Meine Zeit in Island ist vorbei. Ich war einen ganzen Sommer hier, der sogar von den Isländern als viel zu kalt und nass bezeichnet wurde. Zeit für ein Resumee und etwas Island Rückschau. In diesen Blogbeitrag hab ich daher Bilder reingepackt, die eine Mischung aus versteckten Island Highlights sind und interessanten Aufnahmen, die sonst nirgendwo Platz hatten.
Ich fotografiere wirklich extrem viel. Vor allem mit dem Handy, was stets griffbereit in der Hosentasche auf seinen Einsatz wartet.
Man wird bei der Bestellung gefragt, ob der Teig schwarz oder hell sein soll … ich empfehle, die schwarze Variante auszuprobieren.
Antwort: nur im Winter, wenn es auf die Weihnachtszeit zu geht, gibt es in Island Malt og Appelsin. Auch Jolaöl (Christmas ale) genannt, selbstverständlich alkoholfrei. Dieses Detail kennen selbst langjährige Island Spezialisten oft nicht. In den Dosen ist Egils Maltextraxt gemischt mit Orangenlimonade. Bei uns in Deutschland würde das in etwa einer Mischung aus Vitamalz & Fanta entsprechen.
Am Lagarfljöt gibt es den schönsten Wald in Island, mit teilweise über hundert Jahre altem Baumbestand. Ein verstecktes Juwel dieser eher karg bewaldeten Eisinsel.
Ich hab erst beim schreiben von diesem Artikel rausgefunden, dass die Beeren essbar sind. Aus denen hätte man prima Marmelade oder Kompott machen können ! Vogelbeeren zählen aus botanischer Sicht zu den Äpfeln.
Ich hab ein paar tief im Gras versteckte Grabsteine entdeckt, die meisten weit über 150 Jahre alt. Gleich nebenan plätschert ein kleiner Bach, was zusammen mit dem Panorama auf den Fjord sehr stimmungsvoll ist.
Doppelspat (Wikipedia) hat die Eigenschaft, Licht doppelt zu brechen. Wikipedia nennt Polarisationen und optische Verzögerungsplatten als historische Anwendung in der Forschung.
Rückblickend würde ich sagen. dass meine Ausflüge ganz allein ins einsame Hochland am abenteuerlichsten waren.
Am spannendsten waren definitiv die zwei Vulkan Ausbrüche ! Ich fürchte, Lava spuckende Vulkane zu besuchen könnte in meinem Fall zu einer Sucht werden. Die Isländer sind am fluchen, mich fesselt dieser Anblick jedoch. Selbst nach Stunden werde ich nicht müde, das Schauspiel der in die Luft fliegenden Lava zu beobachten.
Ich hab mich dann zum Ende meiner Zeit rechtzeitig über den Pass von Egilsstadir zum Fährhafen in Seydisfjördur begeben. Der Pass ist im Winter nicht ohne Schwierigkeiten. Diese Verbindung zwischen Egilsstadir und Seydisfjördur wird als wichtige Versorgungslinie vom Hafen zwar geräumt und genau beobachtet. Trotzdem können überraschende Schneefälle oder Schneeverwehungen den Pass blockieren. Oben in den Bergen waren es bereits -8°C.
Ich bin dort mit aller Vorsicht und nicht schneller als mit 30 km/h entlang gefahren. Der Strasse war vereist, schneebedeckt und ich schlecht vorbereitet. Ideal sind in dem Fall Schneeketten oder Spikes, wogegen ich nur etwas am Reifendruck spielen konnte. Mit 7,5 Tonnen möchte man dort in den Bergen nicht ins rutschen geraten, aber ich war wirklich vorsichtig und es ist zum Glück alles gut gegangen.
Winterlager im Fährhafen Seydisfjördur
Anstatt doch noch irgend etwas zu unternehmen hatte ich daher beschlossen, die letzten 4 Nächte einfach auf dem zu dieser Jahreszeit sehr ruhigen Campingplatz in Seydisfjördur zu verbringen. Bloggen, kochen, im Schnee spazieren gehen, Fotos zurecht schneiden, chillen, Tee trinken, Filme gucken & Zelda spielen. Einfach mal nix mehr mit Aufregung, Entdeckungen & Abenteuer.
