Ich hab meinem Fahrzeug im Sommer 2021 neue Felgen und Reifen verpasst (Bericht darüber). Original hat der DAF eher kompliziert zu zerlegende Sprengringfelgen und diese lassen nur Reifen – mit Schlauch – zu. Inzwischen sind jedoch Sprengringfelgen auf dem Markt, die total einfach zu montieren sind und ausserdem den Einsatz von schlauchlosen Reifen ermöglichen.
Schlauchlose Reifen lassen sich unkompliziert mit Glasperlen auswuchten. Ein weiterer Vorteil ist, dass man sie bei geringen Beschädigungen wie kleinen Durchstichen eventuell sogar provisorisch von aussen reparieren kann, ohne den Reifen abbauen oder überhaupt von der Felge ziehen zu müssen.
Reifen mit Schlauch haben den Nachteil, dass dieser bei geringem Luftdruck verrutschen kann. Bei einem Durchstich im Reifen muss stets der Schlauch rausgezogen und geflickt werden. Insgesamt scheinen Reifen mit Schlauch anfälliger für Reifenpannen zu sein.
Meine schlauchlose Reifen sind daher nun Pirelli TG85 auf Sprengringfelgen vom Hersteller Jantsa.
Diese Felge aus drei Teilen: der Felge, dem Seitenring, dem Sprengring. Dazu kommen noch das Ventil, der Felgendichtring / Tyranring aus Gummi und ein kleines Sicherungsplättchen.
Die für den DAF T244 geeigneten Felgen haben folgende Werte: 8-Loch, 8,5×20 mit Einpresstiefe 120mm, 275 mm Lochkreis, 221 mm Mittenloch. Für mich war es das erste mal, einen Reifen auf so eine Felge zu bringen. Die Jantsa Felgen sind jedoch bestens für Anfänger und LKW-Quereinsteiger geeignet.
(Ich schätze, wenn ich es hingekriegt hab, bekommt es echt jeder hin).
Montage der Jantsa Felgen – Schritt für Schritt dokumentiert:
Wenn die Reifen montiert sind, muss der Druck nochmals überprüft und angepasst werden. Pro Achse muss der Druck auf den zwei Reifen auf jeden Fall identisch sein. Bei den meisten LKWs haben die Reifen der hinteren Achse etwas mehr Druck als die beiden Reifen der Vorderachse. Das hängt ganz von deinem Fahrzeug ab.
Die Beschreibung zeigt die Montage von neuen Reifen auf neuen Felgen. Bei gebrauchten Teilen ist es ganz wichtig, vor der Montage jede noch so geringe Verschmutzung zu entfernen. Die Felge und der Reifen müssen gründlich von Sand und Dreck gereinigt werden, sonst ist der Reifen nicht dicht.
Theoretisch ist so ein Reifenwechsel mit Sprengringfelgen auch machbar, wenn die Felge noch am Fahrzeug montiert ist. Wegen dem Gewicht vom Reifen und weil dieser etwas durchhängt kann es dann aber passieren, dass der Reifendichtring nicht richtig sitzt und sich der Reifen nicht aufpumpen lässt.
Die Demontage – erfolgt in der umgekehrten Reihenfolge.
Die Luft wird komplett aus dem Reifen gelassen, am besten in dem das Reifenventil mit einem Ventilsteckschlüssel kurzerhand rausgedreht wird. Dann wird der Reifen an der Flanke eingedrückt und so von der Felge gelöst. Mit einem Gummihammer, zur Not durch draufspringen. Oder er war noch gut eingeseift und es geht einfach so. Der Reifen sollte jedenfalls lose beweglich auf der Felge sein. Erst jetzt wird der Sprengring entfernt, dazu hat er eine Kerbe, wo man mit einem dicken Schraubenzieher unterhaken kann.
Der Sprengring steht unter Spannung und kann hochschnellen. Das ist eine Verletzungsgefahr ! Am besten eine Decke oder ähnliches drüber machen, damit er Energie abbaut und nicht so weit kommt. Die Sprengringe der Jantsa Felgen scheinen jedoch eher zahm zu sein. Bei Sprenringen älterer Felgen, die mit einem Hammer draufgekloppt wurden mag das ganz anders sein.
Fehlermöglichkeiten
Oben in dem Bild ist ein beschädigter Tyranring. Ein Teil vom Gummi hat sich an zwei Stellen links und rechts weggerubbelt. Der Ring war bei der Montage nicht genug eingeseift und hat sich dann verkantet. Er ist beim ersten aufpumpen vom Reifen nicht gleichmässig auf der Felge nach oben gerutscht.
Ein weiteres Problem können die Wuchtkugeln sein, wenn diese bei der Kontrolle vom Reifendruck in das Ventil gezogen werden. Das ist dann undicht. Den Reifendruck zu kontrollieren, wenn das Ventil oben ist (etwas vorfahren …) scheint das Problem zu umgehen.
Update: neue Reifen und erneute Montage im Jahr 2024
Nach drei Jahren war es Zeit für mich, vor dem Island Trip vorsichtshalber nochmal neue Reifen aufzuziehen. Eigentlich waren meine Reifen noch ganz okay, vom ursprünglichen 20mm Profil waren noch 15mm übrig. Aber da ich sie mit etwas zu wenig Druck gefahren hatte, waren sie seitlich abgelaufen. Naja, ich bin jemand, der lieber zu früh Teile austauscht als zu spät oder wenn es gar nicht anders geht.
