Schlachtaktion bei Smeets & Zonen Belgien

Leider scheint meine Vorderachse ein Problem zu entwickeln: wenn ich stark einlenke und dazu leicht schräg stehe hört man manchmal ein leises knacken. Da Andy in seinem Differential letztens Metallspäne hatte und einem anderen DAF T244 Fahrer unterwegs eine Steckachse kaputt gegangen war – fand ich die Idee nicht schlecht, vorsichtshalber eine komplette Vorderachse als Ersatzteil zu besorgen. Rechtzeitig und nicht erst, wenn man irgendwo steht, nicht weiter kommt und dringend darauf angewiesen ist.

In Belgien war die Gelegenheit dazu günstig ! Ich hab auf dem Rückweg von der Belgischen Nordsee Küste (Bericht) und dem Zwischenstopp in Brüssel (Reportage Metro Stationen) bei SMZ Smeets & Zonen halt gemacht. Das lag direkt auf meinem Heimweg. SMZ hat noch ein paar unverkäufliche DAF T244 übrig, allerdings in sehr schlechtem Zustand.

SMZ (Webseite) handelt mit LKWs und exportiert dabei vor allem nach Afrika. Auf dem Hof stehen weit über 1000 Fahrzeuge. Im Office wird fröhlich auf französisch, niederländisch und englisch gefeilscht. Als Kunden sind mir dort Afrikaner im Dschellaba, Marokkaner und Einkäufer aus Nahost begegnet. Im Office zieht ein sehr knuddeliger Hund umher und freut sich über streichelbegeisterte Besucher. Kaffee ist umsonst. Für die Einkäufer aus Afrika, die mehrheitlich Muslime sind steht im Nachbargebäude sogar ein kleiner Gebetsraum zur Verfügung.

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Wenn man als Privatperson – nur einen einzigen – LKW erwerben will hat man es jedoch schwierig, ernst genommen zu werden. Eisbrecher war erneut mein tadellos funktionierender und keineswegs schrottiger DAF T244, mit dem ich dort vorgerollt bin. Die Verkäufer und Mechaniker hatten sichtlich Spass daran zu sehen, was für einen coolen Camper man aus so einer ex-Militär Kiste bauen kann. Mein Wunsch nach Ersatzteilen war daher menschlich und verständlich.

Ein Problem war jedoch, dass SMZ Smeets & Zonen nur mit kompletten Fahrzeugen handelt und das am liebsten in 20er oder 50er Paketen. Selbst schrottreife T244 Schlachtfahrzeuge gehen für rund 5000€ – 7000€ weg, zuzüglich Steuern.

Ich hatte daher die Wahl entweder nur die Vorderachse für 5000€ zu kaufen (der Rest geht in die Schrottpresse) oder eine Vorderachse für 5000€ mit noch einem LKW dran. Das schien ungewollt Mal wieder etwas aufwändiger als ursprünglich gedacht zu werden, aber Smeets & Zonen versicherte mir: du kannst den LKW sogar in unserer Halle zerlegen. Das ist wettergeschützt und wir stellen dir unser Werkzeug bereit. Du darfst den Kran benutzen und sogar den Schneidbrenner.

Hmm, das klang ja doch irgendwie überzeugend und ich war noch aus einem weiteren Grund interessiert: das war die Gelegenheit, den vom Fahrzeugbau Fischer aus Kirchheimbolanden komplett vermurxten Umbau auf diese Kippergelenke wenigstens teilweise rückgängig zu machen. Denn diese planlosen Amateure hatten extrem wichtige, tragende und massiv Kräfte aufnehmende Teile aus dem Rahmen entfernt, um da z.B. meine Aufnahme für das Reserverad lose klappernd einzustecken. Kaum zu glaubender Pfusch, die ganze Geschichte der Rettungsaktion in Sardinien nach komplett abgerissener Kabine ist hier: Parkplatz Notreparatur, Kabine abgerissen in Sardinien.

Sich die notwendigen original Rahmen Teile bei so einer Schlachtaktion schön selbst zu besorgen ist natürlich viel besser, als bei irgend welchen selbsternannten DAF T244 Teile Päpsten & Teilzeitcholerikern anzuklopfen.

Für solche Zerlege Aktionen braucht man jedenfalls schlagkräftige & erfahrene Mitstreiter. In dem Fall kann man sich blind auf Axel verlassen. Den kräftigen Österreicher hatte ich in Sardinien kennen gelernt, er hatte mir dort auf dem staubigen Parkplatz beim festschweissen der abgerissenen Kabine praktisch den Arsch gerettet.