Ich hab meine ganzen sorgsam gehorteten Dusch Münzen (100 ISK) im Supermarkt für Lebensmittel ausgegeben. Die letzten Münzen sind in der SAR Spendenbox an der Kasse gelandet, woraufhin mir der junge Bursche an der Kasse ein „high 5“ gegeben hat.
Daher hab ich nur noch 10 dänische Kronen in der Tasche, die ich auf dem Campingplatz im Gras gefunden habe.
Zum Schluss gibt es noch etwas Statistik über meine Zeit in Island
Überfahrene Schafe: Null. Die sind zum Glück immer mit akrobatisch fliegenden Hammelbeinen abgehauen
Gefahrene Offroad Kilometer: ebenfalls Null
Ich war schlau genug, mit dem Truck auf den Jeep Pisten & F-roads zu bleiben, die abenteuerlich genug sind. Aber teilweise war es auch Glückssache. Eine Bergung, weil man abseits irgendwo festgefahren & eingesunken ist möchte man hier wirklich nicht riskieren.
Krasseste Offroad Piste: westliche F910 (Bericht)
Aufgesammelte Einweg Elektro Zigaretten: 18
Fundsachen: zwei vergoldete Ohr Anhänger, ein Victorinox Taschenmesser in lederner Gürteltasche, eine 10 DKK Münze, eine abgestürzte DJI Air2 Drohne, neuer blauer LKW Spanngurt, isländisches Nummernschild, vier Golfbälle, ein Fussball und eine verrostete Artillerie Granate
Besuchte und – für dich ! – im Blog dokumentierte Badestellen: so um die 80 bis 100
Heisse Badestellen / Quellen im Norden: Thermalquellen Island Norden
Heisse Badestellen / Quellen im Süden: Thermalquellen Island Süden
Die schönsten Badestellen: Hveravellir Pool an der Road 35, Unendliche Dusche Krafla Kraftwerk, Sundlaug Reykjarfjordur Road 63. Eine Dokumentation möglichst vieler Badestellen war dieses Jahr das Primärziel.
Mitgenommene Anhalter: 7
Ich hatte insgesamt fünf Wanderer im Cockpit, die über die Krossa wollten. Auf dem Hinweg zwei Mädels aus Deutschland, auf dem Rückweg drei Spanier. Bei einer anderen Furt auf der F249 hab ich zwei wandernde Gesellen aus Deutschland ein Stück mitgenommen.
Krank gewesen: Null Tage
Nicht mal ne Erkältung. Keine Rückenschmerzen, kein Tinnitus vom Stress, keine Kopfschmerzen, keine Schlafprobleme – nix. Alles weg, was früher in all den Jahren immer Mal wieder Thema war.
Auf Reisen hab ich irgendwie nie was. Herrlich.
Vulkanausbrüche: 2 (ebenfalls erreichtes Sekundärziel)
Reisetage: Einreise am 23.04.2024, Ausreise am 16.10.2024. Also hab ich 177 Tage in Island verbracht.
Reisekosten: Die Autofähre Norröna (alle Infos dazu) ist teuer. Es gibt nur diese eine Fähre. Falls man sein Fahrzeug nicht verschiffen will + selber fliegen, was noch teurer ist. Ich hab für meine 7,5 Tonnen bei Smyrilline im April 732€ bezahlt und im Oktober 644€. Dazu kamen die Kosten für die Kabine & Snacks.
Das war immer noch extrem preiswert. In der Hauptsaison ist die Fähre komplett ausgebucht und Preise ab 2.500€ für Reise LKW üblich. Plus Kabine, plus Verpflegung & alles nur one way.
Da ich oft tagelang an einem Stellplatz geblieben und möglichst wenig gefahren bin waren die reinen Reisekosten insgesamt moderat. In Island sind Hotels, Restaurants und Mietwagen teuer. Nicht jedoch die Campingplätze und anderweitigen Stellplätze, selber kochen spart weiteres Geld.
