Spezielle Zustellung: Hochentzündliches für den Vulkanologen

In einem relativ bekannten 4×4 Internetforum gibt es einen Bereich für „Transporte“. Dort kann jeder bevorstehende Routen für Huckepack Transporte bekannt geben oder eigene Transportwünsche anmelden. Meist wird das von Usern genutzt, die irgend etwas Sperriges wie schwere Ersatzteile erworben haben. Falls der Verkäufer nur die Selbstabholung zulässt muss dann irgendwie ein Abtransport organisiert werden – mit Hilfe des Forums.

Aber manchmal verbergen sich in den Anfragen auch witzige Challenges, so wie die vom Carsten. Carsten war daran gescheitert, einem befreundeten Vulkanologen in Island drei Flaschen feinsten, lokal hergestellten Weinbrand zuzusenden. Plus etwas Marzipan und Schokolade. Der Isländische Zoll hatte die Einfuhr abgelehnt und so war Carsten auf der Suche nach jemanden, der den Alkohol eventuell im Handgepäck mitnehmen (schmuggeln) könnte.

Für mich kein Problem & geradezu verlockend. Hochentzündlichen Schnaps zum Vulkanologen schmuggeln, als Vulkan Fan ? Da konnte ich schwerlich ablehnen. Erfreulicherweise war die „legale“ Situation nicht so angespannt, wie anfangs gedacht. Bis zu 1 Liter hochprozentiges darf legal nach Island eingeführt werden. Da ich keinerlei Alkohol trinke und normalerweise nichts von dem Zeug an Board habe war dieses Kontingent komplett frei !

Ich hab die Story dann noch etwas ausgeschmückt und die drei Flaschen in eine schöne Kiste verpackt. Auf meinem Weg nach Island sind damit nicht nur witzige Fotos entstanden, von der Box auf reisen, sondern es wurden unterwegs noch weitere Kleinteile und Geschenke aufgelesen und hinzu gefügt.

Entstanden ist daher eine Foto Story über einen ungewöhnlichen „Schmuggel Roadtrip“ nach Island.

Vier Flaschen Spirituosen in einer Holzkiste auf einem gelben Stuhl
Der Start in Hannover: drei Flaschen Hochprozentiges, Marzipan und von mir eine kleine Flasche Mosel Rotwein.

Verladen im Truck & northbound to Iceland. Grob geschätzte Ankunft: in 45 Tagen.


Eine kleine Holzkiste mit olivgünen Militärfahrzeugen im Hintergrund
Bei den oliven Jungs. Das Militärfahrzeug Oster Treffen in Hepstedt. Ich hab eine original NVA Gürtelschnalle mit Hammer & Sichel bekommen, einen Aufkleber für die Box – und etwas militärischen Naschkram.

Leere Parzellen auf dem Lieblingsplatz Campingplatz in Fanø
Auf Fanø, Dänemark. Ein abgelegener Campingplatz ganz im Süden der kleinen Nordseeinsel. Kaum Besucher, die Parzellen sind leer, aber die Natur ist bereits erwacht.

250 Kilometer Luftlinie und 12 Tage bis zum Fährhafen Hirtshals DK.


Holzkiste mit einem kleinen Glas Bernstein Krümeln am Strand von Fanø Dänemark
Ebenfalls auf der Insel Fanø fotografiert. Mir hat es auf Fanø sehr gut gefallen und ich war über eine Woche auf der kleinen Wattenmeerinsel. Dort am Strand liegt viel Bernstein, ich hab ein paar Krümel in eine kleine Flasche gesteckt und in die Kiste getan.

Am letzten Strandtag fotografiert. Jetzt sind es noch 5 Tage in Dänemark, dann geht das Schiff im Fährhafen Hirtshals – auf nach Island.


An Bord der Norröna Fähre. Wie an einer Kette aufgereiht rollen die Fahrzeuge auf das Autodeck. Mein LKW steht bereits rechts bei den Campern. Ich bin der einzige private 4×4 LKW an Board.

Campingplatz Seydisfjördur
Der erste Tag in Island: Einreise in Seydisfjördur erfolgreich absolviert. In der Sonne ist es bereits recht warm, aber überall schmilzt noch der Schnee. Der Zoll wurde zum Glück problemlos passiert.

Damit bin ich weiter gekommen als Carsten, der das Paket nicht durch den isländischen Zoll bekommen hat. Yepee, Champagner !


Ursprünglich war der Plan, Richtung Norden nach Akureyri zu fahren. Aber dort ist es im Moment einfach noch viel zu kalt. Das Bild ist in der Nähe von Höfn entstanden, im Süden ist es im April bereits ganz angenehm.

Nun ist geplant, Gylfi irgendwie beim Vulkangebiet in Grindavik abzupassen. Bis dahin sind es rund 500 Kilometer.


Braune Kiste in einer Eishöhle
Die Box in einer Eishöhle am Jökulsarlon fotografiert, noch rund 400 Kilometer bis zum Treffpunkt.

Braune Kiste am schwarzen Strand von Vik i Myrdal

Am schwarzen Strand von Vik. Hinten links sind die markenten Steinformationen zu erkennen, welche diese Ansicht unverwechselbar macht. Mal sollen es versteinerte Trolle gewesen sein, dann Elfen, ich glaube es ist eher: irgendwas vulkanisches.

Ab hier sind es nur noch 230 Kilometer / 2 Tage bis zum Ausbruchgebiet in der Nähe von Grindavik.


Braune Kiste vor der türkis farbenen Blauen Lagune in Island

Die Blue Lagoon, Reykjanes Halbinsel. Aber wo ist Gylfi, der Youtuber & Vulkanologe ? Eigentlich waren wir auf dem Parkplatz verabredet, wo er allen ernstes im Auto übernachten wollte.

Ich habe den Verdacht, dass sie ihn dort direkt einkassiert haben. Hier steht nämlich ein Vulkanausbruch kurz bevor. Parkplatz Camping ist direkt vor dem Juwel Islands und Flagschiff der Tourismus Industrie vermutlich nicht gern gesehen.


Am nächsten Tag geht jedoch alles gut aus. Gylfi war nur etwas in der Gegend unterwegs, Drohne fliegen.

Gylfi auf dem Parkplatz der blauen Lagune in Island

Die Übergabe 🙂

Noch etwas Statistik …?

Reisezeit: die Box war 56 Tage lang unterwegs, davon 3 Tage auf See im Bauch der Norröna

Entfernung: 2250 Kilometer Luftlinien Hannover – Blue Lagoon. Als reine Fahrstrecke (LKW und Schiff) waren es mit einigen Abstechern über 3000 Kilometer

Ländergrenzen: Dänemark und Island

Spassfaktor der Challenge: 100 Sterne von 100 möglichen Sternen

Update November 2024: der Parkplatz der Blauen Lagune, auf dem Gylfi fotografiert wurde existiert nicht mehr. Er wurde am 21.11.2024 beim zehnten Vulkanausbruch auf der Reykjanes Halbinsel durch die Lava zerstört.

(Bildrechte: RUV.is)

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