Die Pritsche ist weg: 850 kg weniger ! Lösung mit Kippergelenken ohne Zwischenrahmen

Der DAF T244 fährt eine ca 850 kg wiegende Ladepritsche durch die Gegend, die für Overlander Einsatzzwecke eigentlich nicht gebraucht wird. Auf meiner Pritsche war die Kabine zum Wohnen einfach als Ladung platziert und festgezurrt.

Meinen T244 hab ich nun umgebaut: die Kabine wurde mit Kippergelenken direkt auf dem Leiterrahmen befestigt. Grob über den Daumen bringt das Fahrzeug damit 850 kg weniger auf die Waage. Da an der Pritsche die Staukästen montiert sind, die Halterung für das Reserverad und der Tank für die Dieselheizung waren viele Umbauen notwendig.

Zunächst ein paar „so war es vorher“ Bilder:
Das sollte sich noch als komplizierte Bastelei herausstellen: die beiden grossen Staukästen wollte ich unbedingt an dieser Stelle behalten. Für diese musste eine Halterung für den Rahmen besorgt und montiert werden.
Hinten hat der DAF T244 links und rechts noch zwei kleine Staukästen an der Pritsche. Diese sind ziemlich massiv und bringen um die 30 kg auf die Waage.
Bei mir war im Zwischenrahmen die Halterung für das Ersatzrad angebracht, was geändert werden musste. Diese Konstruktion wollte ich ebenfalls behalten, das hatte sich bewährt.
Der extra Dieseltank für die Heizung war auch am Rahmen befestigt.
Nun ein paar Fotos vom Umbau:
DAF T244 Umbau in der Halle von Fischer Fahrzeugbau Kirchheimbolanden
Die beiden DAF T244 bei Fischer Fahrzeugbau Kirchheimbolanden – meiner wurde zeitgleich mit dem vom Christian (hinten rechts im Bild) umgebaut.
Umbauaktion mit Gabelstapler. Die Kabine kann jederzeit abgekoppelt, als Ladung abgehoben und auf zwei Stempel gestellt werden.
Neues Kippergelenk auf DAF T244
Das neue Kippergelenk auf meinem DAF T244
Der DAF T244 ohne Pritsche, die Kabine ist direkt auf dem Leiterrahmen montiert.
Hinten sitzt einfach nur ein Kippergelenk.
Vorne ist eine einfache Lagerung, um eine Verwindung des Rahmens zu gewährleisten. Die Kabine geht in dem Fall etwas hoch.
So sieht es unter der Pritsche aus. Bei mir: komplett gereinigt und mit neuem Lack !
Hm da drinnen wär vielleicht noch Platz für einen weiteren Tank …

Die Halterung für das Reserverad wurde neu gebaut und erneut im Rahmen unter gebracht. Ausserdem hatte ich dem Christian zwei Kotflügel aus Alu abgekauft, neu lackiert und an der Kabine festgenietet.
Die Staukästen hängen an drei Winkeln und werden noch durch ein Alu Blech abgefangen.
Also, ich klettere ja seit Jahren mit einer Hühnerleiter rein und raus – die kann man jetzt wenigstens an der Kabine einhaken, so dass sie nicht mehr wegrutschen kann. Eigentlich war der Winkel an der Tür nur als reine Trittstufe gedacht, um die Kotflügel zu schonen.

Meistens wird bei solchen LKW umbauten ein Zwischenrahmen gebaut, auf dem die Kabine sitzt. Meine ex-Militär Kabine ist allerdings ab Werk schon sehr steif und stabil, sie konnte daher einfach nur mit einem Kippergelenk und einer einfachen Lagerung montiert werden. Für mich sieht das ziemlich filigran aus, mir wurde aber von mehreren Seiten versichert, dass das hält und nicht abreisst. Die Kabine lässt sich jederzeit abheben, in dem man die Verschraubung vom Kippergelenk lösst.

Inzwischen hat der TÜV die Konstruktion auch abgenickt.

Untergebracht war ich die Zeit über beim Christian Nickele in Oberwiesen, dem waschechten Harley Rocker. Aus „dauert nur ein, zwei Tage“ sind fast 3 Wochen geworden, die ich komplett im Familienleben eingebunden war.

… und was ist sonst so passiert in den gut zwei Wochen ?

