(Sommer 2019) Auf dem Weg in den Iran passiert man die Länder Tschechien, Slowakei, Ungarn, Serbien oder Rumänien, Bulgarien und die Türkei. Alle haben ein jeweils eigenes System, um die LKW Fahrer (mehr oder weniger) abzukassieren. Daher schreibe ich im folgenden auf, wie es bei mir gelaufen ist.
Mein Erfahrungsbericht ist aber nicht vollständig, da z.B. in der Slowakei unklar war, in welche Kategorie ich mit meinem LKW mit Wohnkabine falle. Vielleicht kriege ich in den nächsten Monaten auch noch Post mit Strafzetteln, weil ich was falsch gemacht habe – unklar. Im Grunde müsste man die Route mehrmals fahren, um die Fakten zu härten.
Ein LKW Fahrer, der beruflich ständig auf dieser Strecke unterwegs ist, wüsste vermutlich mehr.
Aber echte Trucker betreiben leider nur selten Blogs.
Tschechei
Die LKW Maut wird über eine Onboard Unit, die sogenannte Premd Box, erfasst. Diese habe ich direkt hinter der Grenze hier erworben: 50.712662 / 13.968688
Die Box wird per Kreditkarte bezahlt, für den Weg in die Slowakei habe ich ca 105 Euro bezahlt. Gelegentlich kommt eine Brücke zu Maut Erfassung, dort piepst die Box dann. Teuer, aber insgesamt unproblematisch.
Die Rückgabe war kurz vor der Ausreise hier möglich: 48.726340 / 16.981440
Slowakei
In die Slowakei bin ich Nachts eingereist. Hier war leider unklar, ob ich ein LKW bin oder ein Wohnwagen. Nachdem ich ein paar Mal zwischen den beiden Verkaufsstellen mit unterschiedlich von mir begeisterten Beamten hin und her gewandert bin, wurde ich dann als Caravan eingestuft. Das sind dann 10 Euro für eine Woche.
Koordinaten: 48.679639 / 16.985730
Ungarn
Die Route wird am Terminal geplant, das kann man vorab von zu Hause per Internet erledigten oder man findet sich in Ungarn angekommend auf diesem Parkplatz ein: 48.007182 / 17.177782
Die Erfassung erfolgt dann anhand vom Nummernschild per Video. Ich bin mit dem Terminal zunächst nicht klar gekommen und bin einer zum Schluss komplett von mir gestressten Frau mit lila Haaren so lange auf die Nerven gegangen, bis die Route drin war.
Knackpunkt ist, Start und Endpunkt genau einzugeben, bei mir war es RAJKA als Startpunkt und RÖSZKE als Endpunkt. Kostenpunkt 64 Euro und man hat nur 24 Stunden Zeit, die Route abzufahren. Die Frau mit den lila Haaren war sichtlich froh, mich wieder los zu sein, aber ich hab mir dieses System schiesslich nicht ausgedacht. Auf Verdacht habe ich 7,5 Tonnen und Euro 2 eingetippt, was den Fahrzeugpapieren so schon einmal nicht zu entnehmen war. Englisch konnte die guteste nicht, dafür gebrochen Deutsch. Ihren beruflichen Frust über die undankbare Aufgabe, den Truckern aus allen Herren Ländern das ungarische Mautsystem auseinanderzusetzen kann ich gut nachvollziehen. Umständlich, teuer, kompliziert. Das buchen soll angeblich aber auch von zu Hause funktionieren, in dem Fall muss die Reise natürlich exakt geplant werden.
Serbien
Leider gab es in Serbien Probleme.
Mein Fahrzeug ist deutlich als das eines Touristen zu erkennen. Aber meinen ausgebautem 7,5er LKW wollten sie in der Schlange der normalen Autos nicht haben. Vorne angekommen, was auch schon zwei Stunden gedauert hat, wurde ich gezwungen umzudrehen, um mich in der LKW Schlange anzustellen. Worauf ich verzichtet habe. Die LKW Schlange ist etwa 10 Kilometer lang und ich konnte in der „schnelleren“ PKW Schlange beobachten, dass dort 10 Fahrzeuge pro Stunde abgefertigt werden. Macht hochgerechnet 3 bis 4 Tage bis zur Einreise inklusive der Übernachtung dort im wilden Westen Serbiens auf dem nach Pisse stinkenden Standstreifen der Serben Autobahn.
Es gibt ein paar Kilometer weiter noch einen kleinen Grenzübergang, an dem überhaupt nichts los ist – und zwar in der Nähe von Tiszasziget. Der geht allerdings nur bis 3,5 Tonnen. Wer ein Wohnmobil bis 3,5 hat, kann dort ein paar Stunden warten einsparen. Wie es mit der LKW Maut bei den Erben von Slobodan Milosevics in Serbien aussieht, kann ich daher nicht berichten. Ich kann statt dessen nur hoffen, dass sie sich baldigst in die EU reinmogeln und die Grenzen entschärft werden. Ich bin statt dessen über Rumänien weiter gefahren.
