Wenn man die versteckten Traumstrände von Menorca das erste Mal entdeckt fragt man sich unwillkürlich: ist das hier Europa ? Ist das ganze vielleicht nur digital gerendert ? Ich kam mir auf Menorca vor wie jemand, der durch einen Hochglanz Katalog für Luxusresorts mit Vorzeigestränden schlendert.
Menorca, die kleine Schwester von Mallorca, macht es Besitzern von 7,5 Tonnen LKWs allerdings nicht einfach die Insel zu entdecken. Einen ersten Vorgeschmack gab es bereits in der Fähre als es hiess: bitte im Laderaum drehen und Rückwärts einparken. Das war neu ! Bislang kannte ich nur Fähren, wo man hinten reinfährt und vorne wieder raus – ohne viel Nachdenken.
Das gelang mir mit meinem handlichen 7,5 Tonen Truck allerdings noch ganz gut – Respekt vor den Truckern, die das allesamt im ersten Anlauf mit ihren 40-Tonnern hinbekommen haben.
Die Wege zu den Parkplätzen in der Nähe zum Strand sind dann sehr, sehr eng. Es gibt nur selten Ausweichmöglichkeiten und irgendwer hat sich auf Menorca die Mühe gemacht, von Hand kilometerlange Steinmauern aufzuschichten. Andererseits müssen sie hier mit Krankenwagen oder Feuerwehrfahrzeugen auch durch – man kann sich als LKW Fahrer daher schon darauf verlassen, dass man in der Röhre nicht stecken bleibt.
Ich war im Mai auf Menorca unterwegs – der perfekten Reisezeit für diese Insel. Es ist bereits sehr warm, aber touristisch ist noch sehr wenig los. Dazu kam Corona, was mir von Touristen komplett verlassene Badeorte beschert hat. Der Truck füllt die Strasse jedenfalls ziemlich passgenau aus, links und rechts sind jeweils gut 20 cm Platz. Torpfosten, Strassenschilder, Bäume oder Vorsprünge reduzieren den Abstand nochmal. Meine 7,5 Metern Länge sind das absolute Limit für enge Kurven dort. Diese musste ich oft mit zurück setzen und rangieren meistern. Konsequenterweise hab ich mir einen Wecker gestellt und den Truck morgens um 7:30h auf den nächsten Parkplatz verlegt, wenn ein Standortwechsel geplant war. In der Hochsaison stelle ich es mir jedenfalls ziemlich stressig vor, mit so einem Truck auf Menorca herumzukurven.
Ohne Rückfahrkamera und einer zweiten Kamera für vorne rechts (wenn man ohne Beifahrer ist) würde ich es mit einem grossen Fahrzeug nicht wagen.
Hat man das hinter sich wird man mit einem stressfreien, gratis Parkplatz belohnt. Nachts war ich fast immer allein und tagsüber waren nur wenige Menschen mit mir in der Natur unterwegs. Parkplatzcamping ist auf Menorca unproblematisch und die Insel ist sehr sicher. Im Mai bin ich fast nur einheimischen Spaniern begegnet. Manchmal haben die Strände ein Algenproblem, aber dann geht man einfach einen Strand weiter …
In einem Bunker am Stand, den die Guardia Civil während des zweiten Weltkrieges angelegt hat. Das Sonnenlicht erhellt den Innenraum wie eine kleine Kapelle.
Oben auf dem del Toro, dem höchsten Berg auf Menorca. So eine Aussicht hat man, wenn man morgens auf dem Parkplatz dort aufwacht. Allerdings geht dort oben auch ein ganz schöner Wind lang: optimal für Paraglider.
Der eher schroffe Norden Menorcas hat wie der Süden viele Badestrände, diese sind aber noch versteckter und wenig besucht. In der Nähe vom Cape Cavalleria Leuchtturm sind Reste von einer römischen Stadt, die Bucht dort ist ein idealer, natürlicher Hafen. Hier auf dem Bild kann man die Überreste eines Friedhofs erkennen. Die Siedlung wurde nur teilweise ausgegraben und durch den unteren Teil haben sie die Strasse einfach so mittendurch gebaut …
Ein bisschen Lost-Place Tourismus war bei meinem Besuch ebenfalls drin: hier beim herumkraxeln in einer aufgegebenen Geschützstellung in Norden der Insel. Auf dem Areal grasen inzwischen nur noch wilde Ziegen, die einzigen Bewohner der Anlage sind dort brütende Tauben und herumhuschende Eidechsen.
Über die militärischen Lost Places auf Andorra hab ich einen extra Artikel mit mehr Bildern fertig.
Chillige Zeiten in Es Grau: der abgelegene Urlaubsort liegt mitten im Nationalpark und ermöglicht Wanderungen durchs Schutzgebiet, Baden, Schnorcheln. Oder einfach nur am Strand alle Viere von sich strecken, so wie ich es gemacht hab. Direkt am Ortseingang von diesem kleinen Juwel ist ein selten überlaufener Parkplatz ohne Höhenbegrenzung.
Kurz vor dem 01.06 hab ich mich dann auf den Heimweg begeben: Warteschlage vor dem voll besetzten Restaurant, in dem ich Anfang des Urlaubs noch fast allein gesessen hatte. Für mich ein Zeichen, sich wieder auf den Weg zu machen.
Ein kleiner Abschiedsgruss von der Balearia zum Abschluss der Menorca Tour: auf der Rückreise musste ich rückwärts in die Fähre fahren, dann weiter rückwärts die Rampe rechts im Bild runter auf Deck 1, um dort in einer engen Lücke einzuparken. Ahhhh ……
Einzig erträglicher Radiosender hier vor Ort: Menorca Klassic auf 97.10 Mhz
Ich bin einiges gewohnt von den dauer gutgelaunten Quasselstrippen des deutschen Frühstücksradios. Aber im spanischen Radio plappern drei unter aufputschenden Drogen stehende Moderatoren durcheinander, in einer Mischung aus 50% Popmucke und 50% aggressiver Werbung. Kaum auszuhalten.