Immer Action in Oberwiesen mit dem ständig unter Strom stehenden Christian ! Sein LKW musste ebenfalls umgebaut werden und stand dazu in der Werkstatt. Dann galt es, täglich die Schafe zu versorgen, die Wildschweine, den Garten zu entrümpeln, ausgebrochene Schafe einzufangen, den entlaufenen Hund eingefangen, Kind zur Schule und zurück, noch ein Aquarium retten und neu einrichten – und für die Strabag arbeiten gehen.

Nebenbei gingen zwei Beziehungen in der Bekanntschaft in die Brüche. Die Wohnung von Räuberbraut Jenny wurde von der Polizei auf den Kopf gestellt, weil ihr gerade geheirateter Typ leider Drogendealer ist (bzw war) und ein rätselhaftes Fischsterben im eigenen Aquarium galt es ausserdem noch zu bekämpfen.

Es war daher immer was los und spätestens um 22:00h war ich immer platt. Normal mach ich ja gern bis nach Mitternacht …

Nächtliche Bergeaktion im Wald, wir haben uns mit dem VW Bus auf dem matschigen Weg festgefahren …
Die Schafweide, am Morgen. Idylle + Ruhe pur
Die gleiche Schafweide, zwei Stunden später: nur noch ein Schaf da, das kleinste ! Ursache: leere Batterie vom E-Zaun. Vorbei ist es mit der Ruhe. Diese offenbar gar nicht so doofen Viecher mussten wir daraufhin wieder zusammentreiben.
Aber gut gekocht wurde auch, Christian hat sich seine Küche gerad neu eingerichtet.

Fazit der Aktion:

Der Truck Umbau hat auf jeden Fall derbe was gebracht ! Ich hab höhere Reserven beim Gewicht bzw bin sicher unter den 7,5 Tonnen. Dazu kommt weniger Verschleiss am Fahrzeug und den Reifen. Direkt spürbare Auswirkung: durch die Kasseler Berge bin ich auf der Rückreise mit etwas Schwung (90 km/h unten, 70 km/h oben) einfach so durch gefahren. Normalerweise bin ich dort an vielen Stellen im vierten Gang mit 50 km/h hoch gekrochen.

Einen weiteren Vorteil hab ich erst später bemerkt. Vorher hatte der Truck 3,55 Meter Höhe, nun sind es 3,35. Klingt nach nicht viel, aber ich passe nun bei Brücken und Tunneln mit 3,40 durch. Vorher war bei 3,60 das Limit.

Das Schloss von der Kabinentür bekomme ich nun auf, ohne zunächst die Leiter anlegen zu müssen. Ich kann die Leiter daher in der Kabine verstauen. Tür auf, Leiter rausziehen. Das ist zwar immer noch nicht supertoll, aber schon Mal besser als bisher. Bislang musste ich die Leiter immer im Laderaum verstauen und von da hervorkramen.

Update Februar 2022 – kritisch

Inzwischen haben sich (nach vielen tausend Kilometern, 2x durch Frankreich, Finnland bis rauf nach Norwegen, Menorca) mehrere Nieten und Schrauben auf der Fahrerseite gelöst. Nicht gut. Bilder von der Reparatur hab ich im Blog Artikel „Reparaturen unterwegs“ eingestellt.

Ich hatte ja die Befürchtung, dass die gesamte Konstruktion eher auf Druck ausgelegt ist und nicht auf Zug. Da ich nur Blogger bin und nicht Diplomingenieur, der sowas eventuell berechnen könnte hab ich mich auf das Urteil mehrerer, unabhängig voneinander aussagender Spezialisten (TüV, Ingenieure) verlassen. Und natürlich auch auf die Firma Fahrzeugbau Fischer aus Kirchheimbolanden, von denen die Idee stammt.

Diverse Nieten sind erst Mal wieder drin, die Schiene wieder bündig. Die Situation ist stabil und wird nun genau beobachtet. Eine durchgehende Stahlplatte im Shelter, die mit dem Kippergelenk verbunden ist wäre meiner Meinung nach am besten.

Update März – 2022, Verstärkung der Kippergelenke

Die Kabine hatte inzwischen einen kleinen Werft Aufenthalt beim Fahrzeugbau Fischer.

