Was viele nicht wissen: obwohl die meisten Handies nur einen physischen SIM Karten Slot eingebaut haben, können sie mit einer zweiten, simulierten SIM Karte umgehen. Die Funktion einer zweite SIM Karte ist auf einem Chip gelandet, der sogenannten sSIM. Im Gegensatz zur bisherigen SIM Karte kann dieser Chip vom Benutzer beliebig per App programmiert werden, was einem unterwegs ungeahnte flexible Mobilfunk Möglichkeiten ermöglicht !
Das ist insbesondere auf Reisen ideal, weil die umständliche Suche nach einem SIM Karten Verkäufer entfällt. Verwendung, Vorteile und Nachteile der eSIM erkläre ich in diesem Artikel.
Eine zusätzliche SIM hat auf Reisen immense Vorteile. Die eigene SIM Karte aus Deutschland kann im Gerät verbleiben, so dass man unter der gleichen Nummer telefonisch und per SMS (Banking) erreichbar bleibt. Damit erfordern Apps wie Whatsapp oder bestimmte Banking Apps keine erneute Registrierung. Für das Datenvolumen nutzt man jedoch die hinzugebuchte, zweite Karte von einen ausländischen Anbieter. Anstatt tagsüber einen Laden aufzusuchen, der einem eine physische SIM Karte verkauft, aktiviert und mit Guthaben aufläd – kann man diese ganzen Schritte mit einer App erledigt und ist sofort online. Das vorbereiten vom eigenen Handy kann man in aller Ruhe zu Hause erledigen, inklusive einem ausführlichen Preisvergleich.
Internet mit eSIM spart unterwegs daher Zeit, Geld und Nerven.
Der Gag ist, dass die meisten Handies sogar bis zu 5 verschiedene heruntergeladene eSIM unterstützen. Diese lassen sich beliebig aktivieren, denn es wird ja immer nur der integrierte eSIM Chip neu programmiert.
Vorteile und Nachteile einer eSIM gegenüber eine SIM Karte
Vorteile:
- Simpel per Internet installierbar, ohne tagsüber einen Laden Geschäft aufsuchen zu müssen
- keine Fremdsprachen Kenntnisse erforderlich, um im Ausland an eine SIM zu kommen
- Perfekte Verwaltung über App. Im Idealfall reicht sogar eine einzige App / ein einziger eSIM Anbieter für mehrere Reiseländer aus
- Datenvolumen vorbereiten oder bereit stellen, obwohl man noch gar nicht im Reiseland ist
- Meist reicht eine simple Registrierung aus, ein komplexes KYC (Wikipedia) ist eher selten.
- Teilweise werden im Ausland mehrere Mobilfunk Netze verwendet, nicht nur ein Partner wie bei der eigenen, deutschen SIM
- Perfekt für kurze Zwischenstops, für die sich das umständliche Besorgen einer herkömmlichen SIM Karte nicht lohnen würde.
- kein Plastikkarten oder Chip Müll, kein Versand
Die einfache Installation und die Verwaltung des ganzen mit einer App ist das wichtigste Argument für eine eSIM. Selbst in Europa gibt es nicht-EU Ländern wie Andorra oder die Schweiz wo Deutsche Mobilfunkkarten entweder nicht funktionieren – oder das Datenvolumen (Weltzone 2 + 3) sehr teuer ist. Eine zwischendurch installierte eSIM spart an der Stelle bares Geld und Rennerei.
Dieser Artikel wurde auf den Färöer Inseln (nicht in der EU, kein Roaming) geschrieben. Dafür wurde eine eSIM von Ubigi genutzt, die sich zwischendurch in der Nähe der Shetland Inseln auch noch ins britische Mobilfunknetz eingebucht hat. Ich hab dafür im April 2024 für eher sparsame „1GB Europa extended“ immer noch faire 8€ bezahlt.
Den beiden Handis sieht man überhaupt nicht an, ob sie mit einer SIM oder eine eSIM betrieben werden.
Manche eSIM Anbieter haben im Ausland Verträge mit mehreren Mobilfunkpartnern geschlossen. Das kann für eine bessere Netzverfügbarkeit sorgen, wenn potentiell zwei oder drei Mobilfunknetze genutzt werden können.
Nachteile:
- Geht das Handy kaputt kann nicht einfach nur die SIM Karte umgebaut werden
- Aktuell sind nur wenige WIFI Router mit eSIM im Handel erhältlich
- Zum Installieren ist für gewöhnlich eine Internetverbindung notwendig
- Der Netzbetreiber ist nicht immer ersichtlich (z.B. bei über HongKong gebuchten Karten)
- In der Regel nur Datenfunktion. Kein Telefonieren, kein SMS
- als reine Datenkarte ohne Telefon Funktion = kein 112 Notruf
Leider beschränkt sich die Verwendung von eSIM Karten derzeit nur auf Handies und Smartwatches. Insbesondere die Hersteller von WiFi Routern haben noch nicht auf den Trend zur eSIM reagiert. Im Handel sind im Moment nur wenige Geräte, die sowohl SIM als auch eSIM haben.