Dieselpreise: für den Liter Diesel hab ich in Island durchschnittlich 320 ISK bezahlt = 2,15 €
Das war gegenüber 1,50€ in Deutschland ein ganz erheblicher Aufschlag.
Campingplätze kosten in Island durchschnittlich 2000 – 2500 ISK, daher immer so zwischen 13€ und 20€. Abgezockt wird man bei den zusätzlichen Stromkosten, den Strom ist in Island eigentlich extrem billig. Sparen konnte ich auf Plätzen, die noch nicht geöffnet oder bereits wieder geschlossen waren.
Beste Campingplätze in der Kategorie gross, trubelig, Leute treffen & gut organisiert: 1) Eco Camping Reykjavik. 2) Landmannalaugar. 3) Camping Vogar mit seinem reich gefüllten Buffet aus Left Overs, bei Keflavik 4) Skaftafell Camping N1 mit riesen Duschen, gratis Waschmaschine & Trockner
Campingplätze, die man nicht vergisst: 1) Heydalur in den Westfjorden mit Island Pferden, Freiluft Hotpot und Schwimmbad im Gewächshaus. 2) Camping Melanes in den Westfjorden, krasse Anfahrt & riesen Sandstrand. 3) Es haben tatsächlich Leute mit ihrem Camper nach Grimsey über gesetzt …
Bester Campingplatz in der Kategorie „Natur“: der sehr weitläufige Bazar Campingplatz am Ende der F249, nur mit grossen 4×4 erreichbar. Mit vielen einzelnen Stellplätzen zwischen Hecken und Büschen, tollen Wanderwegen & Blick auf den Gletscher. Platz zwei geht an die beiden Wald Campingplätze Höfdavik und Atlavik mit Blick auf den Lagarfljöt See.
Beste gratis „Campingplätze“ der Kategorie „geduldetes frei stehen“: Wild West Parkplatz am alten Hafen Reykjavik, um die Stadt zu besuchen. Teilt man sich mit ein paar Obdachlosen in Autos, die aber nett sind. Parkplatz an der heissen Quelle Reykjarfjordur Road 63. Selardal Kunst Bauernhof in den Westfjorden, Road 619. Last not least: der „Free Camping“ Platz an der 427 westlich von Þorlakshöfn. Hab aber trotzdem was gegeben und zusätzlich Hotdogs im gemütlichen Gebrauchtwaren Laden gefuttert. Der Landeyjahöfn Hafen am Ende der 254 mit seinem riesen Strand (nicht zu nah ans Wasser gehen !) ist auch sehr schön.
Lausigste Campingplätze: die im Hochland. Ein staubiger Stellplatz ohne alles für teilweise 4000 ISK. Kein Strom, keine Dusche, keinerlei Konkurrenz, aber dafür mit biestigen Ranger Zicken. Sorry, aber dann lieber als Monopolbrecher an einer Furt stehen oder auf einem Wanderparkplatz.
Überraschendste Begegnung: Ich hab in der Nähe von Egilsstadir an der Road 933 eher zufällig in das Snaefellsstofa Visitor Center reingeschaut und mit der super netten Rangerin geschnackt. Dabei hat sich herausgestellt, dass sie auf der Insel Grimsey aufgewachsen ist.
Ihre Frage, ob ich denn vielleicht auch die sehr abgelegene und isolierte Insel Grimsey besucht hätte war eigentlich eher rhetorisch gemeint. Diese Frage konnte ich jedoch bejahen, was sie nicht erwartet hatte.
Aber es kam noch besser ! Die toughe Bademeisterin und Hafen Cheffin, bei der ich übernachtet hatte (Bericht) ist ihre Mutter. Ich hatte daher eine Nacht im ehemaligen Jugendzimmer der Rangerin verbracht ! Kaum zu glauben, aber ich kannte nicht nur Grimsey gut, sondern konnte der Rangerin lauter Details aus dem Haus nennen, in dem sie als Kind und Jugendliche aufgewachsen ist.
Kriminalität: Null.
