In den meisten Camping Fahrzeugen sorgt Gas für die Energieversorgung: zum kochen, heizen oder für den Kühlschrank. Leider sind die Systeme nicht weltweit einheitlich. Im Ausland stellt sich dann die Frage, wie man als Camper aus Deutschland (oder Europa) an neues Gas kommt. In diesem Artikel geht es daher um die unterschiedlichen Systeme und Adapter, um Gasflaschen aus Deutschland entweder neu zu befüllen oder um ausländische Flaschen am deutschen Gasregler anzuschliessen.
Je nach Reiseland ist es dann sinnvoll die passenden Füll Adapter oder die notwendigen Entnahme Adapter für Fremdflaschen dabei zu haben.
Denn wie wir noch sehen werden, gibt es weltweit unterschiedliche Standards sowohl beim Befüllen als auch beim Anschluss von Gasflaschen am deutschen Gasregler. Wer nur drei Wochen Urlaub in Polen macht wird erfreut feststellen, dass die in Deutschland üblichen grauen Gasflaschen dort sowohl befüllt als auch umgetauscht werden. Anders sieht es bei einer Reise nach Marokko aus. Beispielweise, um dort als Rentner im Camper zu überwintern. In den drei Ländern Frankreich, Spanien und Marokko lernt man gleich drei unterschiedliche Gasflaschen Systeme kennen. Zudem ist das befüllen deutscher Flaschen an der LPG Tankstelle in Frankreich und Spanien offiziell verboten.
Letztendlich ist dieser Artikel sogar für zwei Nutzergruppen gut: für Camper, die Gas brauchen und für Besitzer von einem Fahrzeug mit LPG Autogas.
Im ersten Abschnitt beschreibe ich die unterschiedlichen Gas Adapter zum befüllen und in welchen Ländern diese eingesetzt werden. Im zweiten Abschnitt geht es darum, ausländische Flaschen mit einem Adapter im deutschen Camper oder Overlander 4×4 Fahrzeug zu betreiben.
Es gibt daher zwei offizielle Lösungsansätze für das Problem „Gas Versorgung im Camper“. Als dritte, handwerklich zu nennende Lösung kommt noch das Umfüllen von ausländischen Flaschen in die Deutsche in Frage. Dazu werden die beiden Gasflaschen mit einem Adapterschlauch verbunden, um das Flüssiggas dann von der einen in die andere Flasche umzufüllen. Da bei diesem Ansatz jede Menge schief gehen kann ist mir persönlich allerdings nicht ganz wohl dabei, darüber zu berichten.
Praktiziert wird es aber durchaus.
Möglichkeit 1: Befüllen der deutschen Gasflasche im Ausland mit den Adaptern DISH, Bayonet, ACME oder Euronozzle
Die unterschiedlichen Anschlüsse sehen wie folgt aus:
Urheber / Bildrechte Wikipedia: Kreuzschnabel (lieben Dank !)
Eine ausführliche Beschreibung der vier Adapter Standards ist hier: Wikipedia Flüssiggas Adapter
In den unterschiedlichen Ländern Europas sind folgende Standards an der LPG Tankstelle üblich:
DISH | Bayonet | ACME | Bemerkung | |
---|---|---|---|---|
Albanien | x | |||
Belgien | x | Flaschen wie in Deutschland | ||
Bosnien & Herzegowina | x | |||
Bulgarien | x | |||
Dänemark | x | x | ||
Deutschland | x | |||
Estland | x | |||
Finnland | – | – | – | Kauf einer Flasche notwendig |
Frankreich | x | Befüllen verboten | ||
Griechenland | x | |||
Irland | x | |||
Island | Kauf einer Flasche mit Adapter nötig | |||
Italien | x | |||
Kroatien Kosovo | x | |||
Lettland | x | Befüllen verboten | ||
Liechtenstein | x | |||
Litauen | x | |||
Luxemburg | x | tausch der grauen Flaschen möglich | ||
Malta | x | |||
Moldawien | x | |||
Montenegro | x | |||
Niederlande | x | |||
Nordmazedonien | x | |||
Norwegen | x | x | ||
Österreich | x | x | ||
Polen | x | Flaschen wie in Deutschland | ||
Portugal | x | EURONOZZLE | ||
Rumänien | x | |||
Schweden | x | |||
Schweiz | x | x | ||
Serbien | x | |||
Slowakei | x | |||
Slowenien | x | |||
Spanien | x | EURONOZZLE | ||
Tschechien | x | |||
Ukraine | x | |||
Ungarn | x | System wie in Deutschland | ||
UK England | x | x | Befüllen verboten |
In den Länden ausserhalb von Europa sieht es so aus:
DISH | Bayonet | ACME | Bemerkung | |
---|---|---|---|---|
Russland | x | |||
Türkei | x | |||
Marokko | Gleiches Gewinde wie in Deutschland, aber länger. Zusätzliche Dichtung erforderlich | |||
Algerien | x | |||
Gergien | x | |||
USA | x | x | ||
Australien | x | |||
Kanada | x | |||
Chile | x | |||
Indien | x | |||
Neuseeland | x | |||
Armenien | x | |||
Die „World“ Tabelle ^^ ist leider noch sehr unvollständig, obwohl ich fleissig recherchiert habe.
