Als Folge der Goldfieber Infektion in Finnland hab ich recherchiert, welche Gebiete in Nordskandinavien für die Goldsuche in Frage kommen. In Finnland kann man offiziell in Tankavaara, in einigen Gebieten rund um Inari und in den Goldfeldern an der 9694 nach Kuttura nach Gold schürfen. Dazu zahlt man eine kleine Gebühr an den Landbesitzer, der ein bekanntes Goldfeld vermietet und los gehts. Am Lemmenjoki wird nicht mehr professionell geschürft. Genau so wie die Gebiete Ritakoski / Kultala am Hensansuvanto ist das inzwischen ein Naturschutzgebiet und sowieso nur noch zu Fuss oder mit dem Boot erreichbar.
In Norwegen sind die Flüsse der Finnmark unterhalb von Karasjok interessant. Dort gab es in der Vergangenheit viele Goldfunde, das Gebiet ist aber kaum zugänglich. Die wenigen Menschen, die dort zu Hause sind haben ausnahmslos ein ATV (All Terrain Vehicle, Quad) vor der Tür stehen, praktisch immer mit 6 Rädern. Selbst Geländewagen kommen da oben nicht überall durch. Die Flüsse, die aus dem Gebirge kommen sind jedenfalls goldführend – oder hatten in der Vergangenheit Gold im Gepäck, welches sich in alten Flussbetten und Kiesbänken finden lässt.
Reich wird man allerdings nicht, komplett ausgeschlossen. Grössere Nuggets sind sehr selten. Ich hab die ganze Aktion daher auch eher als „Abenteuer Goldschürfen“ und Fitness Programm mit Bauch-weg Garantie & viel frischer Luft gesehen.
Die einzigen Menschen, die ich dort in der Finnmark getroffen hab waren Goldsucher wie ich, Elchjäger mit ATV und Jagdaufseher im ATV, die nach Elchjägern gefragt haben.
Ein super Einstieg ins semi-professionelle Goldschürfen ist das abgelegene und selten besuchte Camp Helligdalen, was ich hiermit gern vorstellen und empfehlen würde. Dort sind Goldfunde garantiert, auch wenn es nicht viel ist. In den Sommermonaten kostet es 1000 NOK pro Woche, ausserhalb der Saison kann man gratis schürfen und da mehr oder weniger tun und lassen, was man will. Ausserdem beschreibe ich die Ausrüstung, mit der ich gearbeitet habe und worauf man beim buddeln unbedingt acht geben sollte.
Verlassene Camps, aufgegebene Campingplätze oder charmant heruntergekommene Winterresorts im Sommer: das ist meine absolute Lieblings Umgebung ! Meist ist man an einer Ecke, die „irgendwie interessant“ ist und wenn man Glück hat funktioniert vieles noch. Helligdalen traf da genau meinen Geschmack und bezahlen musste ich ausserhalb der Saison auch nichts. Supi.
Da bliebe nur noch, das herumliegende Gold einzusammeln …
Goldgräber Camp Helligdalen in der Finnmark – Gold suchen bei den Hobbits
Koordinaten: 68.920650, 25.633807
Die zum Schluss sehr schlechte Strasse dahin beginnt in Norwegen an der 96. Von der finnischen Grenze aus nach ca 1 km scharf links abbiegen und dann 40 km Richtung Süden fahren. Für die Strecke würde ich etwa 90 – 120 Minuten einplanen. Offiziell ist sie nur bis 3,5T frei gegeben. Ich bin dort mit dem 7,5er Truck lang, das war kein Problem, aber mehr tragen die Brücken dort nicht. Voraussetzung für die Anreise ist 4×4 oder wenigstens entsprechende Bodenfreiheit, insbesondere für die zweite Hälfte der Strecke ab Iskuras. Ab da wird die Schotter Piste zum löchrigen Waldweg.
Eine Alternative wäre die (freilich illegale) Einreise über Angeli in Finnland, in dem man mit einem Boot über den Grenzfluss nach Westen übersetzt. Angeli ist über die recht gute 9553 Piste an Inari angebunden, was eine sehr gute und preiswerte Versorgung mit Lebensmitteln und anderen benötigten Dingen für einen längeren Aufenthalt ermöglichen würde.
