Zitat von JanN am 17. November 2023, 15:11 Uhr

Moin zusammen,

weil dieses Forum und Chris' Seite so eine großartige Sammlung für Info zu China-Standhgeizungen sind, möchte ich gern Infos zur o.g. Kiste beisteuern.

2020 hatte ich in meinen Sprinter zunächst eine 3kW-Standard-Chinaheizung eingebaut, die auf Anhieb funktionierte, und sich mit dem zugekauften blauen Display mit 2Wege-Fernbedienung (mit Display) komplett programmieren ließ. Technisch gab es an der nichts auszusetzen - die lief auch nach mehrmonatigen Pausen zuverlässig und ohne Qualmerei an, und war nach Montage eines billigen chinesischen Moped-Endschalldämpfers und Entkopplung der Pumpe nach dem immer recht düsentriebswerksmäßgen Startgeräusch relativ leise. Im Taktregelungsberieb bei 1,2 Hz war die Bude auch bei einstelligen Plusgraden warm aber nicht überhitzt.

Bei der HU hat der DEKRA-Ing sie keines Blickes gewürdigt, oder gar nach einer Zulassung gefragt. Ich hatte mir aber vorher Sorgen gemacht, dass es zu Problemen kommen könnte, und daher im Frühsommer 2022 nach ewiger Lieferverzögerung ohne vernünftige Kommunikation bei g:part eine LF Bros 3kW mit Zulassung gekauft - für immerhin fast den vierfachen Preis der vorherigen. Letztes WE bin ich nun endlich dazu gekommen, sie einzubauen.

Im Wesentlichen hat das Gehäuse die gleiche Größe: der Auslass der LF Bros ist aber mit 90mm ID 10mm größer, als der der alten Heizung, weshalb ich leider einen anderen Ausströmer und das größere Rohr in meiner Verkleidung einbauen musste. Auf dem Montagesockel auf der Unterseite der Heizung ist die Typenbezeichnung und eine Seriennummer eingelasert, die sich auf den mitgelieferten selbstklebenden Typenschildern wiederfinden. Auf dem Gehäuse klebt seitlich noch ein unindividualisiertes Typenschild u.a. mit der Typbezeichnung E-5.0, dem echt aussehenden CE-Logo und dem E9-Logo. Soweit ich bisher herausgelesen habe, haben die LF Bros von Aliexpress auch eine eingelaserte Nummer und das seitliche Typenschild, aber keine individuellen Typenschilder. Theoretisch kann man also auch die billigen Geräte als zugelassen ansehen, denn ihre Kennzeichnung entspricht den Angaben auf den Prüfzertifikaten (die in der deutschen Anleitunmg von g:part abgedruckt sind: https://www.g-part.de/mediafiles/Sonstiges/lfbros_e_manual_de.pdf ). Praktisch gibt es außer den fehlenden Aufklebern und dem Preis aber noch andere Unterschiede zwischen den LF Bros E-5.0 Heizungen von Ali und g:part: neben dem Kabelbaum scheint die Elektronik anders zu sein. Auf der Platine in der Heizung sitzt ein Temperaturfühler (der bei frühen Auslieferungen infolge falscher Programmierung statt dem Fühler im Display die Regelungstemperatur lieferte...), und das Display (T2 2020) ist mit 4 Leitungen angeschlossen, wovon zwei als CAN-H und CAN-L gekennzeichnet sind. Auch in der englischen Originalanleitung steht etwas von CAN-Bus, wobei ich nicht weiß, ob nicht auch die Standard-Geräte über CAN kommunizieren, und lediglich den bei Low-Speed-CAN möglichen single-wire-mode nutzen...

Der Kabelbaum der LF Bros ist komplett anders als der der Standard-Chinaheizung: der Stecker an die eigentliche Heizung hat mehr Kontakte und ist mit Verriegelung ausgeführt. Auch der Displaystecker ist ein sechspoliger, in dem 4 Pins belegt sind. Der Pumpenstecker ist Standard. Sämtliche Kabelstränge sind in Wellrohr gepackt und an den Enden mit Schrumpfschlauch "verschlossen". Leider ist der inhalt dieser anständigen Verpackung zumindest bezüglich der Stromkabel Mist: deren zu geringer Querschnitt führt zu einem Spannungsabfall in der Glühphase auf etwas über 10V im Display, was garantiert nicht an meiner Verbraucherbatterie bzw. den davon abgehenden Leitungen zum Anschlußpunkt bzw. dem Massepunkt liegt. Dem Hersteller ist offenbar auch klar, dass er hier Murks geliefert hat, denn er hat die Unterspannungsabschaltschwelle auf deutlich unter 10V programmiert, womit sie als Batterieschutz also nutzlos ist (glücklicherweise schaltet bei einer LiFePo4 das BMS rechtzeitig ab, aber eine Bleibatterie könnte in den Tod gezogen werden).

