Auf meiner Schiffsreise von Genua nach Palermo hab ich eine der U.K. Tagesrationen verspeist, die von der britischen Armee als Soldaten Marschverpflegung gepackt werden. Nach dem ganzen Desaster mit der GNV hatte ich absolut keinen Bock, mich auch noch überteuert an Board zu verpflegen. In diesem Blog Beitrag gehe ich auf Inhalt und Besonderheiten vom vegetarischen „Menü 7“ ein, was ich dabei hatte. Insbesondere vergleiche ich das britische Paket mit einem amerikanischen MRE und berichte über die Vorteile und Nachteile.
MRE, kurz für Meal Ready to Eat, sind militärische Tagesrationen. Sie enthalten eine (US) bzw drei (UK) Hauptmahlzeiten, Getränkepulver, Snacks und praktisches wie Taschentücher, Streichhölzer und Reinigungstücher.
So ein MRE hat den Vorteil, dass man hektisch und ungeplant aufbrechen kann. Abgesehen von Wasser muss man nur an einen Becher denken. Ansonsten ist alles drin, was man für eine oder mehr Mahlzeiten unterwegs braucht. Dadurch kann eine Verpflegung für einen Trupp Soldaten über mehrere Tage hinweg sehr gut geplant werden. Die amerikanischen MRE, die ich schon Mal in einem extra Artikel vorgestellt hab, haben als Besonderheit einen Kocher dabei. Dieser Einwegkocher wird mit etwas Wasser aktiviert und erwärmt die Mahlzeit. Das funktioniert sogar unterwegs im Auto, als Beifahrer. Macht leider viel Müll, ist aber extrem praktisch und letztendlich gewinnt man so Kriege …
Ein Kocher fehlt dem britischen MRE leider. In den britischen MRE sind pro Tüte sogar drei Hauptmahlzeiten enthalten, die für einen ganzen Tag reichen. Aber abgesehen von 5 Streichhölzern ist nichts dabei, um das ganze ansatzweise warm zu bekommen. Etwas verschämt steht auf jeder Packung „kann kalt und warm gegessen werden“. Ein warmer Motorblock erfüllt den Zweck des Aufwärmens zur Not auch, aber komfortabel ist das nicht.
Für eine Erhitzung muss man jedenfalls selbst sorgen, was idealerweise in einem Topf kochenden Wasser erfolgt oder in einer Pfanne. Ein offenes Feuer ist an Board von so einer Fähre jedoch nicht gern gesehen. Was kaum einer weiss: die meisten Schiffsuntergänge erfolgen wegen einem ausgebrochenen Feuer und nicht wegen eingedrungenem Wasser. Einen Wassereinbruch kann die Crew gut handeln. Ein Feuer, was über einen brennenden Papierkorb hinaus geht kann auf hoher See aber nur ganz schlecht bekämpft werden und führt in etwa 50% der Fälle zur Evakuierung und dem Untergang / Totalschaden des Schiffs.
Dementsprechend übellaunig ist der Kapitän, wenn die Mannschaft mit Hilfe vom Rauchmelder irgendwo einen brennenden Spiritus oder Esbitkocher zum erwärmen von Mahlzeiten entdeckt !
Wasser und Elektrizität ist jedoch reichlich vorhanden, daher hab ich mich etwas vorbereitet und aus dem Truck eine
Schüssel und einem Tauchsieder mitgenommen. Wasserdampf kann auch aus der Dusche kommen, das kann der Rauchmelder in der Kabine nicht unterscheiden.
Im Beutel, der für einen ganzen Tag reicht, ist folgendes:
Frühstück: vegetarisches Gericht, weisse Bohne mit Soja Würstchen
Mittag: Biryani, Kichererbsengericht mit Basmait Reis
Abends: weisse Bohnen, Marocco style + extra Reis
Snacks / Beilagen:
100g Chilli Erdnüsse
50g Tropical fruit mix
Tüte Schokoladen Kekse
Stück Schokoladen Kuchen
Pflaumen Marmelade
3x energy drink Apfel, Orange, Schwarze Johannisbeere
2x Instant Kaffee
Getränkepulver für heisse Schokolade, mit Milchpulver
Tropischer Frucht Trunk
2 verschiedene, einzelne Tee Beutel
4x Zucker und 4x Kaffee Weisser
Tüte Scharfe Sauce, vergleichbar mit Tabasco
3x Pfefferminz Kaugummi
2x feuchte Wischtücher
Eine Packung Taschentücher
6x Wasser Reinigungs Tablette
5x Streichhölzer
Löffel
Grosse Plastiktüte mit zip Verschluss
Die Energy drinks sind mit Vitamin Thiamin B1 + C angereichert, dem Bohnengericht war Vitamin B12 zugesetzt.
