz genau wissen, was sie tun müssen und was angefertigt werden muss. Beim Getriebe gibt es zwei Möglichkeiten: entweder man kauft eins vom Händler, mit Gewährleistung, zu einem vernünftigen Preis. Oder man erwirbt ein Getriebe von einem Glücksritter wie dem Herrn aus Peissenberg, aber dann für nicht mehr als 300,- Euro und ohne Garantie und Rückgabe. Im ersten Fall hat man einen Gewährleistungsanspruch, falls der Zustand nicht so ist wie beschrieben. Im zweiten Fall kann man einfach Glück haben mit dem guten Preis und der Ware. Oder mit der Katze im Sack war doch etwas nicht in Ordnung. Schrott, aber man bleibt befreundet, weil der Preis gut war und die Bedingungen so vereinbart waren. In dem Fall bringt ZF das Getriebe dann in Ordnung. In meinem Fall hat das rund 2.000 Euro extra gekostet.

Ein Getriebe Umbau beim T244 ist ansonsten nichts besonderes. Ich hab inzwischen noch eine weitere Lösung gesehen, bei der die Kupplungsglocke umgefrässt wurde, um ein 8-Gang Getriebe (ich glaube, es war 8-Gang) zu verbauen, mit davor geschalteter Untersetzung. Wenn ich mich richtig erinnere, das hab ich leider nicht mehr genau im Kopf. Es ist daher weder Hexenwerk noch die überragende Glanzleistung eines einzelnen, den T244 an dieser Stelle zu verbessern.

Im DAF T244 verbautes 6-Gang Getriebe
ZF S6-36/2 in Aktion im DAF T244, anstatt dem Spicer Getriebe
Detailansicht geänderte Welle
Die geänderte Welle vom ZF Getriebe zum Getrag Mittelgetriebe
Perfekt ist der Umbau auch nicht, wie man hier sehen kann. Im Gelände hat die Welle den Kupplungs Zylinder touchiert.

Update im Mai 2019: Nachbesserung durch grösseren Abstand der Welle zum Kupplungszylinder

Spätestens im Iran war klar, dass beim Ecolite Getriebe Umbau für den T244 nicht daran gedacht wurde, dass sich so ein Fahrzeug – vielleicht auch Mal – im Gelände bewegt.

Die Welle hatte nach ein paar Kontakten mit dem Kupplungszylinder tiefe Einkerbungen. Ein Bruch der Welle und ein wildes herumschlagen unter dem Truck schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Die Welle nimmt Kontakt zum Zylinder auf, wenn sich das Fahrzeug verschränkt oder in die Federn geht.

Das kommt dabei heraus, wenn Leute, die eigentlich gelernter Koch sind, sich per learning by doing an Fahrzeugumbauten versuchen. Aber solange man nur auf Treffen in Deutschland fährt, um damit herum zu posen oder auf den Campingplatz, ist natürlich alles gut.

Zum Glück wussten die Iraner Rat:

Bei meinem Fahrzeug wurden die Blattfedern ausgebaut und nachgebogen. Dadurch kommt das Fahrzeug einige Zentimeter höher. Das Bild ist in Yasd entstanden, falls jemand dort eine fähige LKW Werkstatt sucht:

31.7621984,54.4197451

Nach dem fix der Federn. Zwischen der Welle und dem Zylinder ist nun eine handbreit Luft. Der Umbau mit dem Ecolite Getriebe lässt sich daher retten, in dem man die Blattfedern ersetzt oder wenigstens nachbiegt.

Und wie man dem Kommentar unten entnehmen kann, hat sich seine lumineszenz aus Peissenberg inzwischen von seinem Fahrzeug getrennt.

Das Getriebeöl für das ZF Ecolite ist dann das 75W-80

Bekommt man überall und sollte nach 100K Kilometern oder alle 5 Jahre gewechselt werden. Je nach dem was eher passiert.

Update Island 2022 – der Rückwärtsgang geht nicht mehr raus

Ausgerechnet im teuren Island hat der Truck ein ernstes Problem entwickelt. Der Rückwärtsgang ging nach längerer Fahrt nur noch sehr schwer rein – und überhaupt nicht mehr raus. Auch mit viel Kraft nicht. Mehrfach stand ich irgendwie quer in einer Einfahrt und musste den Leuten erklären, dass es jetzt leider kurz dauert.

Im kalten Zustand war alles okay. Zunächst wurde in der Whatsapp Gruppe beratschlagt, was es sein kann und ich hab die Kupplung einen Zentimeter weiter rausgedreht. Das hat nichts geändert.

Ursache war letztendlich: Wasser im Getriebeöl.

Den Fehler hab ich gemacht. Ich hab bei gelegentlichen Füllstand Checks sämtlicher Öle im Fahrzeug nicht erkannt, dass da im Getriebe nur noch eine Plörre aus Öl und Wasser unterwegs war.

