Vor mir schlängelt sich eine Landstrasse durch sanft geschwungene Hügel. Bei bestem Wetter rollt der Truck ohne nennenswerten Verkehr mit leisem Motorbrummen durch die Landschaft. Ich bin ausgeruht und bislang ist die Fahrt völlig ereignislos verlaufen. Nichts deutet darauf hin, dass an diesem sonnigen Tag noch irgend etwas aufregendes passieren wird.
Plötzlich taucht am Strassenrand ein Fahrzeug auf, was gefährlich mit zwei Rädern halb auf der Piste, halb auf dem Seitenstreifen steht. Ein Reifen scheint platt zu sein und drei aufgeregte Menschen laufen um das Auto herum. Ich treffe die Entscheidung abzubremsen, um vor dem havarierten Fahrzeug stehen zu bleiben & die Warnblinkanlage einzuschalten …
So oder so ähnlich beginnen fast alle Pannenhilfen unterwegs. Nicht immer kann man helfen, aber stets kann man Hilfe anbieten oder wenigstens fragen, ob Hilfe unterwegs ist. Und vielleicht, ob genug Vorräte an Board sind, um eine längere Pause zu überbrücken.
Abschleppmanöver sind immer riskant. Aber möglicherweise ist man der einzige, der in einer Situation wie oben geschildert mit Werkzeug helfen kann. Oder man verhindert schlimmeres wie einen Folgeunfall auf einer Schnellstrasse oder der Autobahn. Ich finde, insbesondere mit einem voll ausgestatteten, autarken Reise Truck sollte es selbstverständlich sein, bei einem Notfall anzuhalten, um etwas zu unternehmen & Ressourcen zu teilen.
Je öfter man das macht, um so mehr Selbstvertrauen entwickelt man, um mit ungewohnten, überraschenden Situationen klar zu kommen. Und es kommt mitunter zu spannenden Begegnungen.
Wichtig ist allerdings, eine Warnweste dabei zu haben und aufmerksam gegenüber dem Verkehrsgeschehen zu sein. So überhole ich das stehende Fahrzeug zunächst und parke sicherheitshalber immer davor, aus zwei Gründen. Erstens: um direkt ohne weiteres Rangieren abschleppen zu können.
Zweitens: um mich zunächst selber zu schützen. Wichtig ist dann die sofortige Absicherung der Havarie, falls das noch nicht geschehen ist. Denn es gibt genug Leute, welche die Spur nicht halten können, abgelenkt sind, am Handy texten, herumträumen, betrunken oder übermüdet sind.
Das ist inzwischen Teil 3 ! Teil 2 mit Link zum ersten Teil ist hier: Reportage Pannenhilfe unterwegs
Aus meinen Reportagen kann man lernen, welches Werkzeug und welches Material man unterwegs in etwa an Bord haben sollte.
Mercedes, auf der A7 in Deutschland, Dezember 2023
Auf dem Rückweg von meinem Papa. Der Fahrer konnte plötzlich kein Gas mehr geben: Gaszug abgerissen, rechts ran daher. Schlimmer war die Entdeckung, dass der Motor und der Motorraum voll mit Diesel war. Unter dem Fahrzeug war ebenfalls eine Diesel Lache.
Ursache: ein poröser Stopfen der Diesel Rücklaufleitung. Dort spritzte der Diesel nur so raus. So gesehen hatte der Fahrer ein Wahnsinns Glück, dass dieses Problem rechtzeitig entdeckt wurde.
Die improvisierte Reparatur des ganzen hat der Mercedes Fahrer gemacht. Er war sehr gut ausgerüstet und das Fahrzeug ansonsten in einem guten Zustand ! Ich hab mich vor allem um die Absicherung gekümmert – hatte aber den Eindruck, dass er ziemlich froh war, dort am Rand der stark befahrenen Autobahn nicht allein zu sein. Ausserdem konnte ich ihm anbieten, den Mercedes im Notfall auf einen ruhigeren und nur 2km entfernten Parkplatz zu schleppen.
Ich hatte echt Sorgen wegen dem ganzen Diesel im Motorraum und hab ihm dann noch einen meiner drei Feuerlöscher für 25€ verkauft.
Verwendete Mittel: der rissige Stopfen der Rücklaufleitung wurde vom Fahrer durch ein Stück Benzinleitung mit einer Schraube drin ersetzt. Der Gaszug wurde provisorisch mit Kabelbindern befestigt und neu eingestellt.
Kaputtes Fenster, Eco Campingplatz Reykjavik in Island, Mai 2024
Hier ist einem „Happy Camper“ unterwegs das Fenster zersplittert. Abgesehen davon sah die Tür auch so schon nicht mehr gut aus. Im Sturm aufgerissen, anderer Lack …
Wahrscheinlich stand die Tür innen unter Spannung. Die Reparatur musste nur eine Nacht halten. Am nächsten Morgen wurde die Folie zum fahren entfernt und das Fahrzeug abgegeben.
