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Freitag früh, der 3. Februar 2023. Ich hab mir den Wecker auf ungewohnte 7:00h gestellt, um rechtzeitig beim Anleger zu sein: es geht nach Sardinien. Der Karibik des Mittelmeers.
Ich mach am Anleger erst Mal in Ruhe Frühstück, während in der Moby Aki noch ein paar LKW Trailer verstaut werden. Zum Schluss werden an der Schranke gerade einmal 5 Fahrzeuge darauf warten, in die Fähre zu rollen. Für das Ticket hab ich sparsame 87 Euro bezahlt. Nicht schlecht für einen 7,5 Tonner inklusive Reisenden. Ausserhalb der Saison kann man richtig Geld sparen. Das Schiff ist quasi verlassen. Ich frage an der Rezeption nach: an board sind exakt 8 Passagiere & die Besatzung.
Fast so wie damals während der Corona Zeit. 2020 bin ich mit Peer auf einem ähnlich verlassenen Geisterschiff nach Schweden gefahren, um dort die f-ing Corona Anordnungen auszusitzen. Aber Corona, das ist längst Geschichte. Die Leute sind durchgeimpft und die Sache hat sich damit zum Glück verlaufen.
An der Stelle kann ich ja Mal auf mein fast zu Ende erzähltes Corona Tagebuch verlinken. Dort hab ich zwei Jahre lang Bilder, Erlebnisse & Gedanken hinzugefügt: Corona Blues Tagebuch
Aber zurück zur Moby Aki & Sardinien. Die Passagiere verteilen sich. Der Peugeot Fahrer, der neben meinem LKW stand und leider kaum englisch konnte setzt sich ins Looney Tunes ACME Cafe. Ein italienisches Pärchen rollt im verlassenen Kinderbereich zwei Schlafsäcke aus und legt sich sofort aufs Ohr. Anzahl von herumkreischenden Kindern ist natürlich Null. Ich schnapp mir das geschlossene Selbstbedienungsrestaurant, bestuhlt für über 300 Leute.
Alles hat zu, aber ich hab EPA. Kochaktion im abgeschalteten Selbstbedienungsrestaurant. Aber mit funktionierenden Steckdosen. Die Bundeswehr Mahlzeiten macht man am besten im Wasserbad warm. Futtern mit Bick aufs Meer, so geht’s doch auch. Zutaten: EPA, Tauchsieder, grosse Schale, Becher, Flasche Wasser, Taschenmesser, von der Moby Aki geklautes BesteckMeine Reiselektüre: Tim O’Briens „Was sie trugen“. Kriegsgeschichten, bei denen es einem kalt den Rücken runterläuft. Ein ziemlicher Schocker der eher subtilen Art, das Buch kann man kaum noch aus der Hand legen. Über Kameradschaft, Krieg, keinerlei Regeln & Tod in Vietnam. Es ist sehr still auf der Fähre. So still, dass sogar die sonst sehr scheuen Comic Helden Buggs Bunny und der ständig vom Pech verfolgte Coyote rauskommen und sich ins ACME Cafe setzen. Ankunft in Olbia, Sardinien, Abendstimmung. Moby Lines setzt keine besonders schnellen Schiffe ein, die Moby Aki war rund 9 Stunden lang unterwegs. Der erste Strand Tag, mit etwas Schatzsuchen. Ein Kupferring (ehemals vergoldet) und 2,40 Euro in Münzen stecken im Sand. Ich hoffe, dass das noch mehr wird. Im Hintergrund ist die Isola Tavolara. Etwas lost place geht immer. Das Heiligtum Santuario di N.S dell Annunziata, komplett verlassen. Düsterer Himmel dazu = sehr passend. Als Kontrast dazu hab ich bei Google Bilder entdeckt, wo dort ein Festival mit Pferden und sehr vielen Besuchern statt findet. Ich war offenbar zum falschen Zeitpunkt dort und bin keiner Sterbensseele begegnet. Eine einsame, von Gläubigen geschmückte Engels Statue. Ebenfalls dort auf dem Gelände fotografiert. Passender Zungenbrecher dazu: mit dezenten, farblichen Akzenten.Unterwegs in der Ruinenstadt Romanzesu. Die Anlage erstreckt sich auf einem lang gezogenen Hügel und ist erst zu einem sehr kleinen Teil ausgegraben. Sicher ist, dass es sich um eine Anlage der Nuraghenkultur handelt, die sich etwa 1600 Jahre vor Christi Geburt auf Sardinien entwickelt hat.
In einem der ausgegrabenen Tempel wurden mehrere Bernsteinketten gefunden. Diese müssen zu dem Zeitpunkt einen unermesslichen Wert für die Bewohner gehabt haben. Und aus dem Baltikum weit gereist sein. Auf dem Bild ist ein Wasserheiligtum, das Becken wurde früher aus einer Quelle mit Wasser versorgt.
In meiner persönlichen Vorstellung war es dort vielleicht etwas weniger feierlich. Statt dessen haben sich dort bestimmt Familien mit ihren Kindern abgekühlt, gelacht, Picknick gemacht und sich unterhalten. Die über 3500 Jahre alten Steinbänke laden selbst heute noch zum sitzen und verweilen ein. Da uns nur die Zeugen aus Stein und vereinzelte archäologische Funde aus dieser Zeit geblieben sind und es keine genauen Aufzeichnungen gibt bleibt vieles Spekulation. Oder Interpretation.
Auf dem Gelände wachsen viele Korkeichen. Hier eine Detailaufnahme eines Moos bewachsenen Stammes. Heisse Quellen, die muss man in Sardinien etwas suchen. Diese hier liegt unterhalb von Benetutti und ist frei zugänglich. Mitten in der Natur nimmt man windgeschützt im Weidengras ein herrliches Bad im 40 Grad heissen Wasser. Fast wie in Island !