Der Müllproblematik begegnet man in Italien (natürlich nicht nur dort) ständig. Beim schönsten Strand von Favignana war es mir dann kurzerhand zu viel und ich hab stumpf angefangen, alles aufzusammeln.
Dabei geht Favignana eigentlich noch. Auf den Inseln ist im Gegensatz zum Festland Sizilien oder den Grossstädten eine gewisse Müll Disziplin. Der von mir aufgeräumte Lido Burrone war Anfang März zwar verlassen, hat im Sommer aber die sogenannten „Stabilimenti“.
Das sind bezahlpflichtige, fix installierte Liegestühle mit Schirmchen: das italienische Gegenstück zum norddeutschen Strandkorb. Im Sommer wird der Strand bewirtschaftet und selbstverständlich gibt es zu dem Zeitpunkt irgend eine Person, die den fallen gelassenen oder angespülten Müll einsammelt. Der Müll, der in Sichtweite der zahlenden Touristen liegt, wohlgemerkt.
Für mich war das eine halbe 60L Mülltüte voll und zwei Stunden fleissig sein. Ich hab das gern getan. An anderen Stränden Italiens, die ich besucht habe, hätte die Transportkapazität vom gesamten Truck jedoch nicht ausgereicht. Es ist teilweise unfassbar. Da liegen dann Dünen von Plastikflaschen, zerfetzte Kanister, Seil und Netz Reste, Berge von kaputten Plastik Sonnenstühlen, säckeweise Plastik Kleinteile, ohne Ende Einwegverpackungen und so weiter.
Als Einzelner kann man dagegen praktisch nichts effektiv unternehmen. Den Italienern ist sogar ein Müllberg direkt vor der eigenen Haustür völlig gleichgültig.
Klar könnte man persönlich durch sein Einkaufsverhalten etwas verbessern. Zum Beispiel: in dem man keine Einwegverpackungen kauft. Aber versuch das Mal in einem Supermarkt. Einen Meter hinter der Eingangstür fangen die Plastikverpackungen an. So geht es weiter bis ganz nach hinten, wo der Supermarkt an einer Mauer aufhört. Dazwischen ist alles in Plastik verpackt, was der direkten Verbrennung vom Rohstoff Öl gleich kommt, wenn es „gut“ läuft.
Oder: es landet im Meer.
Die meisten Menschen denken: der Müll im Meer kommt von Schiffen oder so. Dabei ist es ganz anders.
Wir haben in Deutschland eine Müllabführ. In den Entwicklungsländern, die für den meisten Plastik Müll im Ozean verantwortlich sind, läuft es dagegen wie folgt:
Möglichkeit Nummer eins: ein Streichholz
Zunächst wird eine Grube in der vorherrschenden Windrichtung gegraben. Dort kommt der Müll hinein. Nun nimmt man ein Streichholz, steckt das ganze an und schon löst sich das „Problem Müll“ in Luft auf.
Gut, zugegeben, die Luft stinkt danach etwas kokelig und es entstehen (marginal) Giftstoffe durch die unvollständige Plastik Verbrennung. Aber da unsere Atmosphäre Allgemeineigentum ist und jeder damit machen kann, was er will – gibt es keine Beschwerden.
Möglichkeit Nummer zwei: ein Fluss
Der ganze Müll wird einfach in den nächsten Fluss geworfen – weg ist er. Spätestens beim nächsten Hochwasser. Das ist viel besser als die Lösung mit dem Streichholz, weil es keine schlechte Luft und verkohlten Reste aus halb verbrannten Plastik gibt.
Ausserdem tut man damit dem Meer, wo alles landet, etwas gutes. Denn die Essensreste vom Plastik Einweggeschirr füttern das Ungeziefer im Meer, Walfische zum Beispiel. Gelegentlich krakelen natürlich ein paar „Umweltschützer“ aus der veganen Wohlstandswelt herum wie unzufriedene Revolutionäre. Weil der Plastikmüll den putzigen Delfinen angeblich nicht bekommt.
…
Man wird zum verbitterten Zyniker und schreibt sarkastische, karzinogene Texte, wenn man wie ich einmal gesehen hat, wie es in den Ländern der dritten Welt läuft. Denn auch der Ozean ist ausserhalb der AWZ Allgemeineigentum und man kann damit ungestraft machen, was man will.
Am besten wäre es jedenfalls, das ganze Erdöl einfach in der Erde zu lassen, wo es sicher verstaut ist. Und vor allem keine Einweg Verpackungen mehr daraus herzustellen.
Oder man sammelt stumpf gegen den Plastikmüll an, so wie ich es inzwischen immer Mal wieder mache.
Ich hoffe jedenfalls, dass eines Tages jemand mein Blog liest, der wirklich etwas entscheiden kann.
Pointe der Aufräumaktion
Favignana hat keine Kläranlage. Es geht alles so ins Meer.