Wenigstens gebe ich im Gegensatz zu Typen wie dem Chefcholeriker meine Fehler zu, wenn ich sie mache. Lerne daraus und schreibe auf, was geschehen ist. Das ist dann gut für alle – und besser, als sich ständig selbst zu belügen und auch noch stolz auf den eigenen Ego Trip zu sein.

Das Wasser im Öl erklärt das verhalten vom fest sitzenden Rückwärtsgang. Im warmen Zustand war im Getriebe eine Emulsion aus Wasser und Öl, die Mischung schmiert natürlich nicht richtig. Im kalten Zustand setzt sich das Wasser ab und das Öl (was ja nicht weniger geworden ist) schmiert die Zahnräder wieder.

Ich hab jetzt die Aufgabe rauszufinden, wo das Wasser her gekommen ist. Das Getriebe kriegt nach 10.000 km nochmal neues Öl. Die echt gute Nachricht war, dass beim Ölwechsel keine Metallspäne entdeckt wurden.

Update 2023 – Federung verstärkt, 6-Gang Umbau gerettet

Inzwischen wurden alle vier Stossdämpfer erneuert und die Federung vorne um eine Lage verstärkt. Das Fahrwerk haben sich Profis aus einer Firma angeschaut, die das seit Generationen macht.

Ein ausführlicher Bericht ist hier:

Neue Stossdämpfer und Federn, Henning Autofedern Hannover

Das hat den vermurksten Umbau auf das 6-Gang Getriebe endgültig gerettet. Die Federung ist vorne nun etwas härter geworden. Alle Federn wurden insgesamt nochmal etwas nachgebogen und justiert, so dass das Fahrzeug nun im Originalzustand sein dürfte und 100% gerade steht. Originalzustand, jedoch durch die zusätzliche Federlage nochmal verbessert.

Bei vielen DAF T244 sind die Federn nach 30 Jahren herumstehen gerade und nicht mehr leicht nach oben gebogen, so wie es sein sollte.

Welle und Kupplungszylinder können sich nun nicht mehr berühren, da das verstärkte Fahrwerk nicht mehr so weit nachgeben würde. Das 6-Gang Getriebe ist nun ungefähr 80.000 Kilometer drin, die zusätzliche Federung ist seit ungefähr 10.000 Kilometern drin.

Im Moment bin ich sehr zufrieden. Der LKW liegt durch die verstärkte Federung viel besser auf der Strasse und schaukelt nicht mehr.

Auf der Autobahn beweg ich ihn mit 75 km/h, dann tuckert er einfach nur noch so vor sich hin und man kann nebenher gut Musik oder Hörspiele hören. Motordrehzahl, Kraftstoffverbrauch und Geräuschemission sind bei 75 km/h optimal, das Fahrzeug verbraucht dann unter 20 Liter.

Fehlt nun noch, eines Tages Mal die beschädigte Welle zu erneuern. Im Keller liegen hab ich sie schon …

2 Kommentare

  1. Hallo Christian,

    ich habe ein ZF S6-36 in einen anderen Allrad-LKW eingebaut und stand genau vor dem gleichen Problem.
    Ich habe das relativ einfach lösen können, indem ich mit einer Stützplatte in der Kupplungsglocke den Ausrückhebel versetzt habe (geht jetzt waagrecht nach außen) und einen passenden Kupplungsgeberzylinder gefunden habe mit dem ich auf die Luftunterstützung leicht verzichten konnte. Das sollte auch bei deinem DAF gut bis sehr gut funktionieren.
    Bei Interesse schicke ich dir gerne ein paar Bilder.
    SG
    Geri

  2. Ich schätze es so ein, dass der DAF durch den umgesetzten Kupplungszylinder an absoluter Geländegängigkeit eingebüßt hat, da in schwerem Gelände nun eine Berührung von Welle und Kupplungszylinder passieren kann. Daher, wenn sich das Fahrzeug stark verschränkt. Wann das bei mir passiert ist, kann ich nicht sagen. Es waren schon ziemlich holprige Strecken dabei. Das könnte man nochmal umbauen, vielleicht auch durch einen anderen Zwischenrahmen und reduzierter Verschränkung. Grundsätzlich schätze ich es so ein, dass du ein gepflegtes Fahrzeug erworben hast und soweit ich weiss ist die Raumaufteilung wegen dem Alkoven bei dir auch sehr gut. Viel unterwegs gewesen soll er mit dem Fahrzeug auch gar nicht gewesen sein. Ein, zwei Treffen, einmal Polen, das wars, kaum Kilometer daher und durchaus gepflegt. Auf irgend welchen Support vom Chefcholeriker und in meinen Augen gar nicht so magischen Tom würde ich mich überhaupt nicht einlassen. Da hast du vor allem eins: Stress.

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