Stilvoll Sterben in Cagliari

Mein Besuch vom städtischen Bonaria Friedhof in Cagliari. Dieser liegt direkt neben meinem aktuellen, zentral gelegenen und bewachten Stellplatz in der Hauptstadt von Sardinien. Mit mehr Prunk als in Cagliari stirbt man nirgendwo. Die Gräber bestehen nicht einfach nur aus einem schlichten Kreuz, sondern sind monumentale Gedenkstätten mit Figuren aus Marmor, Bronze und vielen überschwänglichen kunstvollen Verzierungen.

Mit einem gewissen Fable fürs Vergängliche gerät man auf dem Friedhof schnell ins Schwärmen. Noch etwas Regen und schwarze Regenschirme aus der eigenen Vorstellungskraft als Zutat dazu: schöner kann ein Begräbnis (oder Friedhofbesuch) nicht mehr werden.

Der monumentale Friedhof von Bonaria wurde ab 1829 bis etwa 1985 genutzt. Daher sind Besucher (geöffnet ist am Vormittag) inzwischen selten. Vielen Grabanlagen ist leider anzusehen, dass sie nicht mehr gepflegt werden. Einige der schönsten Familiengruften mit prunkvollen Marmor Statuen verfallen. Vergänglichkeit, davon rinnende Zeit und letztendlich der Tod – die Erinnerung daran wird bei einem Besuch dieses charmant morbiden Ortes eindringlich unterstrichen. Sehr stilvoll.

Eine der berühmtesten Marmor Arbeiten auf dem Friedhof Cagliari
Ein letzter Blick des Kindes in die Augen der sterbenden Mutter oder der Schwester
Gräber, in einer Mauer. Geschmückt mit Blumen.
Bronzestatue auf dem Friedhof, ein wehmütig dreinblickender Engel
Vor einer der Familiengruften. Magisch blau schimmert es durch das Fenster.
Um viele der Gedenkstätten kümmert sich niemand mehr. Eine der Gruften, der Boden ist zentimeterdick mit Taubenkot, Ästen und Blätterresten bedeckt. Die römische Zahl MDCCCLXVI entspricht der arabischen Zahl 1866.
Eine kleine Sphinx bewacht den Eingang
Detailaufnahme einer Grabverzierung aus Bronze
An einer Grabmauer. Nach 1985 scheint es keine Begräbnisse mehr gegeben zu haben.
Detail eines Reliefs. Ich bräuchte Jahre, um sowas hinzukriegen.
Eine marmorne Eule, die aus der Wand gebrochen ist und achtlos auf dem Boden liegt.
Ein freundlicher Brauch in Italien: fast immer haben die Gräber ein kleines Portrait des Verstorbenen.
Das ist eine der vielen, verfallenen und von der Vegetation überwucherten und seit Jahrzehnten verlassene Familiengruften.

Zum Schluss ist mir noch eine ganz spezielle Entdeckung geglückt, die ich mit euch teilen möchte.

Tür zum Glück nicht verschlossen, dahinter erahnt man eine Marmorstatue
Whow. Einfach nur Whow.
Ein letzter Blick in die Augen des Geliebte. Ist das schön ! Italien, Emotionen, ich hab keine Worte, um diese prachtvolle Anlage zu beschreiben. Es wird lange dauern, bis ich wieder etwas so schönes sehe.

Weitere Informationen zu der Geschichte des sardischen Friedhofs von Bonaria hab ich nur in der englischen Wikipedia gefunden. Einen Rundgang über den monumentale Bonaria Friedhof empfehle ich ausdrücklich bei einem Besuch von Cagliari.

Eine Visite, die auf jeden Fall in Erinnerung bleibt, wenn man mit einer gewissen morbiden Faszination über den Friedhof geht. Ich hab bei meinem Rundgang immer wieder den drängenden Wunsch verspürt, irgend etwas zu unternehmen, um die Gedenkstätten zu pflegen und irgendwie dauerhaft für die Nachwelt zu erhalten. Aber was kann ich als einzelner schon ausrichten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert