Viele Island Besucher kennen bestimmt den Film „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ (Wikipedia) in dem das Life Magazin eine wichtige Rolle spielt. Der Film wurde fast vollständig in Island realisiert und oft erkennt man beim herumreisen in Island Drehorte aus dem Film wieder. An ein wichtiges Motto des Life Magazins hab ich mich erinnert gefühlt, als ich zusammen mit Peer und Mia in den Westfjorden ein vergessenes Flugzeug entdeckt hab: „Werke des Menschen sehen, hinter Mauern blicken …“
Dort in den abgelegenen Westfjorden schlummert ein vergessenes Flugzeug in einer nicht öffentlich zugänglichen Halle vor sich hin. Wir haben etwas herum gefragt und tatsächlich den Schlüssel bekommen.
Ich hab das Flugzeug sofort wieder erkannt. Denn genau so einen Doppeldecker hatte ich im Flugzeugmuseum Hannover (Webseite) schon mal gesehen.
Die Antonow AN-2 (Wikipedia) ist ein kurz nach dem zweiten Weltkrieg entwickeltes Flugzeug. Als Doppeldecker mit starrem Fahrwerk kommt sie mit sehr kurzen, improvisierten Start- und Landebahnen zurecht. Ideal für die riesige Sowjetunion oder überhaupt Länder mit entlegenen Siedlungen und einfacher Infrastruktur. Mit über 18.000 hergestellten Exemplaren ist sie eines der am meisten in Serie gebauten Flugzeuge weltweit.
Insgesamt ist der Zustand von dem Flugzeug recht gut. Das Seitenleitwerk ist beschädigt und die Stoffbespannung der Tragflächen hat Risse, aber ansonsten sieht alles funktionstüchtig aus.
Im Flugzeugrumpf selbst laufen Seilzüge für das Höhenruder und das Seitenruder entlang. Alles wird mit reiner Muskelkraft bewegt. Bei der AN-2 handelt es sich noch um ein Flugzeug, was einfach zu reparieren ist da man jede Funktion wie die Seilzüge einfach nachverfolgen kann.
Das Flugzeug hat eine ganz interessante Geschichte hinter sich. So kommt die Antonow AN-2 unverkennbar aus der Sowjetunion. Der Besitzer meint, sie sollte um 1970 herum eigentlich in die USA verkauft werden. Aber bei der Zwischenlandung in Island gab es ein technisches Problem, was den Weiterflug zunächst verhindert hat. Just zu dem Zeitpunkt wurde in den USA entschieden, keine Flugzeuge aus der Sowjetunion mehr zuzulassen – so dass die Antonow endgültig in Island gestrandet war.
Sie ist dann auf verschlungenen Wegen in den Westfjorden gelandet, um bis zum heutigen Tag in der Halle geparkt zu werden.
Vielleicht wird sie eines Tages renoviert – oder Teil eines Museums. Konkrete Pläne gibt es derzeit nicht.
Um es zum Teil eines Museums werden zu lassen, müsste ja nur der Hangar aufgeschlossen werden 😉 Du hast sicher absichtlich den Ort nicht erwähnt. Oder es gibt mehrere Antonows in den Westfjorden. Mir ist dort gesagt wurden, dass die Antonow vom Sohn des Museumsgründers besorgt wurden ist. Hast du die Hintergrundstory gegengecheckt? Mir wollten sie dort auch eine wilde Story bzgl. Herkunft erzählen, wir sind aber übereingekommen, dass eine gute Story nur gut sein kann. War im Juli (20224) dort.
Bin über deinen Schrottplatzbeitrag auf deinem Blog gelandet. Einer ist nicht weit von der Antonow entfernt. Also Fotomotiv finde ich die Dinger gut (und rostige Schiffe und Raupenbagger werden ja auch so kommuniziert). Und ohne das irgendwie nachgeprüft zu haben, würde ich auch vermuten, dass die Dinger in Teilen auch so was wie ein öffentliches Ersatzteillager darstellen.
Ich hab versucht, etwas mehr Fakten zu sammeln aber plausibel / nachweisbar ist nur die Herkunft aus der Sowjetunion. Es gibt in Island tatsächliche viele geheimnisvolle, verschlossene Orte, an die man manchmal gelangen kann. Das vergessene Atelier von Þórarinn Blöndal in Reykjavik ist ein weiteres Beispiel.
Bei nur zwei Urlauben in Island 2014 und 2024 war ich froh, wenn ich halbwegs die offiziell zugänglichen Highlights geschafft habe 😉 Für den Rest braucht es wie überall viel mehr Zeit und lokale Connections. Die Antonow habe ich ja dennoch entdeckt, und auch beim Windenhaus in Reykjavik habe ich zumindest von außen durch die Scheibe geguckt.