Fehlen tut Salz, zum nachsalzen.
Im Gegensatz zum Ami MRE sind 6 Wasser Reinigungstabletten enthalten. Wie bei den Amipacks auch liegen dem britischen MRE 2x feuchte Wischtücher bei. Zusätzlich jedoch noch eine Packung richtiger Taschentücher. Bemerkenswert ist ausserdem eine grosse, wieder verschliessbare Plastiktüte. Nützlich, um Wasser zu transportieren, für Fäkalien, Abfälle, Kotztüte – oder damit nix herumfliegt und verloren geht.
Die drei Energy Drinks, der Fruchttrunk und die heisse Schokolade sind für jeweils 500 ml Wasser ausreichend. Dazu kommen noch Tee und Kaffee ! Im Gegensatz zum Ami MRE ist das britische Paket geradezu verschwenderisch mit Getränken ! Insbesondere die beiden unterschiedlichen Teebeutel sind very british.
Ich fand alle Gerichte durchweg lecker und gut gewürzt, für Kinder konnte es eventuell etwas zu pikant sein.
Bei den britischen MRE ist auf jeder Packung das Produktionsdatum und das „best before“ Datum angegeben. Die Haltbarkeit ist garantiert 3 Jahre ab Fertigung. Selbst nach 5 Jahren sollte der Inhalt noch okay sein, auf ein paar Vitamine und Nährstoffe muss man dann allerdings verzichten. Alles mit Nüssen würde ich in dem Fall aber nicht mehr essen, die sind dann sicherlich etwas ranzig.
Ein best before Datum fehlt den ami MRE’s – und das ist dort ein echtes Ärgernis. Denn ausgerechnet der geniale Heater und der Kaffee zersetzen sich dort nach zwei, drei Jahren. Trail Snacks mit Nüssen oder Mandeln schmecken dann auch nicht mehr gut.
Update: british MRE auf der Rückreise von Sizilien
Frühstück nur so hoppla-hopp, nur Panini zu Mittag: auch auf der Rückreise, die erneut einen Tag gedauert hat, hab ich eins der britischen MRE verkostet. Das Menü Nr. 8 um genau zu sein.
Über den Geschmack lässt sich streiten: für mich lecker, aber nicht jeder mag industrielle hergestellte und x-Mal plastikverpackte Nahrung.
Ich mag sie – und wenn man Hunger hat werden selbst Feinschmecker nicht verzichten. Praktisch sind MRE definitiv, egal welche. Spontane Ausflüge kann man damit ohne Vorbereitungszeit machen und ohne etwas zu vergessen. Auf Wanderungen hat man mit einem Ami MRE eine vorbereitete, warme Mahlzeit + Pulver für Getränke dabei. Bei mir fahren ein, zwei MRE standardmässig sogar im zivilen PKW spazieren, zusammen mit zwei warmen Decken und Wasser.
Falls man in einem Superstau gerät oder im Winter irgendwo festsitzt hat man so eine gewisse Notversorgung im Fahrzeug. Für die britischen MRE müsste dann neben Wasser aber noch ein Topf und ein Esbit Kocher an Board sein.
Vorteile: preislich deutlich unter den US MRE angesiedelt, drei Rationen, sehr reichhaltiges Getränkeangebot, exaktes Verfallsdatum, inklusive Tabletten zur Wasser Sterilisation, geschmacklich ziemlich gut
Nachteile: kein Heater – für die Erhitzung muss man irgendwie selber sorgen (oder alles kalt hinunter schlingen)
Wer mehr zum Thema MRE erfahren möchte: die englische Wikipedia hat dazu (im Gegensatz zur Deutschen) einen sehr ausführlichen Artikel. Es ist dort sehr spannend nachzulesen, was für unterschiedliche „Süppchen“ die Nationen ihren Soldaten kochen !