Das kann aber auch damit zusammen hängen, dass die meisten eSIM Anbieter auf eine Android oder Apple OS App setzen, um eine eSIM zu installieren. Es ist kompliziert, dass für WLAN Router umzusetzen.
Bei den Notebook Herstellern herrscht eine ähnliche Zurückhaltung. Es gibt viele Modelle mit einem SIM Reader + WWAN Mobilfunkkarte, aber nur selten findet sich ein eSIM Chip auf dem mainboard. Bei mir ist es zum Beispiel ein Panasonic FZ-55, betrieben mit einer physischen prepaid SIM Karte von Penny. Die Karte arbeitet im sehr guten Netz der Telekom. Sie hat nur 1GB, kostet dafür aber auch nur 5€ im Monat und ist eher ein Backup für mich. Leider hab ich ein Toughbook FZ-55 MK1. Erst dem Nachfolgemodell MK2 wurde neben einer schnelleren CPU ein eSIM Chip spendiert.
Der eSIM Chip ist dabei immer auf dem mainboard zu finden, nicht in der WWAN Mobilfunkkarte. Noch so ein Ärgernis, denn ein upgraden der Mobilfunkkarte wäre problemlos möglich.
Es gibt bei einigen eSIM Karten die Möglichkeit, mit der Kamera einen Code mit den benötigten Daten zu scannen. Aber auch dafür kann eine Internetverbindung nötig sein. In den meisten Fällen benötigt man so oder so eine Internetverbindung, um die eSIM mit der dazubehörigen App zu installieren. Eine eSIM ist daher nur eingeschränkt zu einem Kaltstart fähig.
Überprüft werden sollte bei einer Bestellung ausserdem, mit welchem Anbieter die eSIM im Reiseland betrieben wird. Meine testweise installierte eSIM von Ubigi hat in Island Siminn als Partner: das beste Mobilfunknetz dort. Aber es gibt auch Anbieter, die billiger sind und in Island auf Nova setzen, was nur in den Ballungsräumen gut ausgebaut ist.
Ein weiterer Wermutstropfen ist, dass die meisten eSIM Anbieter immer nur Datenvolumen anbieten. Eine Telefonnummer und SMS ist in den Paketen sehr selten, obwohl es problemlos zu realisieren wäre.
An der Stelle kann man auf Telefonieren über Whatsapp / Skype / Telegram ausweichen. Dann gibt es noch Anbieter wie Sipgate, die mit der „Satellite“ App sogar eine echte Mobilfunknummer bereit stellen. Nur über das gebuchte Datenvolumen und der Sipgate App ist man so über eine Handynummer erreichbar. Das ist jedoch mit weiteren Kosten und einem Abo verbunden.
Installation einer eSIM im Handy / Android:
Das ist unter Android so dermassen simpel, dass eigentlich keinerlei Anleitung benötigt wird.
Einstellungen aufrufen – Netzwerk und Internet – SIM karten – SIM Karte hinzufügen
Wenn eine eSIM mit einer App installiert wurde, wird diese bereits bei Netzwerk & Internet – SIM Karte aufgelistet. Dieses Menü im Handy ist nützlich um festzulegen, ob die SIM Karte oder die eSIM für die Datenübertragung zuständig sein soll.
Als letzten Schritt lässt man das Handy einen mobilen Hotspot erzeugen. Damit spannt das Handy ein WLAN Netz auf, mit dem sich Notebooks oder andere Mobilfunkgeräte verbinden können.
Fazit zum Vergleich SIM mit eSIM
Mit eSIM sind die Zeiten vorbei, wo man tagsüber zu irgendwelchen Öffnungszeiten eine Laden aufsuchen musste, um mit seinen schlechten Englisch Kenntnissen an eine SIM Karte für Internet im Ausland zu kommen. Mit eSIM lässt sich clever Zeit & Geld sparen. Um so mehr verwundert es, dass diese Funktion im Handy den meisten Overlandern nicht bekannt ist.
Viele Internetblogs empfehlen dagegen nach wie vor SIM Karten und aufwändige mobile WLAN Router Installationen, wenn es um Internet auf Reisen geht. Das ist technisch überholt, eSIM im eigenen Handy aktivieren ist viel praktischer.
hey, habe gerade in Japan den mobilen Router. aufwändig war es nicht, ihn zu installieren. einfach nur wlan suchen, das allererste mal passwort eingeben und fertig. mein handy (huawei p 30 pro) bietet nicht die funkion von esim. an manchen Orten funktioniert allerdings normales wlan der Unterkunft oder zug besser, vor allem in eher abgelegenen Gebieten.
aber hast nen guten Artikel geschrieben.
Schöne grüße, see you, Mirjam
Hi,
Wir haben grad ne eSim von ATT in den USA. Achtung, gerade bei den attraktiven Prepaid unlimited Modellen hat man genau keinen Hotspot drin. Das geht nur bei limited Paketen….