Dies ist eher ein „Update“ als ein richtiger Blog Beitrag. Ich bin auf dem Weg von Helsinki nach Rovaniemi um mich dort mit Peer zu treffen. Goldsuchen in Lappland ! Mit Peer, meinem Jüngsten, der Sommerferien hat, super.
(Endlich Mal jemand, der mir beim Sand schaufeln hilft)
Die Europastrasse E8 entlang der Ostsee ist eher langweilig zu fahren. Wie eine Autobahn schlängelt sich die Schnellstrasse dem Küstenverlauf folgend nach Norden. Nur selten hat man kurz Glück, einen flüchtigen Blick auf das Meer zu erhaschen. Auf der E8 fährt man rund 850 Kilometer eine endlose, ereignislose Kette aus ABC Raststationen, identischen K und S Supermärkten und kleinen Ortschaften ab, die irgendwie alle gleich aussehen.
Als einzige Möglichkeit, das etwas aufzupeppen bleiben gelegentliche Abstecher zum Meer – aber die Stellplätze hab ich auch nur als durchschnittlich in Erinnerung. An der Küste ist einfach viel zu viel in Privatbesitz, was frei stehen schwierig macht. Die wenigen Campingplätze sind dafür gut besucht – und mit durchweg 20€ – 30€ pro Nacht zu teuer.
Aber – so ist das im Reisebusiness. Es ist nicht immer alles Super & Sonnenschein, so wie es viele Reiseblogs suggerieren. Unterwegs sein, das kann auch Mal ganz schön langweilig werden oder Stress bedeuten, wenn irgend etwas nicht so funktioniert wie geplant.
Ein paar spannende Begegnungen, Eindrücke & Erlebnisse gab es am Rande der E8 natürlich trotzdem. Und Beobachtungen. Zum Beispiel:
Die Finnen sind glückspielverrückt. In jedem Imbiss, an jeder Tankstelle und sogar im Supermarkt stehen „Glückspielgeräte mit Gewinnmöglichkeit“. Einzig und allein LIDL verweigert sich (als Supermarkt mit deutschen Wurzeln) diesem Trend und erlaubt in seinen Filialen keine Automaten. Bis vor kurzem standen die Daddelautomaten sogar noch in Krankenhäusern, wo bekanntermassen Medikamente verabreicht werden, die rationales Handeln herabsetzen.
Seine erste Frage war: welches Ersatzteil soll ich dir drucken ? Ganz schön zukunftsweisend ! Metalle kann er (noch) nicht drucken, aber mit Ersatzteilen aus Kunststoff kommt man bereits ziemlich weit. Ich war ziemlich beeindruckt, denn ständige Reparaturen an meiner Ausrüstung gehören für mich zum Alltag.
Typisch für Skandinavien. Eine unverschlossene Hütte am Wegesrand mit allen möglichen gebrauchten Sachen oder selbst gestricktem.
Dort ist ein grosses Erholungsgebiet, aber ganz am Ende der Strasse ist ein kleiner Parkplatz ohne Verbotsschilder mit direktem Blick auf den Lillsand. Koordinaten: 63.66685,22.54640
Zum Thema Campingplätze und frei stehen sollte ich etwas ausholen, denn das ist immer mal wieder ein Diskussionsthema. Wenn ich in der DAF T244 Whatsapp Gruppe berichte, dass ich – oh mein Gott – auf einem Campingplatz war, ist ein gewisses Entsetzen spürbar. Dort gibt es Teilnehmer, die sehr dogmatisch sind und von ihren 30 Urlaubstagen selbstverständlich 29 Nächte zwanghaft als „frei Steher“ verbringen. Etwas anderes kommt überhaupt nicht in Frage, sowieso zählt nur Wüste als Reiseziel – und jeder, der es anders macht – kann sich ja gleich einen Campingwagen kaufen …
Aber erstens ist „frei stehen“ in Europa weder überall erlaubt, noch möglich und zweitens muss man einen schönen Stellplatz ja auch erst Mal finden. Das mag in Rumänien, Finnisch Karelien oder den dünn besiedelten Pyrenäen gut funktionieren, aber auf dem Weg dahin eben nicht.
Wenn man auf der Durchreise ist und einfach nur ein Nachtlager sucht, sind kleine, abgelegene Campingplätze oder kommunale Stellplätze dagegen ideal. Ein Problem sind tatsächlich gewisse „Vorbilder“ in der Offroad Scene, bei denen anscheinend kein Abend ohne frei stehen, das obligatorisch vor sich hin kokelnde Lagerfeuer & Foto vom Sonnenuntergang vergeht. Letztendlich setzt man sich als Follower dessen viel zu sehr unter Stress wenn man versucht, das nach leben.
Mir persönlich ist einsam im Wald hocken sowieso viel zu langweilig. Oder: in eine Wüste fahren gerne, aber bitte nicht wochenlang. Auf einem kleinen Parkplatz direkt am Hafen oder am Rand einer kleinen Stadt ist dagegen viel mehr los. Man trifft interessante Mitreisende, wird womöglich sogar noch eingeladen und schnackt mit Locals, die sich für das eigene Fahrzeug interessieren.
Ich glaube, dass man auf Reisen mit der richtigen Mischung aus einem guten Plan, Durchhaltewillen und Flexibilität ans Ziel kommt. Dazu zählt, die möglichen Ressourcen optimal für einen selbst zu nutzen.
Das kann ganz ausdrücklich auch ein Campingplatz sein, wenn man müde ist und einfach nur noch eine heisse Dusche will und dann ins Bett. Was andere Abenteurer von einem denken sollte einem dabei herzlich egal sein.
Ich lege grossen Wert darauf, dass meine Reiseberichte authentisch und ehrlich sind. Anstatt eine Scheinwelt aufrecht zu erhalten berichte ich daher durchaus davon, dass die E8 eher langweilig war und ich froh, Abends einfach nur auf einen Campingplatz rollen zu können.
So ist das im 25u.de Blog: authentisch, immer ehrlich & direkt, ungeschliffen – und voller nützlicher Informationen.
Noch so ein Thema: Waschmaschine im LKW. Das bauen sich einige Overlander tatsächlich in den LKW ein ! Schon praktisch, aber mit Wasserversorgung, Abwasser und Strombedarf ist das ein ziemlicher Klimmzug. Waschsalons oder Campingplätze mit einer Waschmaschine findet man dagegen überall. Auch in sehr entlegenen Ecken der Welt tragen Menschen gern frisch gewaschene Hosen und T-Shirts.
Naja, was den einen sein Starlink, ist dem anderen seine Waschmaschine an Board.
Ich finde es trotzdem witzig: auf in fremde Länder, aber bitte nicht zu fremden Waschmaschinen …
Etwas ähnliches hatte ich bereits in Jagel, Deutschland entdeckt: Notlandebahn Jagel
Ich seh gerade, das dies Blog Artikel Nummer 250 ist ! Im nächsten Blog Beitrag wird dann hoffentlich fleissig Gold in Lappland gescheffelt …