Goldwaschen in Tankavaara, Lappland

Im finnischen Tankavaara, ganz oben in Lappland gelegen und weit oberhalb der Nordpolargrenze findet jeder Gold. Als Einstiegsdroge gibt es beim Goldmuseum die Möglichkeit, für 14€ / Stunde goldhaltigen Sand durchzuwaschen. Wer dabei Blut geleckt hat kann sich tageweise im Aurum Goldfeld von Marco Lauronen unterhalb der E75 einmieten. Dort im Wald befindet sich ein altes Flussbett. Der Sand zwischen den Kieselsteinen enthält kleine Goldkrümel und – wenn man viel Glück hat – Goldflakes oder sogar ein winziges Nugget.

Das Ganze ist harte Arbeit, denn der Sand will ja erst einmal zur Waschrinne oder zur Goldwaschschüssel bewegt und mit reichlich Wasser durchgewaschen werden. Reich wird man dabei auf gar keinen Fall – oder nur mit einer astronomischen Portion Glück.

Die meisten Touristen scheinen nur das Nordkap vor Augen zu haben und zischen an Tankavaara einfach vorbei. Dabei sind sowohl das Goldmuseum als auch das Goldgräber Restaurant mit seinem preiswerten Mittagstisch einen Besuch wert und man trifft auf garantiert echte Goldsucher. Vom ehemaligen Gold Dorf sind leider nur noch verfallene Kulissen übrig. Als charmant heruntergekommener Ort ist Tankavaara mit dem Restaurant, dem echten Goldfeld unten an der E75 und dem Goldmuseum jedoch extrem authentisch und definitiv einen Besuch wert. Ich finde, die E75 sollte man in E175 umbenennen.

Preisverhandlungen ! Mit Marco Lauronen, dem Aufseher vom Goldfeld

Das war zunächst schwierig, denn anfangs wollte Marco Lauronen, der Pächter vom Goldfeld in Tankavaara, gar nicht an mich vermieten: „alle Plätze ausgebucht“. Dann nur am Samstag und Sonntag für 200 €, als ich ihn von unterwegs noch einmal anrief. Das war mir allerdings entschieden zu teuer. Ich hab Marco dann persönlich vor Ort aufgesucht und dabei hat sich herausgestellt, dass alles ein Missverständnis war. Marco wusste nicht, dass ich mit Benzinpumpe und Waschrinne eine eigene Ausrüstung dabei habe und so haben wir uns auf 200€ für 7 Tage Goldwaschen geeinigt. Ich brauchte ja keinen der eingerichteten Plätze. Möglichkeiten zum buddeln und schwitzen sind dort wirklich genug vorhanden.

200€ sind happig, andererseits durften wir mitten im Wald gratis für 0€ campen, inklusive Plumpsklo und sauberem Wasser aus einem Bach. Oben auf dem asphaltierten Parkplatz vor dem Restaurant hätten wir ohne Strom auch schon 7 x 25€ = 175€ bezahlt. Als Abenteuerurlaub im Wald mit Fitness Programm und der winzigen Chance auf einen Goldklumpen war die Aktion daher preislich insgesamt okay.

Eine total netter Däne als Goldwasch Nachbar hat nur mit einer Goldwaschschüssel bewaffnet das gleiche bezahlt. Selbst mit zwei Mann und Profiausrüstung ist es eher unwahrscheinlich, nach sieben Tagen und Abzug aller Kosten auf Gold im Wert von 200€ zu kommen. Tatsächlich ist der freundliche Däne bereits nach 5 Tagen abgereist. Er meinte, es lohnt sich für ihn einfach nicht.

Ich finde, Tagesbesucher mit Goldwaschpfanne sollten nicht mehr als 10€ bezahlen. Aber ich hab auf die Preisgestaltung natürlich keinen Einfluss.

Schild mit der Telefonnummer von Marco Lauronen

Selber Gold suchen wie in Alaska – als Goldgräber in Tankavaara, Lappland

Der etwas chaotische Start sollte sich für uns im weiteren Verlauf als Vorteil erweisen. Marco hatte uns zwar eine aussichtsreiche Stelle vorgeschlagen, aber tatsächlich ist dort im Goldfeld nichts abgesteckt oder straff organisiert. Jeder kann dort los buddeln, wo man persönlich das meiste Gold vermutet und nicht gerade ein anderer Schatzsucher die Schaufel schwingt.

Zeitlich ist man auch nicht gebunden. Manche der Goldgräber haben dort eine 14 Stunden Schicht eingelegt. Andere haben dafür nur gelegentlich etwas Gold panning gemacht und ansonsten eher gemütlich beisammen gesessen. Jeder kann sein eigenes Equipment so einsetzen, wie er oder sie es für richtig hält. Marco ist es egal, ob man dort Nachts um 2 noch arbeitet oder bereits morgens früh um 6.