Meine Kabine, mal eben vom Truck runter genommen. Das geht bei mir mit minimalen Vorbereitungen. Die Dieselpumpe für die Standheizung ist in einem der Staukästen untergebracht, die dazugehörige Diesel Leitung und der Stromanschluss für die Pumpe musste ich trennen. Die optionale Stromleitung, um die Kabinen Batterie mit der Lichtmaschine zu laden ist dafür nur gesteckt.
Die zwei Kippergelenke wurden mit jeweils vier Gewindestangen verstärkt. Zusätzlich hab ich noch jede Menge Nieten erneuert. Verwendet wurden Nieten mit 4,8 mm, wo es möglich war mit breitem Kopf.
Innen wird die Kraft von einer 10 mm Aluminium Platte aufgenommen. Leider hat der Mitarbeiter nicht 100% exakt gearbeitet. Einige Löcher sind ein paar Millimeter schief gebohrt worden, was für Scherkräfte sorgen kann und nicht optimal ist.
Der letzte Feinschliff. Inzwischen weiss ich mehr über meine Kabine. Es gibt für den DAF eine original U.K Kabine, die damals zusammen mit dem DAF T244 gebaut wurde. Diese hat einen GFK Boden mit zusätzlicher Aluminium Platte, der Christian Nickele fährt so eine. In der Kabine halten Nieten, auf denen Zug lasten, sehr gut. Meine Kabine ist von Baeten Belgien, sie ist rein aus GFK. In der können sich Nieten raushebeln, wenn die Verbindung stark belastet wird, aber auch durch Schaukeln. Die Haltbarkeit ist grundsätzlich ziemlich gut, so halten bei mir verbaute Gewindenieten perfekt und die Leiste für die Aluleiter, auf die ich jeden Tag drauflatsche ist bombenfest. Durch schaukeln, Schock Situationen oder eine einseitige Belastung mit Hebelwirkung können Nieten aber aus dem GFK raus reissen. Das ist mir passiert und insbesondere Schockbelastungen und starke Hebelbelastungen sind im Gelände, wenn sich der LKW verwindet, typisch. Diese Kräfte werden jetzt auf die erneuerten, dickeren Nieten UND die 10 mm Aluplatte verteilt. Diese Konstruktion sollte halten, ungeachtet dessen hab ich das jetzt natürlich im Blick und beobachte die Situation weiter aufmerksam.
Update Mai 2022, der erste richtig positive Nebeneffekt der Umbauaktion
Der DAF T244 entwickelt mit seinen 30 Jahren immer wieder Leckagen im Druckluftsystem. Nach so langer Zeit ist alles aus Gummi porös. Das ist eigentlich keine grosse Sache und eine Reparatur, die auch KFZ Laien prima hinbekommen. Die O-Ringe in den Schnellverbindern sind schnell gewechselt. „Eigentlich“, denn manchmal sind die T-Stücke und Anschlüsse an schlecht zugänglichen Stellen verbaut. Auf dem Foto ist zu sehen, wie ich die Kabine mit einem Wagenheber leicht hochgestemmt hab, um an einen kaputten Schnellverbinder hinter dem Vierkreisventil ranzukommen. Um die Baugruppe zu erreichen muss man normalerweise die komplette Pritsche abbauen oder dort zumindest Bretter rausnehmen. Der Umbau auf die Kippergelenke hat jedoch dafür gesorgt, dass man für Reparaturen gut von oben an das Druckluftsystem rankommen. In diesem konkreten Fall konnte ich einen Defekt selber beheben, für den das Fahrzeug ansonsten kostspielig in eine LKW Werkstatt gemusst hätte. Mit Kran zum runterheben der Pritsche.
Update Oktober 2022 – erneut kritisch

Umbau der Pritsche, eine never ending story. Auf dem Rückweg von meinem Sommer in Island hab ich mich in Dänemark beim Abbiegen quer gestellt, dabei ist die Kabine vorne aus der Halterung gesprungen.

Das ist so passiert: ich wollte links abbiegen, war aber einen Tick zu schnell, weil ich die Abzweigung zu spät gesehen hab. Von der Geschwindigkeit her war das aber eigentlich noch okay. Pech war leider, dass die Strasse nass war und einen dünnen Schmierfilm von den Treckern dort hatte.

Der Truck hat daraufhin einen kleinen Powerslide gemacht und sich um 90 Grad gedreht. Dabei hat er sich ordentlich geschüttelt. Ich hab das in dem Moment als nicht weiter schlimm empfunden, da ich im Winter ständig im Schnee die Handbremse ziehe, um mit meinem zivilen Auto etwas zackiger einzubiegen. So war es auch in Dänemark: der Hintern kam 90 Grad rum und ich stand exakt ausgerichtet zur Abzweigung und musste nur noch Gas geben und geradeaus fahren.

Dann ist mir jedoch aufgefallen, dass in dem rechten Rückspiegel gar keine Kabine mehr zu sehen war, der linke Rückspiegel war dagegen komplett mit „Kabine“ ausgefüllt … ausrollen lassen und rechts ran.