Verwendete Mittel: Mülltüte und reissfestes, faserverstärktes Klebeband
Geplatzter Reifen auf der Road 61 kurz vor Holmavik in Island, Juli 2024
Das war letztendlich schwieriger, als gedacht, da lauter Kleinigkeiten schief gegangen sind. Aus dem simplen Reifenwechsel am Camper Anhänger wurde eine komplizierte Aktion – mitten auf der Strasse.
Der Fahrer hatte zunächst nicht das passende Werkzeug für die Radmuttern dabei, wir schon. Erschwerend war dann, dass die eine Befestigungsschraube für das Ersatzrad sich nicht lösen liess. Diese musste letztendlich durchgesägt werden, um das Ersatzrad irgendwie von der Halterung abzubekommen.
Zusammen mit Mia & Peer erlebt, als die beiden mich in Island besucht haben ! Mia hat sich um die Absicherung der Unfallstelle gekümmert, die Havarie war in einer lang gezogenen Kurve. Peer hat den Schraubenschlüssel geschwungen. Der Fahrer hat tüchtig gesägt.
Der geplatzte Reifen war komplett abgefahren ! Da war nix mehr, Null Profil. Nicht das erste Mal, dass ich sowas in Island gesehen hab.
Gemachte Fehler: keiner von uns hat an Warnweste gedacht …
Zum liften vom Anhänger um das Ersatzrad festzuschrauben war dann der Wagenheber von Auto nicht ausreichend. Hier haben wir erneut ausgeholfen: mit Holzklötzen und dem hydraulischen LKW Wagenheber.
Verwendete Mittel: 19er Nuss, Hammer, Schraubenzieher als Meissel, 13er Schlüssel (erfolglos), Bügelsäge mit Metall Sägeblättern, hydraulischer Wagenheber, Holzklötze und kleine Bretter
Reifen platt, F249 kurz vor der Krossa Furt in Island, August 2024
Reifenprobleme begegnen einem in Island öfter, denn die Reifen werden auf den Pisten arg strapaziert. Hier war allerdings die Reifendruck Regelanlage an der Nabe undicht. Der Reifen selbst war soweit okay.
Verwendete Mittel: Druckluft vom LKW, Druckluftschlauch mit Füllpistole
Italienischer Humor auf einem Campingplatz, August 2024
Morgentliches, lautes Geschrei auf dem Campingplatz Vogar. Zwei Italiener haben ihren Freundinnen Nachts „aus Spass“ einen Reifen abgebaut.
Da die beiden Typen die 4 Schrauben eingesteckt haben und ohne ihr mitwirken eine Reparatur nicht möglich war ging es wohl eher um Machtdemonstration als „Spass“ – so wie es mir versucht wurde in gebrochenem Englisch zu erklären.
Was genau das bitte sollte ? Mir ist dann noch aufgefallen, dass (wie auch immer) unterschiedliche Reifen montiert waren. Der Reifen vorne rechts hatte ausserdem viel zu wenig Luftdruck.
Möglicherweise sind daher noch mehr Reifen zwischen den Fahrzeugen der Reisegruppe hin und her vertauscht worden. Was genau in deren Hundegehirnen vorgegangen ist weiss ich natürlich nicht und Englisch konnten die Italiener kaum überraschend auch nur schlecht.
Überprüfe Mietwagen vor der Übernahme genau auf Schäden ! Überprüfe insbesondere das Profil der Reifen, ob sie alle gleich sind, den Luftdruck und ob alle Schrauben fest sind !
Ich hab das nur mit ins Blog reingenommen um darauf hinzuweisen, dass die Mietwagen in Island teilweise von völlig unqualifizierten Leuten mit sehr komischen Ideen gefahren werden.
Unfälle sollten in Island sorgfältig vermieden werden, da ein Notarzt oder Rettungswagen nicht durchschnittliche 8 Minuten braucht – so wie in Deutschland. Sondern durchaus auch Mal 45 Minuten oder länger.
Zutaten für diesen Zirkus: Cheap Camper Leihwagen + zwei männliche italienische Vollidioten und/oder „Spassmacher“
Festgefahren im Sand, Island September 2024
Zum Schluss ein Klassiker bei der Bergung: ein australisches Ehepaar, was sich mit ihrem gemieteten Camper im Sand festgefahren hat.
Sanft rausziehen, mit Power. Nicht mit Ruck + Geschwindigkeit.
Verwendete Mittel: 4m Bergungsseil, Schäkel