Grindavik – in der Geisterstadt nach dem Januar Vulkan Ausbruch

Vulkanausbrüche und Erdbeben sind in Grindavik nichts ungewöhnliches und werden von den Bewohnern mit einer stoischen Gelassenheit ertragen. In den vergangenen Monaten hat die Intensität der Vulkanausbrüche, begleitet von Erdbeben jedoch zugenommen. Das gipfelte im Januar 2024 in einem verheerenden Ausbruch in unmittelbarer Nähe von Grindavik, der trotz Schutzwällen zu verbrannten Häusern geführt hat. Im ganzen Ort haben sich Spalten aufgetan, die sogar einen Arbeiter verschluckten. Risse und Erdbewegungen haben Grindavik stark in Mitleidenschaft gezogen, an manchen Stellen ist die Erde um einen Meter abgesackt.

Ich war am 15.05.2024 im verlassenen Grindavik, um unter Polizeibegleitung Bilder vom verheerenden Januar Ausbruch und den Auswirkungen auf den kleinen Ort zu machen. Wir waren eine kleine Gruppe, bestehend aus Journalisten und einem Geologie Professor mit seinen Studenten. Mit unserem Konvoi aus vier Fahrzeugen hatten wir rund eine Stunde Zeit, um Fotos von der Lage im Ort zu machen.

Im Moment ist Grindavik fast verlassen und eine Geisterstadt. Der isländische Staat hat einen Teil der Häuser aufgekauft, die Solidargemeinschaft in Island hat die vulkangeplagten Bewohner Grindaviks entschädigt und umgesiedelt. Im Moment (geschrieben am 22.05.2024) erwartet Island einen erneuten Ausbruch. Das Land hebt sich, während die Vulkansysteme der Reykjanes Halbinsel erneut glühende Lava akkumulieren.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Erde erneut für einen spektakulären Vulkanausbruch aufreisst.

Blick aus dem DAF T244 LKW auf drei voraus fahrende Fahrzeuge in Grindavik Island
Unser Konvoi, angeführt von der Polizei. In den Strassen sind keine Menschen mehr unterwegs und die Parkplätze sind leer. Die Stadt ist komplett ausgestorben. Rechts sind frisch aufgestellte Absperrungen von einem Gefahrenbereich zu sehen.
Hochhaus mit leerem Parkplatz im verlassenen Grindavik Island
Gelegentlich fährt ein letzter Bewohner für Transporte durch den Ort – oder Sicherheitspersonal. Aber im grossen und ganzen ist Grindavik vollständig evakuiert.
Schwarze Lava hat ein Grundstück überrollt. Metallreste einer ausgeglühten Garage
Hier hat glühende Lava ein Haus überrollt und im Brand gesetzt. Nur die ausgeglühte Garage aus zerknicktem Blech ragt noch aus der erkalteten Lava.
Luftbild Grindavik Island Strasse unter Lava
Ein Blick aus der Vogelperspektive. Die Lava hat begonnen, einen Strassenzug zu zerstören.
Schwarze erkaltete Lava vor einem Holz Zaun
Überraschendes Detail: hier war die vorrückende Lava bereits so weit erkaltet, dass ein Holzzaun sie aufhalten konnte.
Luftbild Lava Feld in Grindavik Island
Blick aus einer erhöhten Perspektive, das gleiche Viertel. Unsere Fahrzeuge stehen ganz links auf dem Kreisel. Hier sieht man gut, wie die Lava grossflächig Häuser und Strassen verschluckt hat.

Wir hatten das okay der Einsatzleitung, kurzfristig etwas höher als die in der Hazard Zone erlaubten 60 Meter zu fliegen, da der Luftraum bis zu den offiziellen 120 Metern gerade frei war. Über 500 Metern gehört dort alles zu den Luftkorridoren vom Flughafen Kevlavik. Das sperren die aktuellen Drohnen aber sowieso automatisch.

Beschädigter, abgesackter Parkplatz mit Riss in Grindavik Island
An dieser Stelle ist ein Teil vom Parkplatz um fast einen Meter abgesackt.
Verrissener Asphalt in Grindavik Island
Hier eine Detailaufnahme der Schäden vom abgesackten Parkplatz.
Sieben leichte poröse Vulkansteine auf einer Hand
Vulkangestein, porig und sehr leicht, was überall im Gras liegt. Das hat der Vulkan wie Schnee ausgespuckt.
Schwarze Lava hat eine Strasse in Grindavik Island blockiert
Hier hat die Lava eine Strasse mit Fussweg blockiert.
Luftbild Grindavik Island Risse im Asphalt zweier Grundstücke
Viele Risse ziehen sich auch über diese zwei Grundstücke in Grindavik.
Grüner Rasen mit Parkbank und Riss in der Erde wegen Erdbeben in Grindavik Island

In Grindavik heisst es: nach dem Ausbruch ist vor dem Ausbruch. Die drei Zufahrtsstrassen sind für den Verkehr gesperrt und haben Tag & Nacht bewachte Checkpoints. Ich wäre gern etwas länger in Grindavik unterwegs gewesen, aber die Bedingungen waren dafür (abgesehen vom Presseausweis) mit Gasmaske, Gaswarngerät und Tetra Funkgerät leider kaum zu erfüllen. Es war auch so schon vielen Zufällen und viel Glück zu verdanken, dass ich von der Exkursion nach Grindavik erfahren hab – und mitfahren durfte.

Wer aufmerksam alles beobachtet bemerkt, dass die Menschen der Gemeinde Grindavik Vorsorge für einen erneuten Vulkanausbruch getroffen haben. Das betrifft vor allem das Touristische Highlight „Blue Lagoon“, die mit allen Mitteln verteidigt wird und bis zur letzten Stunde in Betrieb bleibt.

Blaue Lagune Island mit Schutzwall und orangenem Bagger im Hintergrund
Die Blaue Lagune und das dazugehörige Kraftwerk haben inzwischen einen Schutzwall. Beim Durchbruch für die Strasse (die Kerbe im Schutzwall oben) wurde rechts Geröll aufgeschüttet. Links parkt dauerhaft ein Bagger, um die Lücke bei einem erneuten Ausbruch mit dem vorbereiteten Material sofort zu schliessen.

Eine ähnliche Beobachtung auf dem Parkplatz der Blauen Lagune: dort parkte etwas abseits dauerhaft ein vollgetankter Reisebus, um im Notfall Besucher zu evakuieren.

Luftbild der Strasse nach Grindavik nach der Reparatur von Lavaschäden
In vielen Dingen sind die Isländer pragmatisch. Das ist die Zufahrt nach Grindavik und der Blauen Lagune. Beim letzten Ausbruch wurde die Strasse mit Lava blockiert. Daraufhin hat die Gemeinde die Strasse einfach neu aufgeschüttet und über die erkaltete Lava hinweg neu gebaut.

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