Mit Elfenpower weiter durch die Westfjorde

Das kleine Flateyri in den Westfjorden, am Ende der 64 und damit praktisch am Ende Welt. Hier hab ich gleich mehrere Tage verbracht. In den Bergen kann man wandern oder man schaut in dem winzigen Hafen den Fischern bei der Arbeit zu.  

Der Campingplatz besteht aus einer windgeschützen Wiese hinter einer Tankstelle mit Klo und Wasserhahn. Kein weiterer Komfort, es ist dann auch keiner vorbei gekommen, um zu kassieren.

Nebenan ist eine riesen Picknick Wiese für Familien mit einem Trampolin. Auf dem toben sich die Kinder bis spät in die viel zu helle Nacht aus, obwohl es längst Zeit fürs Bett wäre. Der Ort hat mit dem Vagninn ein ziemlich gutes Restaurant. Günstiger ist die Imbissbuden-Miniladen-Puppenausstellung-Cafe Kombination direkt nebenan.

Dann gibt es da noch Islands ältesten Buchladen, der inzwischen ein Museum ist. Hier werden alte Bücher nach Kilo verkauft, mitten im Laden steht für den Zweck eine alte Waage. Nebenan lässt sich die Wohnung des ehemaligen Besitzers besuchen, in der die Zeit irgendwo um 1960 herum stehen geblieben ist.

Augenscheinlich eine Idylle, aber Flateyri hat auch ein dunkles Kapitel. 1995 wurde bei einem Lawinenabgang ein grosser Teil des Dorfes im Schnee verschüttet, es gab 20 Tote. Viel für ein so kleines Dorf. In der Nähe der Kirche erinnert ein Gedenkstein daran. Was oben auf dem Fotos wie ein mit Lupinen bewachsener Berg aussieht, ist ein künstlich angelegter Wall, der solch eine Katastrophe zukünftig verhindern soll.

Die Tunnel hier – krass. Beleuchtung = wozu ? Der Tunnel nach Isafjördur ist einspurig mit Ausweichbuchten. Als LKW hat man zwar automatisch Vorfahrt, aber durch so ne Röhre zu schiessen ist schon etwas gruselig. Was da ganz hinten leuchtet ist nicht etwa das Licht am Ende vom Tunnel, sondern ein entgegenkommendes Fahrzeug.
Zwischendurch ist immer Mal wieder Zeit für ein heisses Bad. Wie diese Badestelle direkt an der 633, unten am Fjord, mit 43 Grad heissem Wasser. Es liegt ein Schlauch mit kaltem Wasser zum mischen bereit, wem das zu heiss ist. Keiner da, pure Einsamkeit. Nach einer Stunde kamen ein Papa und seine zwei Söhne. Super chillig, dort herumzufaulenzen und fünfe gerade sein zu lassen.
Island ist reich an skurrilen Museen. Viele mit einem Augenzwinkern und nicht ganz ernst gemeint. So zum Beispiel das Museum der Alltagsgeräusche in Isafjördur, das Museum der vielen kleinen Dinge (gesammelte Plastikkugelschreiber + Bleistiftstummel, ist aber insgesamt sehenswert), das Penis Museum in Reykjavik … oder das Hexenmuseum in Holmavik. Dort wird über in Island verbrannte Hexer und okkulte Bräuche berichtet. Frauen als Hexe standen eher bei uns im Fokus bzw auf dem Scheiterhaufen.

Über die skurrilen Museen Island hab ich inzwischen einen ausführlichen eigenen Artikel fertig.

Unterwegs auf der Road 643 ! Eine empfehlenswerte 2×4 Piste in den Westfjorden
Ganz am Anfang der 643 lockt in Laugarholl zunächst eine prima Badestelle. Die meisten Badestellen bestehen aus einer Wanne + einer Spendenbox für den Unterhalt. Manchmal sind die Anlagen grösser, so wie hier und professionell von einem Hotel betrieben. Da oben hab ich für 600 ISK gebadet, das sind 4 Euro. Bezahlbar ! Wenn dort gerade Familiengeburtstag ist, wartet man am besten etwas. Vormittags ist die ideale Zeit zum baden, kaum was los. Abends wird das Bad oft zum Treffpunkt der Touristen, die sich stundenlang von den erlittenen Strapazen (?) in einem heissen Bad erholen wollen.

Die Küstenstrasse 643 führt fast immer direkt am Meer entlang. Eine einfache Piste mit vielen Schlaglöchern, aber auch mit 2×4 gut befahrbar. Die Landschaft ist dafür umwerfend. Es gibt einen Campingplatz ganz am Ende, die vermutlich nördlichste Badestelle Islands und ein paar richtig gute Attraktionen zwischendurch.

Zur Piste selbst: teilweise wie Asphalt befahrbar, aber oft mit Schlaglöchern. Es gibt mittendrin einen Abschnitt, der mit 15% Steigung etwas kniffelig ist. Ansonsten führt die Piste um die Berge herum am Meer entlang und sollte – in dem Sommermonaten – gut mit 2×4 befahrbar sein. Rutschige Stellen kommen bei Regen vor, mit gutem Profil kein Problem.

Dauer: mindestens einen ganzen Tag, man kommt nicht schnell voran. Ganz am Ende ist ein sehr schön in einem Tal gelegener Campingplatz. Simpel, keine Dusche. Aber dafür gibt es ja das frisch renovierte Krossnesslaug Bad direkt um die Ecke. (Stand der Information: Juli 2022)

In Djupavik steht eine alte, aufgegebene Heringsfabrik, die gerade renoviert wird. Die Führung durch die Hallen ist sehr lohnend ! Das Potential, lost place Fotos zu machen ist umwerfend und die Anlage, in der man herumklettert ist riesig. Vor rund 85 Jahren wurde hier vor allem Fischmehl fabriziert, ab 1954 stand die Anlage leer. Um 10:00h sind meist Führungen, zusätzlich am Nachmittag. Dort in Djupavik ist auch ein Hotel / Restaurant, wer es komfortabel mag. Auf dem Fabrikgelände oder dem Pier zwischen diversem Schrott campen scheint kein Problem zu sein, so hab ich unbehelligt vor einer aufgegebenen kleinen Tankstelle übernachtet.
Einer der Diesel Generatoren. Der Museumsführer meint, diese Technik wäre damals aus Deutschland geholt worden. Motoren dieses Typs einer Kieler Firma sind auch in den U-Booten der Deutschen aus dem zweiten Weltkrieg verbaut worden, seiner Aussage nach.
Verbrennungsofen. Es ist aus heutiger Sicht völlig unbegreiflich, wie solch tonnenschweres Gerät hier her transportiert und aufgebaut wurde. Die Fabrik wurde damals im leeren Fjord errichtet. Es gab keinerlei Strasse irgendwohin. Jedes Teil, jede noch so kleine Schraube musste hier her transportiert werden. Eine Logistik, die ohne Computer im Jahr 2022 unvorstellbar ist.
Einer der Fischtanks ist von Künstlern etwas umfunktioniert worden. Die Akustik ist hier drinnen sensationell.
Luftbild vom Krossnesslaug im Island. Im Bad direkt am Meer baden mehrere Menschen.
Ganz am Ende lockt das frisch renovierte Krossnesslaug Bad. 1000 ISK Eintritt, die sich lohnen. Mit Pool und Hotpot direkt am Meer. Unten in dem Schwimmbecken hat man den Eindruck, direkt im Meer zu schwimmen.
Schwarzer Berg, der ein klein wenig durch eine weisse Wolke verdeckt wird. Im Vordergrund grüne Wiesen.
Schluss mit Lustig

Das wars mit den ruhigen Zeiten ! Der Nachwuchs hat sich angekündigt, die nächsten Beiträge sind wir zu dritt unterwegs.

Frontseite vom DAF T244, links im Hintergrund ist ein mit einem roten Pfeil markiertes Flugzeug im Landeanflug

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