Nachts nie abgeschlossen und nur in Reykjavik hab ich Abends die Leiter eingezogen.
Der Ausflug endete nach ein paar Kilometern in einem Graben und mit einem kapitalen Motorschaden. „Zu viel Wasser“ war der trockene Kommentar einer der Arbeiter.
Erster Preis für die zickigste Isländerin: geht an die junge SAR „Chefin“ in Grindavik im roten Dress, die mir ständig Steine in den Weg gelegt hat. Steine, Knüppel zwischen die Beine, kleinere Betonklötze … Immer war irgend etwas bzw war etwas nicht möglich. Plus anschwärzen wegen angeblicher „Verfehlungen“ beim Tourist Office, damit mir die Desaster Card wieder entzogen wird. Ein Finger, zwei Worte !
Was hat abgesehen von der irren Vulkanbürokratie am meisten genervt ?
- Radfahrer auf der N1. Wirklich komische Idee, sich dort schwer beladen abzustrampeln. Eine idyllische Island Rundfahrt sieht für mich anders aus, als auf einer gefährlichen, sehr hektisch befahrenen und engen Autobahn unterwegs zu sein. Es gab mehrere gefährliche Situationen, weil ich wegen Gegenverkehr und Rückstau hinter mir weder komplett abbremsen noch vernünftig ausweichen konnte. Ich bevorzuge es eigentlich, für Radfahrer oder Fussgänger komplett auf die andere Strassenseite zu wechseln. Statt dessen musste ich mit viel zu wenig Abstand und 7,5 Tonnen an diesen ulkigen „Naturliebhabern“ vorbei brettern. Leute, ihr radelt ungeschützt auf einer sehr unfallträchtigen Schnellstrasse ! Und nein, die Ausländer in den ganzen Mietwagen halten euch nicht für vollwertige Verkehrsteilnehmer. Davon abgesehen haben wir das Jahr 2024 – nicht 1980 als Island noch ein menschenleerer Abenteuerspielplatz für Individualisten war.
- Diese komischen 333 ISK Steuern für den Campingplatz. Insbesondere, wenn man am Ende seiner Reise bar bezahlt und nicht mehr mit Kreditkarte. Um die Notfallreserven isländischer Kronen aufzubrauchen.
- Parka.is was bei mir nie funktioniert hat. Erst ging die App nicht, dann die Kreditkarte damit nicht. Leider setzen viele Plätze in Island auf diese App.
Ein kleiner Eindruck von der gefährlichen und sehr hektisch befahrenen Ringstrasse N1. Einer Autobahn, auch wenn sie nicht so genannt wird. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Chinesen in Island Auto fahren lernen. Nur einer hat einen Führerschein, aber alle 5 fahren und wechseln sich ab.
Eine Sache, die ich in Island rein gar nicht vermisst habe sind Hunde. Präziser: Besitzer von unerzogenen Hunden.
Island verfolgt eine strenge Quarantäne Strategie, das mitbringen von Haustieren ist fast unmöglich. Angenehmes Resultat dieser Bemühungen: kein Stress mit Hunden auf den Stellplätzen, weil die Leute ihre Haustiere daheim lassen mussten. Insbesondere Besitzer von Hunden, die ihren Viechern alles durchgehen lassen oder von ihrem Hund überfordert sind – finden sich in Island kaum !
Man wird unterwegs viel seltener von diesen Tieren bedroht, angeknurrt, angekläfft, belästigt oder bepisst.
Naja, wie auch immer. Nicht mein Problem, zumindest meistens nicht. Ich blicke jedenfalls auf eine richtig gute Zeit in Island zurück und vermisse die Insel, aber insbesondere auch die Menschen dort schon jetzt.
Geschrieben Ende Oktober 2024, Dänemark. Und keine Sorge, es ist noch Island Material für viele weitere Fotoserien und Reisebeschreibungen vorhanden.
Ich nehme an Du fährst in Zukunft wieder hin ? Sollte man einen Vulkanausbruch besuchen können (offiziell oder geduldet) und ich ein Last Minute Flugticket bekommen bin ich sicher wieder dort ….