Das Verfahren mit dem Befüllen an der Tankstelle ist nicht ungefährlich. Gasflaschen aus Deutschland haben kein Sicherheitsventil oder Überdruckventil und können daher leicht überfüllt werden.
Falls die Möglichkeit besteht, sollte die Flasche beim befüllen gewogen werden. Das kann man mit einer simplen Federwaage machen.
Gashändler im Ausland sollten jedoch eigentlich darauf eingestellt sein, auch deutsche Gasflaschen zu befüllen.
Falls nicht – geht es weiter mit: Möglichkeit Nummer zwei !
Möglichkeit 2: Anschluss einer ausländischen Gasflasche am deutschen Gasregler
Dafür wird eine ausländische Gasflasche gekauft oder ausgeliehen, um sie mit einem Adapter an die Gasanlage (den Gasregler) im deutschen Fahrzeug anzuschliessen. Das Gewinde links auf dem Bild ist daher jeweils für die deutsche Seite, der Anschluss rechts für die zu adoptierende Flasche.
Unser Gewinde hat: W21.8 (Linksgewinde)
Die Bezeichnung mit Nummern hat sich im Laufe der Zeit durchgesetzt. Typ 1 bis 4. Mehr scheint es im Handel nicht zu geben.
Typ 1: M10x1 Aussengewinde (Schweiz, Italien)
Typ 2: W20x1 1/14″ LH Innengewinde
Typ 3: M14x1 1,5
Typ 4: W21.8×1 1/14″ LH Innengewinde
Zum festziehen (nur handfest, Gummidichtung) wird ein 22mm oder ein 27mm Schlüssel verwendet.
Für Isländische Gasflaschen hatte ich einen speziellen Adapter in der Hand.
Wenn man mit den vier Adaptern zum Befüllen und den vier Adaptern zum Anschluss von Fremdflaschen losfährt (somit ein Set aus 8 Adaptern), sollte man für alle Eventualitäten gewappnet sein. Plus vielleicht noch ein Schlauch bis 10 bar mit Schellen, um etwas zu improvisieren, das wäre: Möglichkeit Nummer 3.
Möglichkeit 3: improvisiertes umfüllen mit einem Adapter von einer Flasche zur anderen
Dazu werden die volle und die leere Flasche mit einem unter Umständen improvisierten Adapterschlauch verbunden. Das Gas verhält sich in der Flasche wie eine Flüssigkeit. Wenn man die volle Flasche in einen Baum hängt, kann man damit eine unten stehende, leere Flasche halbwegs befüllen.
Das umfüllen von ausländischen in deutsche Flaschen wird unterwegs durchaus praktiziert, wenn man Berichten aus Foren und Internetblogs glauben schenken soll.
Sinnvoll wäre demnach ein Adapter, der auf die deutsche Flasche passt – aber einen Anschluss zu einem Schlauch hat und kein Gewinde. Um etwas basteln und improvisieren zu können.
Ganz wohl ist mir bei der Methode nicht, es kann einfach zu viel schief gehen. Aber es gibt im Handel tatsächlich offiziell zu kaufende Schlauch Sets, um Gasherde zum Beispiel auf den skandinavischen „clip on“ Standard mancher Gasflaschen umzurüsten. Dort ist „auch nur“ ein Schlauch mit Schlauchschellen enthalten, um alles dicht zu kriegen.
Ich persönlich setze lieber auf Strom. Wenn man im Sommer in Skandinavien ist und im Winter in den Süden ausweicht reichen vier Solarzellen völlig aus, um Strom im Überfluss zu haben. Dazu gibt es die Möglichkeit, die Akkus mit Landstrom oder über die Lichtmaschine aufzuladen. In meiner Kabine funktionieren Kühlschrank, Computer, Herdplatte, Kaffeevollautomat & Wasserkocher daher mit Solarenergie.
Letztendlich ist die Frage, ob man Gas oder Strom nutzen sollte auch eine Frage des persönlichen Verbrauchs. Heizen verbraucht vergleichsweise viel Gas, vor allem bei winterlichen Temperaturen unterhalb des Gefrierpunkts. Eine leere Flasche kann dann schnell fatale Folgen für den Urlaub haben. Werden jedoch nur kurz Kaffee und gelegentlich ein paar Nudeln mit Gas gekocht reicht eine randvolle 11 Liter Flasche dagegen zwei, drei Monate.
Obwohl ich Strom als wesentlich unkomplizierter empfinde … fand ich das Kapitel „Gas im Camper“ trotzdem interessant genug, um darüber ein wenig zu recherchieren und zu bloggen. Wenn für vier Wochen ein Camper gemietet wurde, der eine fest installierte Gas Anlage hat lässt sich das ja nicht ändern. Oder wenn kein Budget für eine komplette Solaranlage mit Wandler und grosser Lithium Batterie vorhanden ist. Gas oder Strom ist daher auch eine Kostenfrage.
Für Rückmeldungen, falls ich Fehler gemacht hab oder falls sich was geändert hat wär ich sehr dankbar.