Um als Overlander oder beim Camping Ausflug mit Gas zu kochen gibt es im wesentlichen vier verschiedene Systeme: Gaskartuschen mit 7/16 Schraubventil, Bajonett Düsen Anschluss, Stechkartuschen & Easy-Clic. In diesem Artikel stelle ich alle 4 Systeme vor, diskutiere Vor- und Nachteile und zeige die Einsatzmöglichkeiten. Mit Gas kochen ist unterwegs super praktisch, denn für den morgentlichen Kaffee möchte man sicherlich nicht erst aufwändig ein Lagerfeuer entzünden zu müssen.
Als Bonus gibt es am Ende vom Artikel eine Anleitung, wie man die Einweg Gas Kartuschen wieder befüllt – oder umfüllt.
Gaskartuschen mit 7/16 Schraubgewinde
Gaskartuschen mit Ventil Schraubgewinde sind am weitesten verbreitet. Der Brenner wird auf die kleine Gasflasche aufgeschraubt, die damit zum Fuss wird. Passende Gaskartuschen sind üblicherweise mit Butan Gas befüllt, was einen eher hohen Siedepunkt hat.
Bei niedrigen Temperaturen funktioniert der Gas Brenner dann schlecht. So hat Butan Gas einen Siedepunkt von -1°C, Isobutan von -11°C und Propan Gas von -42°C.
Um den Betrieb bei kalten Temperaturen zu verbessern enthalten viele Gaskartuschen daher einen Mix aus den Gasen Butan, Isobutan und Propan.
Vorteil vom System mit dem 7/16 Schraubventil:
- hohe Verbreitung und Verfügbarkeit in Tankstellen, Campingläden, Campingplätzen und teilweise Baumarkt
- als günstige Butan Gas Kartusche erhältlich oder als winterfester Butan/Propan/Isobutan Mix
- sehr hohe Auswahl Brenner, sehr viele unterschiedliche Hersteller
- für Brenner zum Aufschrauben geeignet oder für Brenner mit Zuleitungsschlauch
- unterschiedliche Kartuschen von 100g bis 500g erhältlich, für flexible Einsatzmöglichkeiten
Da es Gaskartuschen mit ganz unterschiedlicher Füllmenge gibt kann man für kurze Wanderungen eine kleine Gaskartusche mitnehmen und Gewicht sparen. Oder eine grosse kaufen, wenn Gewicht und Platz keine Rolle spielen und man länger unabhängig unterwegs sein möchte.
Ventil Gaskartuschen mit Bajonett Düsen Anschluss
Diese Gaskartuschen wurden für flache Campingkocher entwickelt, es gibt sie daher nur in einer Grösse: Füllmenge 227g, 6,8 cm Durchmesser, 18 cm hoch.
Vorteile:
- die Gaskartuschen sind sehr günstig, viele Nachbauten
- Standkocher sind immer mit Piezo Zündung, robust, sehr stabil, kippeln nicht
Nachteile:
- Gaskartusche nur in einer fixen Grösse erhältlich
- Standkocher sind eher nicht für den Rucksack geeignet
- das Risiko versehentlicher Entleerung ist erheblich, wenn die Schutzkappe fehlt oder einfach so abgegangen ist. Etwas druck auf die Düse weil irgend was drauf gefallen ist und das Gas entweicht
Trotzdem ist das System nicht uninteressant, da es alternative Brenner gibt wie den oben abgebildeten Bunsenbrenner. Für alles mögliche. Und es gibt Adapter vom Bajonett Anschluss auf das 7/16 Gewinde. Damit kann man einen Brenner, der eigentlich für das 7/16 Gewinde gedacht ist, mit den günstigen Gaskartuschen betreiben.
Das funktioniert aber nur, wenn der Brenner einen Verlängerungsschlauch hat. Sonst wird es zu kippelig.
Campingaz Gaskartuschen mit Easy-Clic
Campingaz easy clic Gaskartuschen sind eher Exoten und nicht so verbreitet wie die bisher vorgestellten Systeme. Sie ähneln dem Schraubsystem mit dem 7/16 Gewinde, haben aber anstatt dem Gewinde eine innen liegende Nut. In dieser Nut arretiert sich der aufgesteckte Gasbrenner.
Es gibt Brenner, die sowohl mit den Schraubkartuschen als auch mit den Easy-Clic Kartuschen verwendet werden können. Möglicherweise macht es beim Kauf Sinn, auf dieses Detail zu achten.
Nachteile:
- teurer als die anderen Systeme und in Läden nicht so verbreitet
- wegen den patentierten Anschluss gibt es nur Gaskartuschen von Campingaz als einzigem Anbieter
Stechkartuschen
Stechkartuschen werden, wie der Name schon andeutet, für die erste Verwendung vom Brenner angestochen. Dazu bohrt sich ein Dorn in die Gaskartusche, der Anschluss wird über einen Gummiring gasdicht abgeschlossen. Die Kartuschen haben immer exakt 190g Füllung und sind billig, da sie nur aus einem Blechbehälter bestehen und typischerweise ohne Ventil auskommen.