Die Kabine, vorne ausgehakt und schräg versetzt auf dem Truck.
Ich hätte den Truck bei der Aktion fast geschrottet.
Die Halterung ist vorne rausgesprungen und versetzt aufgekommen. Die Kabine muss dabei mehr als 25 cm in die Luft gegangen sein. Davon hab ich allerdings nichts mitgekriegt, ich hab ja nach vorne rausgeschaut und in der Situation nicht in die Rückspiegel. Wie dramatisch das war hab ich erst später begriffen.

Ein paar nette Dänen haben mir dann geholfen: einer hatte einen Geländewagen mit Winde, damit haben wir die Kabine etwas zurück nach rechts gezogen und mit diversen Spanngurten gesichert. Ohne Spanngurte ist man in so einer Situation verloren. Dann bin ich mit 10 km/h zu zwei sehr alten Opas im Ruhestand gerollt, die extra für mich ihre LKW Werkstatt nochmal aufgemacht haben.

Dort wurde die Kabine mit vereinten Kräften zurück in die Ausgangsposition bugsiert und ich konnte erst Mal weiter fahren.

Ein Glück, dass die Kippergelenke hinten inzwischen mit Stangen verstärkt waren. Da wäre mir sonst bei der Auktion glatt die Kabine abgerissen. Es sind auch so ein paar Sachen kaputt gegangen. Der Tank hat nun eine Delle, vorne zwischen Kabine und Führerhaus ist eine Plastikabdeckung zersplittert, eine der hinteren Stauboxen wurde beschädigt.

Umbau Aktion: die Auflage für die Kabine wurde verlängert, um die Kräfte besser zu verteilen. Der Auflieger ist mit zwei 15 cm Fangseilen gesichert.
Hier hat die Firma Fischer Fahrzeugbau Kirchheimbolanden leider vergessen, bei der Verlängerung die Schweissnaht fertig zu machen. Innen ist nur angepunktet.
Die beiden hinteren Schutzbleche sind jetzt nicht mehr mit Nieten an der Kabine befestigt. Bei einem der Schutzbleche war in Island eine Schweissnaht aufgegangen und bei beiden hatten sich durch die Vibrationen Nieten rausgezogen. Das hängt jetzt an zwei stabilen, U-förmigen Trägern und ist super massiv und haltbar.

Ehrlich gesagt weiss ich nicht, ob ich den Umbau mit Kippergelenken nach wie vor uneingeschränkt empfehlen kann.

Ich rate dringend davon ab.

Gewichtsersparnis ja, aber die Komplikationen sind / waren erheblich.

Der Umbau und die zwei Nachbesserungen waren zusammen genommen finanziell eine der teuersten Aktionen am Truck.

Weiteres Update, März 2023 Sardinien. Kabine komplett abgerissen

Inzwischen ist die Kabine hinten komplett abgerissen. Ich hab das erstaunlicherweise erneut überlebt und keinen schweren Unfall gehabt.

Ich muss auf Grund meiner bisherigen Erfahrung dringend davon abraten, bei der Firma Fischer Fahrzeugbau aus Kirchheimbolanden irgend welche Umbauten machen zu lassen.

Die ganze Geschichte ist hier:

Umbau Kippergelenke, Teil II

2 Kommentare

  1. Hallo Christian,
    hier ist Geri. Ich hoffe es geht dir gut?
    Ich habe bei deinem Laster den Dachgepäckträger auf dem Fahrerhaus bemerkt und dazu eine Frage:
    Merkst du im Sommer einen Temperaturunterschied im Fahrerhaus wegen des (fast) geschlossenen Riffelblechs?
    Ich bin nämlich am überlegen mir deshalb ein Safaridach á la Landrover auf die Kabine zu bauen, kann aber den Effekt nicht einschätzen…
    SG
    Geri

    1. Hat beim DAF T244 keinen spürbaren Effekt. Die Wärme wird durch die Sonneneinstrahlung in die Kabine gebracht, durch die Glasfenster auf drei Seiten. Bei der Aufbaukabine ist das anders: diese hat vier Solarzellen, die ca 3cm Abstand zum Flachdach haben. Da die Solarzellen fast die ganze Kabine bedecken hat das einen spürbaren Effekt. In heißen Gebieten muss ich nur für etwas Durchzug sorgen, um in der Wohnkabine angenehme Temperaturen zu haben.

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