Oder man nutzt das Camp als Launchpad für Expeditionen in die Wildnis, mit Boot oder ATV.
Zeit für etwas Hobby Geologie ! Das Bild zeigt einen der Pits. Ganz oben auf dem Bild erkennt man den Rand von einem Wall, der ist mehrere Kilometer lang. Dort oben ist nach der Eiszeit der Fluss lang gelaufen. Wir stehen daher unten im alten Bachbett. Das besteht aus dicken Steinen, Kies und groben Sand. Dieser enthält kleine Flocken Gold. Die Steine haben wie eine riesen Sluicebox (Goldwaschrinne) funktioniert und das Gold eingefangen.
Das Vorgehen ist dann wie folgt: den gelben Sand abtragen, die dicken Steine wenn möglich an die Seite schaffen und den goldhaltigen Kies zwischen den Steinen wegschaufeln. Das Konzentrat aus der Waschrinne wird mit einer Goldwaschpfanne ausgewaschen, übrig bleibt (nach harter und entbehrungsreicher Arbeit) das Gold.
Ich hab dort mit einer Waschrinne gearbeitet, die mit einer benzinbetriebenen Wasserpumpe versorgt wurde. Das ist bereits ein semi professioneller Ansatz, der einen hohen Durchsatz von Material pro Tag ermöglicht. Ausserdem muss der Waschplatz nicht mehr zwingend in einem Gewässer sein, wie es beim Einsatz einer Waschrinne in der Strömung von einem Fluss der Fall wäre. Mit einer langen Wasserleitung wäre es möglich gewesen, das Material direkt im Pit zu waschen, ohne es transportieren zu müssen.
Der nächste Level als Goldsucher wäre, mit einem Bagger zu arbeiten, der eine Goldwaschanlage befüllt und zusätzlich ein Absetzbecken für das schlammige Wasser anzulegen. So machen es die Profis in den Goldfeldern Richtung Kuttura in Finnland. Mehr Gold, aber definitiv genehmigungspflichtig und ein ganz erheblicher Mehraufwand an Material und Personal.
Verwendete Ausrüstung zum Graben, Waschen und Aufbereiten
Risiken bei der Arbeit – worauf sollte man Acht geben – ?
Für seine Sicherheit muss man da draussen selbst sorgen, sei es im Camp oder an einem der Flüsse. Am naheliegendsten ist es, keine zu tiefen Löcher zu buddeln und auf gar keinen Fall horizontale Stollen anzulegen. Damit schaufelt man sich sein eigenes Grab. Entweder das Loch ist nicht tiefer als ein Meter, oder man trägt die Erde darüber ab und legt einen Trichter an.
Von den Steinen geht eine nicht zu unterschätzende Verletzungsgefahr aus. Schnell ist die Hand oder ein Finger gequetscht, einfach nur weil man beim wegkippen oder rausziehen von einem 30 kg schweren Stein nicht aufgepasst hat.
Steinmetze sind auf Grund von Arbeitsverletzungen oft erstaunlich lang krank geschrieben.
Auf dem Bild oben hab ich einen kleinen Stein mit einem roten Punkt markiert, der den grossen Stein darüber gegen abrutschen sichert. Den rot markierten Stein hab ich dort hin gesteckt. Der grosse Stein (der über der Schaufel) wurde zu dem Zeitpunkt noch von der Erde gehalten und schwebte in der Luft. Der grosse Felsbrocken hätte jederzeit runter kommen können, während man dort Sand wegschaufelt. Gewicht grob geschätzt 150 kg.
Und der Lohn des ganzen ?
Wenig Gold, aber dafür viel Fitness an der frischen Luft ! Und die Option, vielleicht doch eines Tages ein richtig grosses Goldnugget auszugraben. Die Natur, dicht an der Wildnis mit seinen wilden Flüssen ist umwerfend. Im Wald waren Preiselbeeren und Pilze, im Wasser Hechte.
Die Blätter der Bäume haben im Herbst die schönsten Farben. Goldfarben ist auch darunter !