Freiheit pur, sowohl was die Zeiteinteilung angeht als auch die Methoden. Nur Feuer machen durften wir wegen der Trockenheit nicht.

Panoramabild vom Goldfeld in Tankavaara mit ausgehobenen Gruben, Benzinpumpen und Ausrüstung

Diese Freiheit kommt goldsuchen in der Wildnis von Alaska oder Kanada vermutlich ziemlich nahe, aber mit den Annehmlichkeiten von einem Restaurant + Internet direkt vor Ort. Dazu kommt als weiterer Vorteil, dass die goldhaltige Schicht in Tankavaara ganz oben liegt und prima zugänglich ist. Im Camp Helligdalen in Norwegen musste ich dagegen fast einen Meter tauben Sand wegbewegen, um an die interessante, goldhaltige Sand und Kiesschicht zu gelangen.

Eine Schaufel steht in einer Grube, die ein Goldgräber in Tankavaara ausgehoben hat. Das Foto zeigt das alte Flussbett im Querschnitt.
Direkt unter einer dünnen Humus Schicht beginnt eine Lage mit Kieselsteinen. Diese enthält vom Wasser rund geschliffene Steine mit Rostablagerungen und groben Sand: das ehemalige Bachbett.
Ein Schraubenzieher mit rotem Griff liegt als Grabwerkzeug auf rostrotem goldhaltigen Kies Sand
Rostbrauner, grober Sand: in diesem Material sind kleine Goldkrümel enthalten. Die Steine haben damals wie eine Waschrinne funktioniert. So wurden die schweren Bestandteile dazwischen eingefangen & festgehalten. Dadurch hat sich das Gold im Bachbett konzentriert.
Hier macht Peer eine kleine Buddelpause, während ich die Tagesausbeute mit der Goldwaschpfanne durchwasche. Peer hat fleissig mit angepackt !
Ein Rentier läuft über das Goldfeld in Tankavaara
Gelegentlich schauen einem beim Goldwaschen Rentiere über die Schulter.
Goldwaschplatz mit Goldwaschrinne, Eimer mit goldhaltigem Sand und Schaufel
Unser erster Goldwaschplatz. Die Goldwaschrinne besteht aus mehreren Fächern, durch die der Sand gespült wird. Die grossen Steine haben wir stets mitgewaschen. Während der Woche im Goldfeld sind wir mehrmals etwas umgezogen, um andere Stellen auszuprobieren.
Eine Goldwaschrinne im Winkel von 10 Grad durch die Wasser fliesst
Meine Goldwaschrinne hat fünf Fächer. Hinter jeder Rippe verlangsamt sich der Fluss vom Wasser etwas und Goldflocken haben die Gelegenheit, nach unten in das Gitter zu sinken.

Unter dem wabenförmigen Gitter ist ein Teppich, der das Gold festhält. Nach einem Waschgang mit 10 bis 15 Eimern Sand & Kies wird der schwere Sand aus dem Teppich mit einer Goldwaschpfanne ausgewaschen. Die Goldwaschrinne wurde mit einer Neigung von knapp über 10° betrieben. Den Wasserfluss hatten wir so eingestellt, dass das Wasser nicht springt, sondern in Wellenbewegungen über die Rippen fliesst und trotzdem stetig Sand auswäscht.

Das Prinzip ist ganz einfach. Durch das Wasser wird der Goldstaub vom Sand und Lehm getrennt. Da Gold ca 19x so schwer ist wie Quarzsand sinkt es sofort zu Boden, während der viel leichtere Sand vom Wasser davon getragen wird.

Goldflocken in einer schwarzen Goldwaschpfanne
Nach getaner Arbeit: in der Goldwaschpfanne glitzern ein paar Krümel Gold. Echtes Gold ! Jubel !!

Wir hatten das folgende Equipment dabei:

Goldwaschrinne, Benzin Wasserpumpe, unterschiedliche grosse Goldwaschpfannen, Benzinkanister, mehrere Eimer, unterschiedliche Schaufeln, Sieb für Steine, dicker Schraubenzieher zum hacken, Akkuschrauber mit grossem Steinbohrer um das Gestein zu lockern. Dazu eine Brechstange & Handschuhe.

Empfehlenswert sind ausserdem Gummistiefel, Mückenschutz, eine Regenjacke, eine Plane als Regenschutz und Ersatzteile wie Gummidichtungen und Schlauchschellen für den Wasserschlauch.

Bei unseren Besuch gab es das Problem, dass es seit einem Monat nicht geregnet hatte (Klimawandel …) und der kleine Bach vom Goldwaschfeld ausgetrocknet war. Vorteil: kaum Mücken. Nachteil: kein Wasser für die Rinne. Bei einem weiter unten liegenden, wasserführenden Bach haben wir jedoch eine Benzinpumpe entdeckt und in Betrieb genommen, um damit einen weiter oben liegenden Pool zu füllen.