Inzwischen sind aber auch Modelle mit Ventil auf dem Markt.
Stechkartuschen werden am ehesten für Gasbrenner zum wegbrennen von Farbe verwendet oder um Kupferleitungen zu löten. Im Campingbereich gibt es sie kaum noch.
Kartuschen mit Ventil (kann man von aussen nicht sehen) sind mit dem Hinweis „gas stop“ oder „gas lock“ versehen.
Vorteile:
- im Baumarkt sehr preiswerte Kartuschen, oft im Dreier oder Sechserpack
Nachteile:
- nur in einer Grösse erhältlich: 190g
- keine Adapter auf andere Systeme möglich
- kein befüllen oder umfüllen möglich so wie bei den anderen Systemen !
- die Kartuschen gibt es praktisch nur noch im Baumarkt oder online, selten im Camping Zubehör Handel
- Nicht jede Kartusche hat ein Ventil. Ohne Ventil kann die Kartusche nach dem anstechen erst aus dem Brenner entfernt werden, wenn sie vollständig entleert ist. Oder das Gas entweicht beim ausbauen.
Gaskartuschen mit einem Adapter nachfüllen oder umfüllen
Alle hier beschriebenen Gaskartuschen sind Wegwerfartikel und eigentlich nur für den einmaligen Gebrauch bestimmt. „Eigentlich“, denn bis auf die simplen Stechkartuschen lassen sich alle mit einem passenden Adapter nachfüllen oder umfüllen.
Insbesondere das Umfüllen von Gaskartuschen kann einem auf Reisen den Abend retten, denn nicht immer haben Geschäfte geöffnet oder sind der Nähe. Oder haben die benötigte Kartusche auf Lager.
Backbacker, die gerade aus dem Flugzeug gestiegen sind brauchen als erstes eine passende Gaskartusche weil Gaskartuschen ganz allgemein im Flugzeug verboten sind. Die meisten Gaskartuschen gibt es zwar an der Tankstelle oder im Baumarkt, aber was wenn es bereits Nacht ist und nichts mehr geöffnet hat ?
Speziell in Island stehen auf den Campingplätzen oft Gaskartuschen herum, die fast leer sind oder halb voll. Mit einem Umfülladapter kann man die Restmengen in eine einzige Gasflasche umfüllen. Das hilft, Müll zu vermeiden und das Gas aus den aufgegebenen Kartuschen ist gratis.
Mit zwei Adaptern von „Bajonett Düse“ auf 7/16 wie im Bild gezeigt könnte man mit diesem Equipment auch zwei der MFS-1A Gaskartuschen miteinander verbinden.
Das ganze funktioniert wie folgt:
- Die Gaskartusche, die befüllt werden soll befindet sich unten.
- Die Gaskartusche, die Gas spenden soll befindet sich oben
- Beide Gaskartuschen werden mit einem Adapter verbunden, zum Beispiel 7/16 auf 7/16 Schraubgewinde
- Ventil öffnen, beide Flaschen nehmen einen Druckausgleich vor. Es zischt oder blubbert etwas
- Nun die obere Flasche erwärmen. Mit den Händen erwärmen ist meist ausreichend. Wenn man genau hinhört und das Ohr an die Flasche legt hört man es leise in die untere Flasche tropfen.
- Damit wird die untere Flasche langsam mit flüssigem Gas befüllt, was durch die leichte Erwärmung nach unten gedrückt wird.
Ob in der oberen Flasche noch flüssiges Gas ist kann man durch leichtes Schütteln herausfinden. Mit dieser Methode kann man mehrere fast leere Gaskartuschen vom Campingplatz melken und diese Restmengen in eine einzige Gaskartusche füllen.
Die untere Flasche darf nicht zu 100% gefüllt werden, es muss aus Sicherheitsgründen eine kleine Gasblase in der Flasche sein. Das kann man durch Schütteln herausfinden. Wenn die Kartusche schwer ist, aber nicht beim schütteln gluckert wurde sie komplett gefüllt. In dem Fall etwas Gas ablassen, bis der Schütteltest wieder ein leises gluckern ergibt.
Umfülladapter gibt es nur in Onlinehandel. Dieses Blog ist ohne Affiliate & Kauflinks. Vergleiche daher selber die Preise und Anbieter in dem Du bei ebay, Amazon oder anderen Onlineplattformen nach „Umfülladapter“ oder „Nachfülladapter“ suchst.
Normalerweise hat der easy-clic Adapter einen Drehkranz, der auf der Flasche aufliegt und eine gute Stabilität verleiht. Bei dem hier gezeigten Adapter musste ich den jedoch absägen, da der Dorn nicht weit genug in die Gas Kartusche hinein gereicht hat.
Typische China Qualität, bei der man erst mal alles nacharbeiten muss.
Die wieder befüllbaren Leih Gasflaschen in Deutschland haben dabei das W21.8 Linksgewinde. Da im Ausland sehr unterschiedliche Standards üblich sind, wären unterwegs weitere Adapter vom Linksgewinde auf die jeweilige Gasflasche nötig. Das ist wirklich sehr unübersichtlich, ich hab in folgendem Artikel mehr schlecht als recht versucht Licht in die Sache zu bringen:
Gas Flaschen Adapter im Ausland
Wie finde ich heraus, wieviel Gas noch in meiner Kartusche ist?