Nach nicht einmal drei Minuten hatte ich über Whatsapp eine Zusage vom Axel, dass er Bock auf die Aktion hätte. Er könne sich in zwei Wochen von Kreta (sonniger Strand) auf den Weg nach Belgien (November Regenwetter) machen ! Whoow ! Solche Leute braucht es ! Einfach nur genial !

Nach etwas herum Geplänkel wegen dem Preis unterschrieb ich daher bei SMZ den Kaufvertrag und leistete eine Anzahlung.

Die Schlachtaktion bei Smeets & Zonen, mit Axel

Zwei Wochen später ! Treffen mit Axel bei Smeets & Zonen in Belgien, wir sind beide sehr gespannt auf die Zerlege Aktion. Extra für uns zwei hat ein kleiner Campingplatz in der Nähe seine Winterpause unterbrochen, um uns unter zu bringen. Ich bin im LKW unterwegs. Axel als waschechter Vanlifer im VW T4.

Für mich war das bereits die zweite Schlachtaktion. Beim ersten Mal hatte ich mitgeholfen, beim Christian Nickele in Oberwiesen einen T244 auf dem Hof dieser völlig unmöglichen Fahrzeugbau Fischer Firma zu zerlegen (Bericht).

War damals ne coole Aktion ! Rückblickend muss ich jedoch sagen, dass die Bedingungen dort alles andere als gut waren. Gebastelt wurde unter freiem Himmel, vollständig dem Wind & Wetter ausgesetzt. Nur mit dem mitgebrachten Werkzeug, ohne Strom oder Druckluft. Christian hatte wegen seiner Arbeit und tausend weiteren Projekten nie richtig Zeit. Letztendlich stand das Fahrzeug dort fast ein Jahr lang auf dem Hof. Wenn man den Aufwand mit der Anreise aus Hannover mit einberechnet hab ich für die paar ausgeschlachteten Ersatzteile entschieden zu viel bezahlt. Schlimmer noch: bestimmte Teile wie z.B. die beiden Kippzylinder hab ich sofort bezahlt, aber nie bekommen.

Ganz anders bei den Belgiern ! Uns wurde ein Platz in der Halle bereit gestellt, direkt unter einem 5 Tonnen Kran. Wir durften die komplette Werkstatt Ausrüstung der Profis dort benutzen: Schlagschrauber, sämtliches Werkzeug, Abzieher, sogar den Schneidbrenner. Bei Fragen hatten zwei polnische Mechaniker (beide super nett & hilfsbereit, absolute KFZ + LKW Profis) für uns Zeit.

Insgesamt war das Fahrzeug zwar nicht mehr vollständig, aber dann doch in einem besseren Zustand, als zunächst angenommen. So war die Kabine fast rostfrei und die meisten Schrauben leicht zu lösen. Mit Axel hatte ich es natürlich auch gut getroffen: bei ihm als ehemaligem KFZ Profi sitzt jeder Handgriff und er hat einfach viel mehr Kraft und Erfahrung als ich.

Wie man am besten vorgeht wusste ich noch aus der ersten Schlachtaktion. Zunächst wird die Pritsche abgebaut (Axel) und alles aus dem Führerhaus ausgebaut (Chris). Die leere Kabine hängt danach nur noch an den Kippzylindern und zwei Bolzen, die mit vier Schrauben gesichert sind.

Im nächsten Schritt wird die Kabine abgehoben und der Motor ausgebaut, übrig bleiben der Rahmen und die beiden Achsen.

Fast typisch: aus den Wartungsprotokollen war ersichtlich, dass der LKW nur ein paar Tausend Kilometer bewegt wurde. Das Öl im Motor war honiggelb: ständig gewartet & kaum gelaufen.

Die gut erhaltene Kabine wurde auf einen kleinen Europaletten Stapel gesetzt, um sie bewegen zu können. Schade, dass die Frontscheibe schon kaputt war.

Insgesamt war die Aktion nicht billig. Zunächst musste das Fahrzeug zuzüglich der Steuern bezahlt werden. Axel hat Geld bekommen. Zusammen mit Nebenkosten wie Supermarkt, Campingplatz, Restaurant, Axels Anreisekosten, Zirkusbesuch in Bree, kaputt gegangenem Werkzeug und diversen Kleinteilen waren es daher weitere 1.200 Euro. Der Transport nach Deutschland hat dann auch nochmal 1.100 Euro gekostet.