Etwas überraschend war, dass ich in die neuen Reifen (erneut Pirelli TG85) diesmal keine Luft reinbekommen hab.
Nachteilig war, dass die Aussentemperaturen im März bei gerade einmal 5 – 10 Grad lagen. Gummi ist dann hart und der Dichtring mag sich nicht so recht anschmiegen. Ausserdem stand mir nur ein kleiner Kompressor zur Verfügung, der mit einer sehr langen Druckluftleitung weit entfernt vom Reifen stand. Weil ich es nicht anders gewohnt war, hatte ich das Ventil eingeschraubt gelassen. Zwischen dem Dichtring und dem Reifen sollte keine Feuchtigkeit sein, so wie auf dem Bild, weil der Tyranring dann nicht dicht anliegt.
Soviel zu den Faktoren, die ein erfolgreiches Reifenbefüllen verhindern können …
Um seine Chancen zu verbessern kann man dann folgendes machen:
Reifen nochmal gründlich reinigen, Gummiüberreste aus der Fertigung (diese kleinen Gummi Stengel und überhängende Stege) entfernen, Felge waagerecht ausrichten.
Irgendwann war mir aufgefallen, dass eine Seite vom Reifen da wo der Tyranring aufliegt mehr Stege hat und damit potentiell mehr Stellen, wo die Luft rauszischen kann. Diese Seite, sie hat meist zusätzlich noch ein paar Aufkleber, sollte nach unten. Da die Durchflussmenge kritisch ist, um den Reifen das erste Mal aufzupumpen sollte das Ventil rausgeschraubt werden. Die Länge vom Druckluftschlauch sollte so kurz wie möglich sein.
Das alles ist natürlich nur nötig, wenn man es irgendwie unterwegs mit wenig Druck hinkriegen muss. Ein Reifenhändler mit riesen 12 Bar Kompressor hat solche Probleme nicht.
Nachdem es einfach nicht voran gehen wollte hab ich mir dann letztendlich einen Reifenbooster improvisiert. Der wird mit 7 bar aus dem Kompressor aufgeladen und schafft es, den LKW Reifen mit rausgeschraubtem Ventil zügig auf 1,5 bar zu bringen. Dann pumpt man über den links angeschlossenen Kompressor weiter nach, dreht ab 4 bar das Ventil rein und bringt den Reifen auf 5 bar oder so.
Aktuell fahre ich die frisch montierten Reifen mit 6 bar kalt, um zu verhindernd, dass sie nochmal seitlich ablaufen. Als Wuchtperlen sind welche von Magnum im Einsatz, die ca 1 bis 1,5mm Durchmesser haben. Bei ebay werden welche verkauft, die viel kleiner sind. Diese bleiben in den Ventilen stecken und machen sie undicht.
Es gibt reihenweise Youtube Videos, wo Reifen explosiv aufgepustet werden: durch Einfüllen und entzünden vom Bremsenreiniger. Ich finde das zu gefährlich und würde es nicht empfehlen. Unterwegs sollte Sicherheit oberste Priorität haben, nicht ein spektakuläres Youtube Video …
Daher zeige ich an dieser Stelle zusätzlich, wie ich beim Reifenwechsel vorgegangen bin:
Metall auf Metall kann schlagartig wegrutschen, genau so wie Backsteine überraschend brechen können. Holz warnt einen dagegen vor Fehlern. So hatte ich bei einem Rad den Wagenheber versehentlich leicht versetzt angebracht. Das hat der kleine Holzklotz unter Druck durch knacken und knistern signalisiert.
Ich hab alles neu ausgerichtet, woraufhin die Geräusche weg waren …
Hallo Christian,
herzlichen Glückwunsch zu den praktischen Felgen!
Ich möchte zur Reifenwechsel-Prozedur noch etwas empfehlen:
Leg‘ den Reifen vorsichtshalber zum Aufpumpen mit dem Sprengring nach unten auf den Boden und wäge ab, ob du ihn nicht auch noch zusätzlich unter deinen LKW schiebst.
Sitzt der Ring doch nicht richtig, kann er und das lose Felgenhorn zum sehr gefährlichen Geschoß werden!
Ich habe miterlebt, wie ein abgesprengtes Felgenhorn ein Verkehrsschild glatt abrasiert hat, fast als wenn es mit einer Flex abgeschnitten worden wäre.
Schöne Grüße
Geri
Aus gutem Grund hat die Reifenwerkstatt dafür extra einen Käfig, um Unfallrisiken wie diesen zu begegnen. Diese Möglichkeit hat man unterwegs natürlich nicht. Solange der Reifen komplett ohne Druck ist, sollte es nicht gefährlich sein. Den Sprengring der Jantsa Felge hab ich bei der Montage mit der Hand draufgedrückt. Unter Druck liegt er in dem Seitenring, der etwas gebogen ist und ihn einfaßt. Wenn der Luftdruck dann noch kontrolliert auf den Reifen gegeben wird und nicht schlagartig (es gibt da so gewisse YT Videos …), sollte das Risiko eines Unfalls gering sein.