Dazu gibt es zwei Methoden: Schütteln für einen ungefähren Schätzwert und Wiegen um die Gasmenge präzise zu ermitteln.
Am einfachsten ist es die Gaskartusche mit der Hand schütteln. Leere Gaskartuschen sind deutlich leichter als volle. Bei leeren Flaschen hört man kein Geräusch oder nur ein helles klackern von wenigen Tropfen verbliebenen Gas.
Wiegen ist genauer, zum Beispiel mit einer Küchenwage. Für Gewichte typischer Gaskartuschen habe ich eine Tabelle gebastelt. Die Werte wurden nicht unter Labor Bedingungen ermittelt und nicht 100% genau.
Type Gaskartusche | Gewicht leer | aufgedruckte Füllmenge | Gewicht voll |
---|---|---|---|
MFS-1A Bajonett Düse | 100g | 227g | 385g – 400g |
Coleman C300 | 130g | 240g | 380g – 420g |
Coleman C500 | 200g | 440g | 725g |
XQ Gas | 240g | 450g | 690g |
Pinguin 4 Season | 145g | 230g | 375g |
Es war ein wenig überraschend für mich herauszufinden, dass die Gaskartuschen ein unterschiedliches Gewicht haben können, wenn sie voll sind. Das liegt vermutlich an der unterschiedlichen Zusammensetzung aus Butan und Propan Gas. Die gewogenen Gaskartuschen hab ich selbst befüllt, offenbar versehentlich etwas zu voll.
Selber eine neu gekaufte, volle Flasche noch etwas zu überfüllen scheint daher durchaus möglich zu sein, um Platz im Wanderrucksack zu sparen. Ratsam wäre das aus Sicherheitsgründen aber nur, wenn die Wanderung unmittelbar begonnen und sofort am ersten Tag Gas verbraucht wird. Das ist daher etwas experimentell und sowieso nur für kalte Gegenden !
Gaskartuschen sind eigentlich nie bis zum Rand befüllt. Die Gas Blase in der Flasche, die man beim schütteln gluckern hört ist dazu da, um Überdruck bei Erwärmung (Sonne, Auto, warmes Klima) auszugleichen.
Gaskartuschen FAQ – alles was du sonst noch über Gaskartuschen wissen musst !
Anzünden: das Flüssiggas in der Kartusche verwandelt sich beim ausströmen in Gas, mischt sich mit dem Luftsauerstoff und ist hochentzündlich. Ein kleiner Funke reicht, um den Brenner zu entzünden.
Achte beim Kauf von einem Brenner darauf, dass er einen integrierten Piezo Zünder hat. So sparst Du dir das herumhantieren und mitnehmen von Steichhölzern oder Feuerzeug.
Bahn & Strassenbahn, Taxi: laut der Beförderungsbedingungen sind Gaskartuschen vermutlich als gefährlicher Gegenstand verboten, aber das Gepäck wird dort nie kontrolliert
Effizienz beim kochen: verwende einen Windschutz, damit der Wind die Hitze der Flamme nicht wegweht und verwende einen geschlossenen Topf.
Flugzeug: Gaskartuschen sind im Flugzeug verboten und das wird auch kontrolliert.
Haltbarkeit ? Theoretisch sind Gaskartuschen unendlich lange lagerbar, solange das Blech nicht anfängt zu rosten. Insbesondere Stechkartuschen, die nur aus einem Blechgehäuse bestehen. Gaskartuschen mit Schraubventil oder der Bajonett Düse haben allerdings Gummidichtungen, die nach mehreren Jahren (eher Jahrzehnten) undicht werden könnten.
Gaskartuschen sind daher uneingeschränkt Prepper (Wikipedia) geeignet. Rotieren und gelegentlich aufbrauchen schadet allerdings nicht.
Wie fest muss ich die Schraubkartusche schrauben ? Schraub die Kartusche mit der Hand fest, was ganz leicht gehen sollte. Nach etwa drei vollständigen Drehungen der Flasche kommst du an einen Widerstand und es kann sein, dass die Gaskartusche leise zischt.
Dreh die Flasche noch eine Vierteldrehung weiter, mehr nicht. Damit ist der Anschluss erfolgt. Zwischen Brenner und Gasflasche sitzt dazu ein Ring aus Gummi, der den gasdichten Anschluss herstellt. Die Gaskartusche wird wirklich nur mit der Hand und ohne Werkzeug – nicht zu fest – eingeschraubt. Bis es einen spürbaren, kleinen Widerstand gibt, dann ist alles dicht.
Zu viel Kraft macht das Gewinde und den Dichtungsring kaputt !
Winter: Achte auf einen hohen Anteil Propangas im Gasgemisch, damit der Brenner auch bei Minustemperaturen funktioniert. Reines Butan brennt nicht bei Frost oder nur wenn es selbst etwas erwärmt wurde.