Rumänien
Anstatt Serbien empfehle ich die Weiterreise über Rumänien. Einreise in Kiszombori / Cenad, das ist dort bis exakt 7,5 Tonnen möglich. Die Grenzstation ist nur wenige Kilometer von Tiszasziget entfernt.
Erfahrung: Nix los und völlig unproblematisch. Direkt an der Grenze ist eine kleine Bezahlstation für die LKW Maut, bei 46.154154 / 20.470758. Pro Tag 5 Euro, pro Woche 20 Euro. So gehts doch auch !
Wer etwas Zeit hat: bei 46.134224 / 21.182247 ist ein Kloster mit riesen Parkplatz. Übernachtung unproblematisch, mit WC und Wasser, am Sonntag wird man vom Gesang der Mönche geweckt. Eine sinnliche Erfahrung.
Bulgarien
Die Registrierung / Entrichtung der LKW Maut ist an jeder Tankstelle möglich. Pro Tag habe ich 23 LEW bezahlt, was etwa 12 Euro entspricht. Das Nummernschild wird unterwegs per Video erfasst.
Ein sehr guter Campingplatz kurz vor der Türkischen Grenze ist bei Biser, Koordinaten sind 41.8707 / 25.9916
Update Mai 2023: Bulgarien hat inzwischen eine Strecken Maut für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen. Dafür stehen Automaten oder eine App bereit. Bei der App hat man dann noch die Wahl zwischen der Bulgarischen BG Toll App oder Tollpass. Webseite: www.bgtoll.bg
Eine Strecken 24 Stunden im voraus eingeben zu müssen ist natürlich extrem nervig, spontane Änderungen sind nicht möglich. Als Reiseland ist Bulgarien damit für mich total uninteressant.
Türkei
Ich bin von Bulgarien aus bei Edirne in die Türkei eingereist. Dort kommt erst eine Petroline Tankstelle und dann ein kleines PTT / HGS Büro für die LKW Maut. Ich hab meine Route exakt angegeben und 19,-Euro für eine Funk Chip Karte bezahlt. Leider weiss ich nicht, ob es eine zeitliche Begrenzung gibt.
Der Anbieter war in meinem Fall dann HGS, zur Erfassung der Strecke muss man dann jeweils bei der Station von HGS durchfahren. Es gibt noch einen zweiten Anbieter in der Türkei. Einmal hat die Station Alarm ausgelösst, warum, weiss ich nicht. Das Problem hatten auch andere Trucker. In der Türkei gibt es Wiegestationen, die ich immer schön ausgelassen habe. Einmal wollte ich es dann aber doch wissen, was es mit den Stationen da auf sich hat und ob ich bislang immer was falsch gemacht hab. Leider konnten die Beamten kein Wort englisch und ich kein türkisch, die waren aber total nett zu mir. Ich hab Tee bekommen und nach ein paar gemeinsamen Hitler Witzen (Bart, stramm stehen, Hitlergruss … das übliche halt) durfte ich weiter. Das mit den Hitler Witzen ging nicht von mir aus, ich schwöre !
Und in Istanbul bin ich versehentlich über die neue Brücke gefahren, die für LKW aber gesperrt ist. Es ist zur Zeit unklar, ob wegen dieser ganzen Sachen noch ein Strafzettel kommt. Die 19,- Euro kann man für die mehr als 2000 km lange Strecke quer durch die Türkei als sehr günstig bezeichnen.
Update Februar 2020: jetzt ist es fast ein Jahr später und ich kann nachträglich berichten, dass in der Türkei alles glatt gegangen ist. Es gab weder Ärger, weil ich der einzige LKW weit und breit auf der Brücke in Istanbul war, noch wegen der Wiegestation mit den sympathischen Hitler Fans.
Die Türkei ist riesig, ich hatte das völlig unterschätzt, nur mit fahren ist man dort locker drei bis vier Tage unterwegs. Ich hab die Menschen dieses Landes als total nett (und humorvoll) kennen gelernt. Die ganzen frechen Jungtürken, die mir hier gelegentlich auf den Keks gehen, haben sie offenbar komplett nach Deutschland geschickt. Ich hab die Türkei jedenfalls in sehr guter Erinnerung: modern und gastfreundlich. Nur eine SIM Karte war an der Autobahn nicht zu bekommen. Internet hatte ich daher nur, wenn unterwegs ein offenes WLAN war.
*** endlich im Iran ***
So Leute, das beste kommt zum Schluss ! Der Iran hat keine LKW Maut und einmal volltanken kostet 20 Euro ! Und das Wort Paradies kommt aus dem Persischen !