Die mitgelieferte Silent-Pumpe fördert laut Spezifikation 28ml/1000 Takte. Sie ist tatsächlich sehr leise (außen nur mit Aufmerksamkeit hörbar, innen gar nicht). Das Display ist im Betrieb recht hell, dafür aber wenigstens dunkel, wenn die Heizung aus ist.

Die LF Bros ist trotz des Spannungseinbruchs im Display auf Anhieb angelaufen. Das Startgeräusch ist etwas leiser als bei der alten, die dabei aber auch deutlich kürzer glühte,  dafür aber mehr (öfter) einspritzte und den Lüfter höher drehte. Die Umschaltung zwischen Temperatur- und Leistungsmodus ist mit einem Knopfdruck zu machen. Statt der Pumpfrequenz wird die mutmaßliche Leistung angezeigt. Kleinste Einstellung ist 1,4kW. Damit heizt sie langsam, stetig und so leise, dass zumindest ich gut dabei schlafen kann. Der Temperaturregelungsmodus ist wegen der schlechten programmierten Hysterese unbrauchbar: die Heizung regelt erst lange nach Erreichen der eingestellten Solltemperatur die Leistung runter, und leider erst dann und dabei ziemlich laut wieder hoch, wenn die Temperatur weit unter die Solltemperatur gefallen ist. Dabei kann man nicht gut schlafen - schon wegen der erheblichen Temperaturschwankungen.

Wer nun denkt, dass eine solche unbrachbare Regelung (ebenso wie die bezüglich des Temperaturfühlers falsch programmierten Steuerungen) Gegenstand einer priorisiert vorangetriebenen Nachbesserung des Lieferanten g:part sein müssten, der wird schnell feststellen, dass er entweder von dort gar keine Antwort erhält, oder ihm der kostenpflichtige Austausch von Motherboard und/oder Controller angeboten wird, falls man zufällig gerade mal liefern kann. Firmwaremäßig ist der "neue" Controller (T4) aber wohl auch nicht besser, bringt dafür aber eine "Zeitschaltuhr" mit, die nur zu vollen Stunden für mindestens eine volle Stunde die Heizung anschalten kann. g:part meint zu diesen Mängeln lapidar, dass die LF Bos ja auch nur ihre billige (!!!) Heizung sei, und man ja auch die teurere Calor kaufen könne, wenn man etwas Brauchbares "mit mehr Komfort" haben wolle... Da ist ja sogar chinesischer Service besser: der bringt einen zwar auch nicht weiter, ist aber wenigstens superfreundlich ;-). Ein fehlerkorrigierendes Firmware-Update gibt es also weder vom Hersteller noch vom Distributor g:part.

Der Controller wird von einem STM32 mit 64kb angetrieben. Auf der Platine sitzt auch ein Barometer-Chip, der die Höhe über NN schätzt und anzeigt und hoffentlich auch zur Verbrennungssteuerung nutzt. Zudem gibt es auch eine Prozentanzeige, die zwar nicht wie in der Anleitung angegeben den Wirkungsgrad, aber wohl die Verbrennungsqualität anzeigt: je höher desto besser - nach einer Verstellung der Leistungsanforderung sinkt die Prozentangabe zunächst, um sich dann nach einer gewissen Einregelungszeit wieder bei 99% einzupendeln (sofern die Kiste nicht verrußt ist, denke ich). Einen Programmiermodus hat das Display wohl nicht - jedenfalls habe ich bei meinen Versuchen keinen finden können. Die Funkfernbedienung, in die laut Anleitung zwei (!) CR2016 statt einer CR2032 eingelegt werden sollen, funktioniert zwar, feuert die Impulse aber so schnell, dass eine genaue Steuerung nur mit sehr viel Feingefühl und Ergebniskontrolle am Display vorgenommen werden kann - präzise Leistungsvorwahl vom Bett aus geht damit also nicht.

Fazit: Wer eine Heizung mit Zulassung haben möchte, findet mit der LF Bros die preisgünstigste am Markt, die aber gemessen an Qualität, Service und offensichtlichen Mängeln immer noch unverschämt teuer ist, und dabei auch nicht besser heizt, als die weniger als ein Drittel so teuren Standard-Heizer ohne Zulassung, die aber, sofern noch programmierbar, viel mehr Spaß machen und komfortabler laufen.

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Grüße
Jan

PS:

Weiß jemand, ob die "Intelligenz" einer solchen Heizung nur im Display steckt, oder teilweise auch auf der Hauptplatine in der Heizung? Die Frage zielt darauf, ob es vielleicht irgendwie möglich ist, selbst korrigierend in die Firmware einzugreifen, indem man ein serielles Flash-Interface an den auf der Controllerplatine vorhandenen fünf Kontakten (leider ohne Beschriftung) anschließt, die wie ein UART-Anschluß anmuten.