Ich hab in Reykjavik Alexander aus Norwegen kennen gelernt, der sich eines Abends neugierig meinen Truck angeschaut hat. Alexander arbeitet auf der Werft im Hafen und überholt Aggregate von Schiffen. Wir haben losen Kontakt über Whatsapp gehalten und eines Tages meinte Alex: ich bin in das ehemalige Büro im Windenhaus eingezogen, aber dort ist noch das Atelier von einem Künstler.
Mit so merkwürdigen, aber interessanten Kästen aus Holz.
Sollte ich mir besser mal anschauen.
Ein Zimmer hat Alexander als Wohn & Schlafzimmer umfunktioniert. In einem zweiten Raum mit Blick auf die Werft wurde folgendes entdeckt:
Genau dieses Regal haben wir nachgebaut als Miniatur in einem der Kästen entdeckt !
Diese überraschende Entdeckung fand ich ausgesprochen spannend.
Das sind die ineinander gestapelten Dreiecke, ganz oben auf dem ersten Bild.
Die Absicht vom Künstler war es offenbar, Räume in Miniatur nachzubauen. Sechs der Kästen scheinen vollständig oder praktisch fertig zu sein. Ich hab alles so gut dokumentiert, wie es mir möglich war. Alexander und ich waren einer Meinung: das ist etwas sehr besonderes und es wäre schade, wenn das alles eines Tages unbeachtet im Müll landen würde. Die Werft hatte diese kleine Wohnung einfach so an ihn vergeben vergeben ohne Alexander darauf vorzubereiten, in eine Künstlerwerkstatt einzuziehen. Alexander war vorsichtig genug, nur eins der Zimmer wohnlich einzurichten und die Werkstatt unangetastet zu lassen.
Weitere Beobachtungen in der Künstlerwerkstatt
Ich hab mir einen Vormittag Zeit genommen, um die Künstlerwerkstatt genauer unter die Lupe zu nehmen. Vor allem wollte ich wissen, wer die Miniaturen gebaut hat, zu welchem Zweck und wann die Werkstatt verlassen wurde. Möglicherweise auch, warum sie verlassen wurde.
Belegt sind drei Ausstellungen zusammen mit anderen Künstlern in den Jahren 2007, 2009, 2010 + 2013.
Da ich keinerlei Dokumente gefunden hab die älter als aus dem Jahr 2014 sind gehe ich davon aus, dass die Künstlerwerkstatt aus einem unbekannten Grund vor 10 Jahren verlassen wurde. Seit dem war niemand mehr hier oder zumindest keiner, der irgend etwas wesentlich verändert hätte.
Was nun als nächstes geschehen soll weiss ich nicht. Sicherlich wird Thorarinn einen guten Grund gehabt haben, die Werkstatt zu verlassen. Glück war, dass ich rechtzeitig vor Ort war, um Fotos zu machen bevor einfach alles in den Müll wandert. Möchte er seine aufwändig gestalteten Miniaturen, die offenbar nie in der Öffentlichkeit ausgestellt wurden gar nicht wieder haben ?
Vermutlich ist die Arbeit unvollendet. Aber selbst mit nur vier der sechs fertigen Schaukästen liesse sich bereits eine sehr sehenswerte Ausstellung machen.
Fotos aus dem Windenhaus
Wohnraum ist ist in Reykjavik, Island, sehr knapp und teuer. Wahrscheinlich war das der Grund, das ungenutzte Büro in dem Windenhaus zu einer Künstlerwerkstatt umzufunktionieren.
Aktuell überlegen Alexander und ich, ob man den Künstler kontaktieren sollte oder nicht. Eventuell gibt es daher eine Fortsetzung. Oder die Werkstatt versinkt wieder im Dornröschenschlaf, denn Alexander hat angekündigt nichts anzurühren und alles exakt so zu lassen, wie es ist.
Update im Oktober 2024: kurz nach dieser Entdeckung ist Alexander spurlos verschwunden. Er ist nicht mehr zur Arbeit erschienen und sein Telefon war nicht mehr erreichbar. In dem Apartment fehlte seine Campingausrüstung, aber es wurden mehrere persönliche Gegenstände wie ein Schlüsselbund und Anziehsachen zurück gelassen. Eine Vermisstenanzeige bei der isländischen Polizei, die ich in Absprache mit seinem Arbeitgeber gemacht hab ist ohne Ergebnis geblieben.
Mehr konnte ich nicht tun. So oder so eine der rätselhaftesten Geschichten, die ich in Island erlebt habe.