Wegen der Wasserknappheit haben wir das Wasser teilweise recycelt, daher mehrfach aus einem improvisierten Absetzbecken verwendet.

Eine neue Sandschaufel steht vor grünem Hintergrund neben einer abgenutzten Sandschaufel
Eine Vergleich zwischen einer fast neuen Sandschaufel und einer bei der goldsuche völlig abgenutzten Sandschaufel …
Drei Goldgräber in einer Goldgrube in Tankavaara
Eine Finnisch / Deutsche Kooperation im Goldfeld, die uns sehr viel Spass gemacht hat. Die Finnen hatten sehr tief gegraben und wollten ein paar sehr grosse Steine aus der Grube raus haben. Dazu fehlte ihnen aber passendes Bergematerial.

Wir haben mit angepackt und unsere Bergemittel aus dem LKW verwendet. So unter anderem den Kettenseilzug für das Reserverad, der an einem Baum befestigt wurde. Einen der Steine haben wir mit Spanngurten unter unsere Leiter gespannt. Auf diese Weise war der Felsbrocken gut zu greifen und mit drei Personen leicht aus der Grube zu befördern.

Als Lohn durften wir Sand & Kies tief unten aus dem Loch haben. Die goldhaltige Schicht ist aber eher an der Oberfläche zu finden. Unter den würfelförmig gebrochenen Steinen ist in Tankavaara kein goldhaltiger Sand mehr zu finden. Obwohl die Aktion für uns nicht sehr ergiebig war hatten Peer und ich extrem viel Spass dabei. Die Kameradschaft beim Goldsuchen war uns in dem Moment viel wichtiger als das Gold selbst.

Unter den Goldsuchern vor Ort ist die Stimmung tatsächlich so, wie im Wilden Westen. Ein Mix aus Begeisterung, Kameradschaft, Wildnis, Freiheit und ungeahnten Möglichkeiten.

Luftbild Goldfeld Tankavaara
Sand schippen und schwitzen bei den Goldgräbern. Der LKW steht ganz links, mitten im Wald.

Im Restaurant Wanho Waskoolimies = alter Goldgräber

Restaurant Wanho Waskoolimies in Tankavaara von aussen fotografiert

Das kleine Restaurant ist urig eingerichtet und enthält unzählige Erinnerungsstücke an Goldsucher und spektakuläre Funde. Sogar einen Eisenmeteorit kann man bestaunen, man speist praktisch in einem Geologie Museum. Es gibt ein reichhaltiges Frühstücksbuffet für 14€ und ein täglich wechselndes Mittagsgericht, was immer 12,90€ kostet. (Stand der Information: Juli 2023)

Ein Teller mit Fleisch, Salat und Kartoffeln als Mittagsmenü
Fleisch mit Kohlkartoffeln und Salat von einem reichhaltigen Buffet. Saft, Tee oder Kaffee ist bei den 12,90€ ebenfalls inklusive. Ziemlich lecker und für Skandinavien ein sehr fairer Preis.
Holzweg durch Sumpflandschaft in Tankavaara Finnland
Wer kein Interesse am Gold hat kann im Nationalpark wandern gehen. Beim Goldmuseum starten viele Wanderwege in die Natur.

Und der Lohn der ganzen Arbeit … ?

Fazit: in Tankavaara findet jeder Gold, aber es ist leider nicht viel. Nach knapp einer Woche schaufeln für Gold hatten wir vielleicht zwei, drei Gramm beisammen. Aber goldsuchen ist ein spitzenmässiges Fitness Programm an der frischen Luft mit vielen spannenden Eindrücken. Und es war ein super Papa + Sohn Erlebnis.

Unten auf dem Foto ist unsere Ausbeute. Das runde Glas hat einen Linseneffekt und vergrössert die Goldflocken für die Kamera daher etwas. Beim nächsten Mal finden wir ganz bestimmt ein richtig grosses Goldnugget …

Eine Hand hält ein Glasröhrchen mit Goldflittern

Last not least: vielen lieben Dank an Albrecht, der mir kurz vor der Abreise nach Finnland noch die Benzin Wasserpumpe repariert hat !

Webseite vom Goldmuseum: www.kultamuseo.fi

Webseite vom Goldrestaurant: www.tankavaara.fi

Bericht von meinem Besuch 2021: www.25u.de/bei-den-goldsuchern-in-lappland

2 Kommentare

  1. Juhu, neuer Beitrag in meinem Lieblings Blog. Da schmökere ich gerne durch. Mal sehen ob dieser Artikel meinen Aktuellen Lieblings Beitrag vom Atomschutzbunker von der Favoriten Liste verdrängen kann.
    Viele Grüße aus Frankreich
    Moritz

    1. Freut mich zu hören, danke für das Lob ! Aktuell geht es zum Nordkap. Das wird vermutlich etwas touristischer als die Buddelei bei den Goldgräbern. LG Chris

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