Ich hab es – eigentlich gerade erst zurück aus Frankreich – in Deutschland nicht lange ausgehalten.
Hier war das Corona Vollprogramm aktiviert mit Maskenzwang, geschlossenen Geschäften und daheim eingesperrten Leuten. Meine Ex (mit der ich immer noch gut befreundet bin) war wieder bei mir eingezogen und brachte Arbeiten im Home Office plus Kinder hüten so gut wie es ging unter einen Hut. Mein ältester Niels war zum Glück bei der Bundeswehr untergebracht – und selig dort. Bine hatte während meiner Tour durch die Pyrenäen mit Mia (15) und Peer (14) das Haus umgekrempelt und den Garten in eine vorzeigbare Idylle verwandelt – trotzdem zeigten sich überall die Folgen von sozialer Isolation, Lagerkoller und dem fehlendem Tagesrhythmus einer normalerweise durch Schule, Sport und Arbeit strukturierten Woche. Das Leben hatte deutlich sichtbare Risse bekommen.
Ich sehe die Massnahmen zur Eindämmung vom Corona Virus komplett ein. Es dient dazu, die Verbreitung vom Corona Virus runterzufahren und Menschen, die besonders gefährded sind zu schützen. Aber die sozialen Folgen fand ich inzwischen schlimmer als eine Erkrankung durch den Virus selbst. Wir haben schwere Verläufe und auch Tote, aber die meisten Menschen überstehen die Erkrankung innerhalb von zwei Wochen mit Symptomen einer schweren Erkältung. Das war weniger schlimm als wochenlange Isolierung, Eingesperrt sein und den sich daraus ergebenen derben Psychosen in den Familien.
In Hannover konnte ich jedenfalls nicht viel ausrichten. Die Baumärkte hatten zu, an einen Ausbau der Wohnung war nicht zu denken. Ich hatte als Brillenträger mit dem tragen der Alltagsmaske ein richtiges Problem: ständig beschlug die Brille und ich bekam keine Luft.
Dabei war mir schon in Frankreich klar geworden, dass ein isolierter Aufenthalt in der Natur weniger Kontakte / Ansteckungsmöglichkeiten bietet als ein Aufenthalt in der Stadt. Wo man eben doch aus dem einen oder anderen Grund unterwegs ist, Nachbarn trifft, jemanden hilft, Kleinigkeiten einkauft und so weiter.
Ein bisschen herumrecherchieren ergab, dass die Bevölkerung bezüglich der Urlaubsplanung …. hmm sagen wir Mal so: nicht gerade beschwindelt wurde, aber bestimmte Informationen wurden einfach nicht genannt. So verlautete das Credo der (in meinen Augen weitesgehend gleichgeschalteten) Presse, dass ALLE Grenzen zu sind und an Urlaub nicht zu denken wäre. Ganz offensichtlich sollten die Leute durch die (wie ich finde) gesteuerten Massenmedien dazu gebracht werden, die Wohnung überhaupt nicht mehr zu verlassen und den lieben Tag lang nur noch Netflix zu glotzen.
Schweden kam als leicht zu erreichendes Urlaubsziel jedenfalls nirgendwo vor. Dabei hatte es anstatt diversen Einschränkungen jede Menge Natur mit netten Ecken, wo man den weiteren Verlauf der Corona Krise gut würde abwarten können. Einreise: problemlos möglich, keine Limits. Das hatte die aus „Redaktionsnetzwerken“ ferngesteuerte Meinungspresse irgendwie vergessen den Leuten zu mitzuteilen. Die Fähre war dann mit weniger als 50 Passagieren (fast nur Trucker) bei maximal 1300 möglichen Fahrgästen auch spektakulär leer, wie sich zeigen sollte.
Bine hatte jedenfalls genug von dem sich ständig zankenden Mia und Peer Nachwuchs, die Anfangs noch mit Begeisterung im Krisen Modus waren und das ganze Corona Theater als spannenden Jahresauftakt gesehen hatten. Aber nun, 6 bis 8 Wochen später, waren sie zu nichts vernünftigen mehr zu bewegen. Da der Unterricht von Peer (im Gegensatz zu Mia) nur noch elektronisch erfolge, belud ich den Truck einfach neu, buchte ein Fährticket, füllte die Vorräte auf, packte Kind Peer auf den Beifahrersitz und los gings.
Wozu hat man schliesslich einen autarken ex-Militär LKW, der überall durchkommt, wenn nicht für solche Fälle ?
Und Peers Bullshit Unterricht aus gelegentlicher Videokonferenz und Hausaufgaben per eMail würden wir bestens von unterwegs aus erledigen können. Schweden hat (im Gegensatz zu uns) ein perfekt ausgebautes Mobilfunknetz mit 4G / 3G in jeder Ecke.
Naja, so viel zu der Vorgeschichte. Kommen wir zu Schweden selbst und das war so, wie man es von einem Schweden Urlaub erwarten würde: Seen, Birkenwälder, viel Natur, viel Einsamkeit, rote Häuser und jede Menge einfach ganz normaler Leute – ohne Corona Hysterie. Mit zugegeben vielleicht etwas zu laxen Regeln. Schweden hat überdurchschnittliche viele Corona Tote zu beklagen. Aber in den Städten wollten wir ja sowieso nicht unterwegs sein.
Der Weg sollte uns von Göteborg an der Westküste quer durch Schweden zur Ostsee führen: coast to coast. Alle Schweden, die uns begegnet sind haben uns versichert, dass es im Mai für die Jahrenzeit im Schweden zu kalt wäre. Die Natur war allerdings schon erwacht. Überall konnte man Bienen und dicken Hummeln dabei zusehen, Blüten zu bestäuben.
Wir sind in den kommenden Tagen dann von See zu See gezogen und haben die Zeit vor allem wie folgt verbracht: Boot ausleihen (dort an den Seen liegen überall welche herum), spazieren gehen, was leckeres kochen, viel lesen, die Miniinseln auf den Seen erkunden und dort Picknick machen, Schatzsuchen, bloggen, ausschlafen, selber Brot backen. Meine Bratkartoffeln, auf offenem Feuer zubereitet, waren grandios lecker – auf Elektrokochplatten gelingt mir das selten so gut.
Nach mehreren Tagen am Vänern zog es uns weiter auf die Insel Visingsö im Vättern. Visingsö: schwedischer wird es nicht ! Ich hab mich teilweise gefragt, ob es sich um eine Inszenierung handeln, in der geübte Schauspieler vor einer Filmkulisse das „typische schwedische Landleben“ spielen, so makellos, schnuckelig und so unglaublich nett war hier alles. Geflegte Vorgärten, niedliche Cafes, Mini Museen, typisch rote Landhäuser waren das eine – vieles davon findet man auch in Deutschland. Aber was bei uns undenkbar ist sind in Scheunen eingerichtete Gästezimmer, für jeden zugänglich, falls es einmal kurz ungemütlich ist. Oder Miniläden ohne Personal, die auf 3 Quadratmeter gebrauchten Trödel anbieten und einfach darum bitten, online zu bezahlen oder das Geld bitte in die bereit stehende Kasse zu stecken.
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