Die Einschränkung ist natürlich, dass manche Autobahnabschnitte eine Maut für alle haben. Aber das kostet umgerechnet meist weniger als 50 cent. Und zum tanken braucht man – eigentlich – eine Diesel Chip Karte, aber die Tankwarte und die iranischen Trucker sind sehr hilfsbereit und finden meist eine Lösung.
Hi Christian,
meine Erfahrung mit der Grenze in Serbien ist die folgende (Ort: Horgos/Rözdge): Die LKW Schlange reicht gefühlt bis zum Horizont dieser eigentlich flachen Gegend. Das Problem ist aber bei Ein- und Ausreise der ungarische Zoll. Die Serben fertigen zügig ab, die Ungarn scheinen in einer anderen zeitlichen Dimension zu leben. Meine letzte Ausreise aus Serbien (PKW) hat außerhalb (!!!) der Stoßzeiten glatte 12 Stunden gedauert. Die Schlange fing schon eine Ecke vor der serbischen Grenze an und ich dachte mir: was treiben die Serben denn da? Bis ich nach Stunden feststellte, dass die Serben eigentlich rein gar nichts machen können, weil die Ungarn einfach nicht abfertigen und der Stau im Niemandsland vierspurig bis zur ungarischen Grenze ging.
Lidijas Cousin ist LKW-Fahrer im internationalen Verkehr (Standort: Serbien) und er sagte, dass das überall gleich sei, egal welches Land der EU du verlassen oder betreten willst (Rumänien, Kroatien, Slowakei, Ungarn).
Und ich will bei der Gelegenheit auch noch eine Lanze für die Menschen dort brechen (Du weisst, Lidija ist Serbin). Egal, wie oft ich da war und wo ich da war, die Menschen sind extrem hilfsbereit und freundlich. Du kannst mit wirklich jedem ein freundliches Gespräch beginnen und eine Menge Spass mit den Leuten haben. Belgrad gilt das DIE Location mit dem besten Nachtleben des Balkans. Interessanterweise haben die Serben ein sehr ambivalentes Verhältnis zur EU. Es stinkt ihnen gewaltig, quasi von der EU umzingelt zu sein (Kroatien, Slowenien, Griechenland, Bulgarien) und als quasi Paria-Staat des Balkans wahrgenommen zu werden (wobei der Kosovo wirklich ein Shithole ist, aber unser EU-Freund). Das politische System ist einfach totale Scheisse und korrupt bis auf die Knochen (das weiss auch jeder Serbe) aber die Erinnerungen an die Bombardierung Belgrads (und andere Städte) durch die NATO sind immer noch präsent (Milosevic hin oder her, viele Supporter hat der innerhalb Serbiens nie gehabt).
Auch wenn es hier um Transit geht, wenn man schöne Natru, freundliche Menschen und seinen Frieden ohne viele Nachbarn im Umfeld zum eigenen Stellplatz sucht, dann ist Serbien eine wirklich gute Adresse).
Grüsse,
Matthias und Lidija
Das war vermutlich etwas harsch von mir, aber ich hab den Absatz über Serbien geschrieben, als die Erinnerung und der Ärger noch frisch war. Die Einreise nach Rumänien (nur 10km weiter) verlief dann völlig undramatisch und innerhalb von 15 Minuten. Ich war auf der Reise auf der Route von Ungarn nach Serbien unterwegs. Jedem, der das Richtung Serbien vor hat, empfehle ich die Bus Spur.
Wir hatten bei unserem 12 Stunden Abenteuer auch nach von dem ungarischen Innenministerium empfohlenen Ausweichübergängen gesucht (und gefunden). Nach langem Ausharren kam uns ein älterer Serbe entgegen und sagte, dass der Übergang für Nicht-Ungarn gesperrt sei. 10 Minuten später ein deutsches Fahrzeug hielt an und sagte dasselbe. Begründung: Corona. Auch bei doppelter Impfung und negativem Test keine Einreise. Na super, auf der Straße konnte man nicht wenden und nach einer ewigen Zeit kam endlich ein Feldweg in dem ich wenden konnte und zurück nach Horgos. Losgefahren um 13:00, erneute Ankunft Horgos: 20:00, Abfertigung Ungarn: 1:00 morgens. Dann waren es ja nur noch 1000 km…
Wirklich zum Kotzen.
Da kann man zur Zeit (Juni 2021) wenig machen. Damit schließe ich durchaus ein, dass man weder den Serben, noch den Ungarn oder den Rumänen einen Vorwurf machen kann, wenn übervorsichtige Regierungsvorgaben umgesetzt werden.
Auch wenn einem diese unsinnig erscheinen, da bin ich völlig bei dir. Irgendwann ist eine Corona Impfung nichts besonderes mehr, jeder hat sie und zu dem Zeitpunkt werden wir dann kaum noch Krankheitsfälle sehen.
Für den Winter sehe ich nochmals eine Corona Welle voraus, verursacht durch die impfunwilligen Coronaleugner. 2022 rechne ich dafür (optimistisch wie ich bin) mit offenen Grenzen überall.