Ich bin hin und zurück fast 750 Kilometer gefahren, was rund 300 Euro für Diesel verbraucht hat. Fast eine fünfstellige Summe daher, was weit über meiner ursprünglichen Kalkulation lag.

Aber dafür bin ich nun nicht mehr abhängig von irgend welchen DAF T244 Teilebesitzern, falls mit meinem Fahrzeug Mal etwas ernsthaftes sein sollte. In der „DAF Szene“ gibt es leider mehrere Leute, von denen man zunächst denkt: das könnten deine besten Kumpels sein.

Und dann verkaufen sie dir erst alles viel zu teuer – oder behalten einfach das Geld und die Ware.

Und sonst bei Smeets & Zonen …?

Fazit: wir haben für die Zerlege Aktion zu zweit 8 Tage gebraucht. Dann war der LKW komplett zerlegt, alles ausgebaut, was noch zu gebrauchen war und vollständig auf Paletten verpackt. Knapp eine Woche später kam es zu einem Wintereinbruch in Belgien, den Niederlanden und Deutschland. Die Zerlege Aktion war daher gerade noch rechtzeitig, denn bei Minustemperaturen wäre es in der Halle sicherlich ungemütlich gewesen.

Smeets & Zonen hat uns beiden ein unglaubliches Vertrauen entgegen gebracht, die Bedingungen hätten nicht besser sein können. Meine Erfahrung mit Smeets & Zonen war daher sehr gut.

Zurück in Hannover

Die Lieferung der Teile hat sich dann noch etwas verzögert. Problem: Die Kapellenstrasse, in der ich wohne ist zugeparkt und eng. Ich hab mit meinem im Grunde handlichen 7,5-Tonner oft genug Probleme, da durchzukommen.

Eine Zugmaschine mit Trailer = vergiss es. Nach längeren Verhandlungen mit den unterschiedlichen Transportunternehmen war klar, dass weder die Lieferung mit einem kleineren Fahrzeug noch umladen in ein solches eine Option war.

Rettung in der Not war die Firma Ernst Metallbau (Webseite), direkt in meiner Nachbarschaft. Das Team dort ist total nett & hilfsbereit – und ja, im Hof wäre Platz und einen Stapler hätten sie wohl auch … yipeeee ! Anruf bei Smeets & Zonen: der LKW kann kommen !

Ich bin dem gesamten Team von Ernst Metallbau wirklich sehr für ihre Hilfe dankbar. Handwerker vom alten Schlag und eine Firma, auf die man sich blind verlassen kann.

Ein ziemliche Herausforderung war es dann allerdings, den entladenen LKW wieder auf die Strasse zu bekommen. Rückwärts zurück zur Hauptstrasse und auf die riesen Kreuzung fahren wäre viel zu gefährlich gewesen, aber wenden ging auch nicht. Wir haben alles versucht.

Letztendlich hatte ich keinen anderen Rat, als die Polizei anzurufen. Idealerweise, um vielleicht mitten im Berufsverkehr die vierspurige Kreuzung beim Eisstadion für uns zu sperren ?

Glücklicherweise meinte die Polizei, dass sie bereits über das verursachte Verkehrschaos informiert und unterwegs wären, weil eine „besorgte Bürgerin“ den Stau und unsere Versuche Schilder raus zu reissen beobachtet & gemeldet hätte. In der Situation ganz praktisch, diese Denunziantin, das hat uns (und den wartenden Leuten) Zeit gespart.

Die beiden Polizisten, die kurze Zeit später da waren, hatten eine prima Idee. Anstatt die Kreuzung dicht zu machen haben die beiden die Halterin des im Weg stehenden blauen Audis ausfindig gemacht. Die Frau wohnte tatsächlich vor Ort und war sogar zu Hause. Das Auto wurde umgeparkt. Damit war der Knoten geplatzt und der LKW Fahrer konnte sich auf den Heimweg nach Belgien machen !

Wenn man genau hinschaut, entdeckt man auf dem Foto oben auch das blaue Auto wieder. Das hatte die Frau kurze Zeit später auf den ursprünglichen Parkplatz zurück gestellt. Die Brücke dort ist fest in der Hand der Stadttauben. Dort wird alles innerhalb kürzester Zeit zugeschissen.

Ich bin in den nächsten Tage dann mit aufarbeiten und einsortieren der Ersatzteile beschäftigt. In meiner gemütlichen Werkstatt.